Immunologe bei Lanz: "Als Geimpfter kann man sich bisschen entspannen"

"Der Schutz vor dem schweren Verlauf ist immer noch sehr gut", sagte der Immunologe Carsten Watzl angesichts der steigenden Impfdurchbrüche. (Bild: ZDF)
"Der Schutz vor dem schweren Verlauf ist immer noch sehr gut", sagte der Immunologe Carsten Watzl angesichts der steigenden Impfdurchbrüche. (Bild: ZDF)

Die Infektionszahlen steigen, auch von Impfdurchbrüchen ist immer häufiger die Rede: Viele Menschen fragen sich deshalb, ob sie eine sogenannte Booster-Impfung brauchen. Der Immunologe Carsten Watzl gab bei "Markus Lanz" nun Entwarnung für die meisten Geimpften.

Booster oder kein Booster? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Geimpfte. Grund für diese Überlegung ist der erneute starke Anstieg an Neuinfektionen und Hospitalisierungen. Gleichzeitig bereitet die Tatsache, dass zunehmend auch Immunisierte an Corona erkranken, vielen Menschen Sorge. Doch was sagt die Wissenschaft? Diese Frage wollte Markus Lanz am Donnerstag in seiner gleichnamigen ZDF-Talkshow klären. Dafür sprach er mit dem Immunologen Carsten Watzl, der neben dem ehemaligen SPD-Parteichef Franz Müntefering, dem Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen Michael Keller sowie der Journalistin Anja Maier vom "Weser-Kurier" zu Gast war.

Impfdurchbrüche seien zu erwarten gewesen, sagte Carsten Watzl. Die ersten Fälle seien bereits in der Zulassungsstudie aufgetreten. Dass sie nun häufiger auftreten, liege daran, dass "der Schutz vor der reinen Infektion mit der Zeit ein bisschen nachlässt", erklärte er. Aber der Schutz vor einem schweren Verlauf sei weiterhin sehr gut und liege bei über 90 Prozent. Geimpfte können also auch mit Fieber auf die Infektion reagieren, wirklich gefährlich wird es meistens aber nicht.

"Allein deswegen hat sich die Sendung schon gelohnt"

"Deshalb kann man sich als Geimpfter ja auch so bisschen mal entspannen", sagte Watzl. Lanz zeigte sich erfreut: "Das ist so ein guter Satz am Ende dieser Woche. Allein deswegen hat sich die Sendung schon gelohnt." Natürlich gebe es Gruppen, bei denen die Booster-Impfung dennoch sinnvoll sei, fuhr Watzl fort: Dies betreffe zum einen all jene Menschen, bei denen die Impfung nicht richtig gewirkt habe: "Das sind Leute, die Erkrankungen haben, die das Immunsystem betreffen oder Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken", konkretisierte er. Zum anderen sei Alter ein Risikofaktor: Menschen über 60 hätten als erste den vollständigen Impfschutz erhalten. Sie müssten sich nun auch als erste ihre Auffrischung abholen. Alle anderen kämen durch den Winter ohne die dritte Booster-Impfung. Sie könnten sich die Auffrischung entweder im Sommer holen per Injektion holen oder irgendwann durch eine Infektion.

Die Runde bei
Die Runde bei "Markus Lanz" (von links): Gastgeber Markus Lanz, Franz Müntefering (SPD), Michael Keller (Bündnis 90/Die Grünen), Journalistin Anja Maier und Immunologe Carsten Watzl. (Bild: ZDF)

Im weiteren Verlauf der Sendung ging es dann unter anderem um die Causa Joshua Kimmich: Der Fußballer des FC Bayern München sorgt derzeit für Schlagzeilen, weil er sich vorerst nicht impfen lassen will. Er warte lieber auf einen Totimpfstoff, heißt es. Die Totimpfung sei der klassische Weg, den man etwa von der Grippeimpfung kenne, erklärte Watzl: "Ich vermehre Viren im Labor, töte sie ab, pack sie in einen Impfstoff." Diese Impfstoffe schützen zwar nicht so gut wie die mRNA-Stoffe, aber auch "ganz okay", sagte Watzl.

Doch es gebe ein Problem: "Seltene Nebenwirkungen kann ich erst wieder sehen, wenn ich ein paar Millionen Menschen damit geimpft habe. Das heißt: Im Vergleich der Sicherheit hinkt er wieder den jetzigen Impfstoffen hinterher." Außerdem müssten einem Totimpfstoff bestimmte Wirkverstärker wie Aluminiumverbindungen und DNA-Stücke beigemischt werden, damit das Immunsystem überhaupt reagiert. Diese seien zwar getestet und sicher, aber eben auch nicht unumstritten.

Video: "Pandemie noch lange nicht vorbei" - WHO warnt vor Neuinfektionen