Iggy Pop: Der Godfather of Punk feiert seinen 70. Geburtstag

Besonders groß ist der Godfather of Punk mit seinen 1,71 Metern nicht. Trotzdem vereint er zwei Persönlichkeiten in sich: sein bürgerliches Ego Jim Ostertag und sein extrovertiertes Künstler-Ich Iggy Pop ("Post Pop Depression"). Letzterer dominierte mit seinen Eskapaden und seinem bewegten Leben die Schlagzeilen. Zerstörte Hotelzimmer und Drogenabstürze waren beinahe an der Tagesordnung. Am 21. April 2017 feiert der US-amerikanische Sänger, Schlagzeuger und Wegbereiter des Punkrock nun seinen 70. Geburtstag. Dass er dieses Jubiläum überhaupt erleben kann, scheint angesichts seiner Vita beinahe ein Wunder zu sein.

1947 wird Iggy Pop unter dem bürgerlichen Namen James Newell "Jim" Ostertag in Michigan geboren. Seine Eltern üben bodenständige Berufe aus, seine Mutter ist Sekretärin, sein Vater Lehrer. Ungewöhnlich ist höchstens der Wohnort seiner Familie. Weil die Eltern stets Geldsorgen plagen, wächst der kleine Jim in einer Wohnwagensiedlung auf. Mit 18 gibt er sich als Schlagzeuger der Band The Iguanas passenderweise den Spitznamen Iggy.

The Stooges: Fluch und Segen für Iggy Pop

Ein Konzert der einstigen Rockband The Doors ändert für den jugendlichen Jim Ostertag schließlich alles. "Jim Morrison strahlte in jener Nacht eine düstere Gefahr aus. Alle im Publikum hatten Angst vor ihm. Morrison respektierte niemanden. Dass Musik mein Leben sein würde, war mir schon vorher klar, aber in jener Nacht lernte ich, dass ich auf der Bühne einfach noch viel mehr bieten muss. Morrison öffnete mir eine Tür, und ich sprang hindurch! Ohne The Doors hätte ich nie The Stooges gestartet", blickte Iggy Pop im September 2016 im Interview mit dem "Zeit Magazin" auf seine Entscheidung zurück, zusammen mit Ron Asheton (1948-2009), Scott Asheton (1949-2014) und Dave Alexander (1947-1975) die Band The Stooges zu gründen.

David Bowie: Der Retter in der Not

Die psychedelische Band wird durch ihre rauen und minimalistischen Gitarrenriffs und die exzessiven Bühnenauftritte zum Vorreiter des Punkrocks, bleibt aber von der Gründung 1967 bis hin zur Auflösung in den 1970er Jahren kommerziell erfolglos. Als die Band zerbricht, stürzt Iggy Pop in eine tiefe Krise und gerät in einen Strudel aus Rausch und Drogen. Doch die Rettung naht. In Form von David Bowie (1947-2016). Von 1976 an lebt Iggy Pop zwei Jahre lang mit dem britischen Popmusiker in einer WG in der Hauptstraße 155 in Berlin Schöneberg.

Anstelle von Iggy nennt Bowie seinen Freund und Mitbewohner Jimmy. Zwischen den beiden Namen liegt ein himmelweiter Unterschied wie Fotografin Esther Friedman, die den Rockstar zu seinen Berliner Zeiten kennenlernte und sieben Jahre lang mit ihm zusammen war, im "Zeit Online"-Interview einmal erklärte. "Iggy ist sein Bühnenname. Und es gibt ja auch tatsächlich zwei Charaktere: Es gibt Iggy und es gibt James." Zwischen den beiden lägen Welten. "Iggy ist zu 99 Prozent unerträglich. Und James, Jim, ist zu 99 Prozent erträglich."

Berlin: Iggys Kreativschmiede

Doch die Zeit in West-Berlin beschert Iggy Pop zwei seiner größten Erfolge. In den in Berlin ansässigen Hansa Studios nimmt er mit Bowie als Produzenten und Mentor an seiner Seite die Alben "The Idiot" (1977) und "Lust For Life" (1977) auf. Der Song "The Passenger", der auf letzterem Album zu finden ist, soll sein bekanntester Song werden. Laut Friedman "eine Hymne auf die Berliner S-Bahn".

Und heute?

1983 trennen sich Iggy Pop und Esther Friedman, verlieren sich aus den Augen. 1984 heiratet er die japanische Schauspielerin Suchi Asano. Die beiden lassen sich 1999 wieder scheiden. Es ist bis dahin die zweite gescheiterte Ehe des Rockstars. 1968 war er bereits kurze Zeit mit Wendy Weissberg verheiratet. Seit 2008 ist er mit seiner dritten Ehefrau Nina Alu glücklich und angeblich komplett clean.

Konnte er früher gar nicht genug von Opium, Kokain, Heroin und all den anderen Rauschmitteln kriegen, rührt Iggy Pop inzwischen laut eigenen Aussagen keine Drogen mehr an. Nicht einmal Zigaretten. "Ein paar Wochen vor dem neuen Millennium machte ich reinen Tisch. Ich hörte auf zu rauchen und habe seitdem nie mehr irgendeine Droge angerührt. Seit dem Beginn des Jahrtausends bin ich clean", sagte er im September 2016 im "Zeit Magazin". Mehr von Jim in Iggy zuzulassen, hat offenbar nicht geschadet. In diesem Sinn: Herzlichen Glückwunsch zum Siebzigsten!

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