Im Dorf heißt sie „Hasch-Oma“

Nichtsahnend ließ eine 81-Jährige aus dem oberbayerischen Waakirchen-Marienstein vor ihrem Haus eine Pflanze wachsen. Plötzlich stand die Polizei vor der Tür. Theresie Binder war wegen angeblichem Anbau von Hanf angezeigt worden. 

Eine fast zwei Meter große Haschpflanze stand im Garten der Seniorin (Foto: Thinkstock)
Eine fast zwei Meter große Haschpflanze stand im Garten der Seniorin (Foto: Thinkstock)

Gleich zweimal wurde Theresie Binder von einem Unbekannten angezeigt. Dabei hat sich die 81-Jährige „noch nie im Leben etwas zu Schulden kommen lassen.“ Umso größer war der Schreck, als plötzlich zwei Polizeibeamte vor ihrer Haustür standen. Was sie denn verbrochen habe, fragte die überraschte Frau. Als die Beamten erklärten, dass gegen sie eine Anzeige wegen des unerlaubten Anbaus von Haschisch eingegangen sei, war Theresie Binder fassungslos. „Was ist das? Worum geht es überhaupt? Was hab ich damit zu tun?“ Sie war zunächst überfordert. „Doch die Polizisten waren nett und haben mir alles erklärt“, erzählt sie. Sie hielt die Pflanze für eine Palme und habe noch ihren Sohn gefragt, was er meine. Doch der hatte keine Ahnung und sagte nur: „Lass halt wachsen.“

Und so wuchs direkt neben der Haustür und gut sichtbar von der Straße eine fast zwei Meter große Haschpflanze in die Höhe. Die Polizisten gruben sie aus und beschlagnahmten sie. „Wenn ich mit Absicht Hasch anbauen wollte, würde ich das doch nicht so gut sichtbar tun. So verkalkt bin ich nicht.“ Verdient hätte sie bei der Menge ohnehin nicht viel. Zumal es sich laut Auskunft ihres Neffen um eine männliche Pflanze handelt. Zur Herstellung von Haschisch oder Marihuana taugen aber nur weibliche Pflanzen.

Peinlich berührt: Im Dorf ist sie nun die Hasch-Oma

Schnell habe die Nachricht die Runde im Dorf gemacht. Immer wieder wird sie seitdem von anderen Dorfbewohnern mit dem Spitznamen „Hasch-Oma“ geneckt und beim Einkaufen darauf angesprochen. Die Seniorin ist in Waakirchen geboren und wohnt seit Jahren in Marienstein. Sie ist enttäuscht und „stocksauer“ über den Tratsch. In der Gemeinde glaube man ihr zwar ihre Unschuld, dennoch traut sich die alte Frau vor Scham kaum auf die Straße. Zudem sei in ihrer Akte ein Drogen-Delikt vermerkt.

Seit dem Sommer schon läuft die Anzeige. Wer dahinter steckt, weiß Theresia Binder bis heute nicht. Doch sicher ist für sie: Der Unbekannte wollte ihr eins auswischen. Wie die Pflanze tatsächlich vor ihr Haus kam, ist ihr ein Rätsel. Wahrscheinlich stammen die Hanfsamen aus Vogelfutter. „Wenn so etwas bei uns angezeigt wird, müssen wir dem halt nachgehen“, erklärte der zuständige Sachbearbeiter bei der Wiesseer Polizei gegenüber dem Merkur. Der Polizist geht davon aus, dass der Fall für Binder ein glimpfliches Ende nehmen wird. Nachdem nun die Lokalzeitung berichtete, haben etliche Bekannte bei Binder angerufen, um ihr Mut zuzusprechen. Noch ist unsicher, wann der Fall abgeschlossen wird. Die Staatsanwaltschaft München bearbeitet das vermeintliche Vergehen. Theresie Binder hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Doch vergessen wird das im Dorf keiner, da ist sie sicher.

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