Im Mercedes zur Tafel? Falschmeldung über Muslima sorgt für Wirbel

Seit ein paar Tagen wird ein Foto auf Facebook verbreitet, das vor einer Tafel in Landau aufgenommen wurde. Darauf zu sehen: Eine Muslima, die die Tür eines Mercedes öffnet. Sofort sammelte der Beitrag mehr als 1.300 Kommentare und sorgte für eine Hetzkampagne son­der­glei­chen. Ausländische Bürger würden kostenlos Lebensmittel beziehen, aber eine Luxuskarre fahren. Doch es ist nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Dieses Foto löste eine Hetzkampagne auf Facebook aus. (Bild: Facebook)
Dieses Foto löste eine Hetzkampagne auf Facebook aus. (Bild: Facebook)

Über 32.000 Mal wurde das Foto inzwischen geteilt. Es zeigt eine Frau mit Kopftuch, die – so hat es zumindest den Anschein – als Beifahrerin in einen silbernen Mercedes einsteigt. Zuvor, wird gemutmaßt, habe sie bei der Tafel kostenlos Essen abgegriffen.

“Der Mercedes gehört natürlich der Tante aus Bukabuka in der Türkei oder im Libanon. Ist doch Normalzustand besonders bei den Libanesen, mit der Luxuskarosse die Staatsknete abholen“, “Nix zu fressen aber Benz, oder fressen bei Tafel holen und deshalb Benz“ oder “Ja wunderbar, fahren mit dem Benz vor … und das ist mal richtig dreist, bis vor die Türe … ohne Scham“ – so lauten nur einige der vielen Facebook-Kommentare.

Gepostet wurde die Aufnahme von einem Nutzer namens Marco Kurz, der sie mit dem Text “Heute vor der Landauer Tafel. Läuft!” versah. Die meisten Kommentare unter dem Foto sind rassistisch, voreingenommen und voller Hass. Dabei spielte sich in Wirklichkeit alles ganz anders ab.

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Auf ihrer Webseite erklärt die Landauer Tafel: “Mit dem abgebildeten Auto wird eine (deutsche) Rentnerin abgeholt, die den Weg zur Tafel nicht mehr allein zurücklegen kann. Hilfsbereite Nachbarn fahren sie dann mit ihren Autos zur Ausgabestelle. Dazu gehört auch diese muslimische Familie, die von uns selbst keine Lebensmittel bezieht.”

Die Betreiber der Tafel fügten außerdem hinzu: “Um in einer Tafel Lebensmittel zu erhalten, muss jeder mindestens einmal jährlich nachweisen, dass er bedürftig ist- egal, welche Nationalität er hat. In unserem Tafel-ABC kann man unter N-Nachweis lesen, welche Unterlagen wir benötigen.“

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Die Tafel appelliert an die Facebook-User, diese Falschmeldung nicht zu verbreiten und zu helfen, aktiv gegen solche Verleumdungen vorzugehen: “Der Hunger kennt keine Nationalität- bei uns bekommt jeder Hilfe, egal woher er kommt.“