In den Sturmfluten von „Sandy“

Mann hinterließ Abschiedsbrief – und überlebte.

Als Hurrikan „Sandy“ vergangene Woche an der amerikanischen Ostküste wütete, glaubte ein Mann namens Mike aus New Jersey, dass er die Sturmflut nicht überleben würde. Schutz suchte er im Haus einer Fremden, dort hinterließ er auch einen Abschiedsbrief. Glücklicherweise wurde der 28-Jährige gerettet. Sein Brief, ein Dokument der Verzweiflung, geht nun um die Welt.

Christine Treglia hatte ihr Zuhause in New Jersey vergangene Woche vorsichtshalber verlassen, als Hurrikan Sandy über die Ostküste zog. Mit entsprechenden Verwüstungen hatte Treglia bei ihrer Heimkehr also gerechnet. Nicht jedoch mit dem Abschiedsbrief, den sie vorfand. „Wer auch immer das liest: ich sterbe“, war in ihm zu lesen. „Ich bin 28 Jahre alt, mein Name ist Mike. Ich musste in Ihr Haus einbrechen. Ich habe mir Decken von der Couch genommen. Ich bin unterkühlt. Ich habe nichts gestohlen. Eine Welle hat mich aus meinem Haus den Block heruntergespült. Ich glaube nicht, dass ich überleben werde.“ Der Wasserstand draußen sei mindestens drei Meter, schrieb der Zufluchtsuchende, und Hilfe sei keine in Sicht. „Sagen Sie meinem Vater, dass ich ihn liebe.“ Darunter notierte Mike noch die Telefonnummer seines Vaters Tony. Den Brief schloss er ab mit den Worten: „Auf Wiedersehen. Möge der allmächtige Gott mir helfen.“ 

Mike wurde erhört. Wie der Radiosender „WOBM-FM“ auf seiner Website berichtet, ist der junge Mann mittlerweile wieder mit seinem Vater vereint. Auch Treglia verweist auf ihrer Facebook-Seite auf einen Bericht des Radiosenders. „Das war mein Haus, in dem Mike Schutz gesucht hat“, schreibt sie. „Wir haben diesen Brief und zwei weitere in unserem Haus gefunden. Außerdem hingen ‚Helft uns‘ –Schilder an unserem Fenster.“ Sie hätten sofort die von Mike notierte Nummer angerufen. „Wir waren so erleichtert, dass Mike in Sicherheit war und es nach Hause geschafft hat.“ Auch der Radiosender hatte die Nummer gewählt und Mikes Vater Tony am Apparat gehabt. „Das ist mein Sohn Mike“, so Tony gegenüber dem Sender. „Er ist hier. Wollen Sie mit ihm reden?“

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Dass Mike noch am Leben ist, hat er auch der Hilfe von Treglia zu verdanken. Seine Erlebnisse, nachdem er von einer riesigen Welle aus seinem eigenen Haus gerissen worden war, schilderte er im Interview mit „WOBM-FM“ wie folgt: „Ich bin so lange herumgeschwommen. Mir war so kalt. Ich dachte, dass ich gleich erfrieren werde.“ Außerdem habe er starken Durst von dem Salzwasser gehabt, das er geschluckt hatte. „Aber ich glaube, dass diese Frau aus irgendeinem Grund wusste, was in ihrem Haus passieren würde. Sie hatte Wolldecken überall verteilt. In die habe mich eingewickelt.“

Mike ruhte sich einige Stunden lang in dem Haus aus und verfasste den Abschiedsbrief. Dann wagte er sich trotz des hohen Wasserstands erneut nach draußen. Er habe einfach nicht so enden wollen, sagte er. Das Glück war ihm erneut hold. Ein Mann namens Frank habe ihn mit seinem Boot aus dem Wasser gefischt. Schließlich habe er Unterschlupf bei einem Freund in Kettle Creek gefunden, wo ihn sein Vater abgeholt habe. Ob der Abschiedsbrief  in einem Rahmen über Mikes Bett hängt oder zum Dank an Christine Treglina einen Ehrenplatz in deren Haus gefunden hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls wird er für Mike ein Relikt seines Überlebenskampfs bleiben.




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