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Impfskeptiker Aiwanger bei Maischberger: "Ich bin der Verteidiger der Freiheitsrechte"

Im Gespräch mit Sandra Maischberger zeigte sich der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger vor allem defensiv. (Bild: WDR / ARD)
Im Gespräch mit Sandra Maischberger zeigte sich der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger vor allem defensiv. (Bild: WDR / ARD)

Hubert Aiwanger machte zuletzt mit kontroversen Aussagen zum Thema Impfen von sich reden. Im Gespräch mit Sandra Maischberger ruderte der stellvertretende bayerische Ministerpräsident merklich zurück - und warf abermals Widersprüche auf.

Eine breite öffentliche Wirkung kann man Hubert Aiwanger derzeit nicht absprechen. Der Chef der Freien Wähler ist in aller Munde. Allerdings war er auch noch nie so umstritten wie jetzt. Nachdem Deutschlands wohl bekanntester Nicht-Geimpfter die streitbaren Gründe seiner Skepsis dargelegt hatte, hagelte es zuletzt Rücktrittsforderungen von Parteifreunden auf kommunaler Ebene. Da waren die Watschn, die der CSU-Chef Markus Söder seinem bayerischen Vize-Ministerpräsidenten in Interviews verpasste ("Ich mache mir Sorgen um ihm"), im Vergleich fast liebevoll formuliert.

Im ARD-Talk von Sandra Maischberger, der am Mittwoch erstmals seit Corona mit Studiopublikum aus der Sommerpause kam, war Aiwanger zwar immer noch ungeimpft, aber merklich defensiver als zuletzt. Dabei ließ die Moderatorin wenig unversucht, den unter "Querdenken"-Anbiederungsverdacht geratenen Wirtschaftsministser des Freistaats Bayern aus der Reserve zu locken.

Warum er sich nicht impfen lasse, wollte Hubert Aiwanger nicht verraten. (Bild: WDR / ARD)
Warum er sich nicht impfen lasse, wollte Hubert Aiwanger nicht verraten. (Bild: WDR / ARD)

"Ich wundere mich, dass die Person Hubert Aiwanger so interessant ist"

Auf die unverblümte Frage Maischbergers, ob er ein "Querdenker" sei, entgegnete Aiwanger mit einem Lachen. "Nein, auf keinen Fall." Er wolle lediglich gewährleisten, dass alle Bürgerinnen und Bürger selbst eine Wahl treffen dürften: "Jeder Einzelne hat sein Freiheitsrecht, selbst zu entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht." Auch er sei froh über die Impf-Möglichkeit, die sich im biete: "Ich unterstütze auch die Impfkampagne. Trotzdem müssen wir das Recht des Einzelnen auf seinen Körper respektieren."

Von aus dem Bekanntenkreis kolportierten Impfnebenwirkungen, bei denen ihm "die Spucke wegbleibt", wollte Aiwanger anders als noch vor Tagen nun nicht mehr sprechen. Auch auf wiederholte Nachfrage war Aiwanger keine explizite Begründung für seine Haltung mehr zu entlocken. "Egal, welches Argument ich sagen würde, es würde zerlegt und gegen mich verwendet werden", vemutete der stellvertretende bayerische Ministerpräsident.

"Solange wir keine Impfpflicht haben - und ich bin gegen eine Impfpflicht -, ist es die freie Entscheidung, und man muss dazu keine Begründung abliefern. Sonst wird es wieder ein Gremium geben, das die Begründung bewertet." Maischbergers Einwand, dass es vielmehr darum gehe, die Beweggründe zu verstehen, wehrte der Politiker ebenfalls ab: "Ich wundere mich, dass die Person Hubert Aiwanger so interessant ist."

Aiwanger: "Ich habe nie gesagt, dass ich mich nie impfen lasse"

Schließlich ruderte der Chef der Freien Wähler dann doch ein wenig zurück. "Ich habe auch nie gesagt, dass ich mich nie impfen lasse", so Aiwanger. "Zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht, ich schließe es aber für die Zukunft nicht aus." Die ständigen Nachfragen seien allerdings kontraproduktiv, erklärte er. "Wenn man täglich gefragt wird, wird es am Ende immer schwieriger, sich noch zur Impfung zu entscheiden. Dann heißt es: Warum ist er jetzt plötzlich umgefallen?"

Auch sei er nicht der "Impfgegner, als den mich einige abstempeln wollen", aber sehe sich als "Verteidiger der persönlichen Freiheitsrechte". Man dürfe Corona nicht allein aus "medizinischer Sicht bewerten", sondern müsse dies auch aus gesellschaftlicher, aus sozialer Sicht" tun.

Nach dem Gespräch mit dem Landespolitiker blieben im Studio vor allem fragende Gesichter. "WELT"-Journalist Robin Alexander fasste die Verwirrung zusammen: "Er sagt, er ist nicht gegen die Impfkampagne, will sich aber selber nicht impfen lassen. Und verrät nicht warum." Der stellvertretende Chefredakteur äußerte eine Theorie, was hinter Aiwangers widersprüchlichen Aussagen stecken könnte: "Der sucht ein Thema. Der sucht eine Gelegenheit, ins Fernsehen zu kommen. Der hat das gestartet, damit er heute dieses Interview mit Ihnen machen kann."

Robert Habeck will "nicht über eine Impfplicht reden"

Auch Robert Habeck, der im Anschluss in der Sendung zu Gast war, zeigte sich irritiert vom Auftritt des bayerischen Wirtschaftsministers. "Herr Aiwanger irrt dreifach", befand der Grünen-Co-Parteivorsitzende. Erstens sei man "als stellvertretender Ministerpräsident nicht einfach Privatperson", zweitens nehme man im Falle einer Corona-Erkrankung "die Solidarität des Gesundheitssystems in Anspruch", und drittens gebe es politische Alternativen.

Mit letzterer Aussage spielte Habeck auf die bayerische Landtagswahl im Jahr 2018 an, bei der sich Markus Söder für eine Koalition mit den Freien Wählen und gegen eine mit den Grünen entschieden hatte. Dass eine Koalition aus CSU und den Grünen wohl ebenfalls für Konflikte gesorgt hätte, räumte Habeck allerdings ebenfalls ein - auch in Hinblick auf eine Aussage, die der Grünen-Chef im April 2020 noch getroffen hatte. Damals hatte Habeck laut über eine mögliche Impfpflicht nachgedacht. Mittlerweile habe er seine Meinung jedoch geändert, erklärte der Politiker. "Wir sind nicht an dem Punkt, an dem wir über eine Impfplicht reden müssen."