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Im Januar verstorbener Brite womöglich erster Corona-Toter außerhalb Chinas

Sanitäterinnen in Southampton: Großbritannien wurde besonders schwer von der Pandemie getroffen (Bild: Leon Neal/Pool via Reuters)
Sanitäterinnen in Southampton: Großbritannien wurde besonders schwer von der Pandemie getroffen (Bild: Leon Neal/Pool via Reuters)

Berichte über einen Corona-Todesfall in Großbritannien bestärken Vermutungen, dass sich das Virus schon deutlich früher verbreitete, als bisher angenommen.

Der 84-Jährige Peter Attwood aus Chatham (Kent) erkrankte kurz nach Weihnachten schwer. Zu den Symptomen zählten Husten und Fieber, wie seine Tochter Jane Buckland der “Sun” berichtete. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte vor einem Rätsel standen: “Sie machten alle möglichen Tests, aber konnten nicht herausfinden, was mit ihm nicht stimmte”, erzählte Buckland der Zeitung. Ihr Vater starb am 30. Januar. Als Todesursache wurden eine kongestive Herzinsuffizienz und Lungenentzündung vermerkt, die Natur seiner Erkrankung blieb jedoch unklar.

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Ende August sorgte dann die zuständige Gerichtsmedizinerin von Kent, Bina Patel, für Gewissheit: Sie teilte Buckland mit, dass bei einer nachträglichen Untersuchung von Proben des Lungengewebes Covid-19 nachgewiesen wurde. Attwood ist damit der früheste bisher bekannte Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus außerhalb Chinas - er starb nur 19 Tage nach dem ersten nachgewiesenen Todesopfer in Wuhan und einen Tag, bevor die ersten damals bekannten britischen Corona-Fälle in York bestätigt wurden.

Futter für Vertuschungs-Vorwürfe gegen China

Der Fall bekräftigt die Annahme vieler Wissenschaftler, dass sich das Virus schon lange vor seiner Entdeckung verbreitet hatte. Schon Wochen bevor die chinesische Regierung am 31. Dezember den Ausbruch eines neuen Erregers bei der WHO meldete, grassierte die zunächst noch rätselhafte Lungenkrankheit in Wuhan. Forscher, die die Genome der verschiedenen bekannten Typen des Virus zurückverfolgen, nehmen allerdings an, dass es in anderen Teilen Chinas bereits im Oktober oder sogar im September zirkulierte.

Wuhan war das erste Epizentrum der Pandemie, doch immer mehr Forscher gehen davon aus, dass das Virus schon vorher kursierte (Bild: China Daily via Reuters)
Wuhan war das erste Epizentrum der Pandemie, doch immer mehr Forscher gehen davon aus, dass das Virus schon vorher kursierte (Bild: China Daily via Reuters)

Ohnehin häufen sich auf politischer Ebene die Vorwürfe gegen die chinesische Regierung, den Ausbruch zunächst vertuscht zu haben. Auch Buckland schließt sich den Anschuldigungen an: “Mein Vater könnte noch unter uns sein, wenn wir früher von der Bedrohung durch dieses schreckliche Virus gewusst hätten”, sagte sie der “Sun”. Nach heutiger Kenntnis der Faktenlage hätten die Familie ihn isoliert, da er, abgesehen von seinem fortgeschrittenem Alter, unter einer Vorerkrankung am Herzen litt.

Was hätte den Briten erspart werden können?

Buckland hegt dabei einen schlimmen Verdacht: Sie selbst könnte ihren Vater angesteckt haben: “Ich hatte vor Weihnachten alle Covid-Symptome, aber keiner wusste, was es war,” erzählte sie. “Ich war auf Weihnachtsfeiern und habe alle umarmt und geküsst, auch Leute die ich nicht kannte, wie man es an Weihnachten eben tut. Wenn wir gewusst hätten, dass wir ein tödliches Virus verbreiten könnten, hätten wir uns anders verhalten. Wer weiß, wie viele Leben hätten gerettet werden können?”

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Großbritannien ist besonders stark von der Pandemie betroffen und hat mit über 41.000 Toten die meisten nachgewiesenen Todesfälle in Europa. Epidemiologen führen derart schwere Ausbrüche in der Regel unter anderem darauf zurück, dass das Virus lange vor der Entdeckung unerkannt in der Bevölkerung kursierte.

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