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ILO: Mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze in Afghanistan weg

KABUL (dpa-AFX) - In Afghanistan sind seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban im August 2021 mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze verloren gegangen. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Die dem Regierungswechsel folgende Krise habe die Wirtschaft gelähmt und weiter verheerende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Man schätze, dass die Zahl der verlorenen Arbeitsplätze bis Mitte 2022 auf 900 000 anwachsen könnten.

Die Krise hat den Angaben nach vor allem für die afghanische Wirtschaft kritische Sektoren getroffen - darunter die Landwirtschaft, die öffentliche Verwaltung, soziale Dienste und die Bauwirtschaft. Hunderttausende Menschen in diesen Bereichen hätten ihren Job verloren oder erhielten keinen Lohn, heißt es in dem Bericht weiter.

Frauen seien besonders stark betroffen, so der Bericht. Die Beschäftigung von Arbeitnehmerinnen sei im dritten Quartal 2021 um geschätzt 16 Prozent zurückgegangen im Vergleich zu einem hypothetischen Szenario ohne Regierungswechsel. Die Islamisten lassen seit ihrer Machtübernahme Frauen in vielen Bereichen nicht an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Der Anteil von Frauen am afghanischen Arbeitsmarkt war ohnehin niedrig: Im Jahr 2020 betrug er 19 Prozent. Ohne substanzielle Änderungen in der Politik werde der Anteil noch einmal signifikant weiter sinken, heißt es von der ILO.

Die Wirtschaft Afghanistans befindet sich nach dem chaotischen Abzug der USA und ihrer Verbündeten und der Machtübernahme durch die Taliban im freien Fall. Ausländische Geldgeber stellten Hilfen in Milliardenhöhe ein, im Ausland geparkte Reserven der afghanischen Zentralbank wurden eingefroren. Nach UN-Angaben dürften in diesem Jahr 4,7 Millionen Menschen in Afghanistan an schwerer Unterernährung leiden, 3,9 Millionen davon Kinder.