Indischer Künstler bastelt für die Polizei einen Coronavirus-Helm

Mit dem gruseligen Helm will er zeigen: Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 kann jeden und jede erwischen. Der Künstler hofft, damit ein stärkeres Bewusstsein für die derzeitige Situation zu schaffen.

Der Polizist Rajesh Babu trägt den Coronavirus-Helm, um Menschen in seinem Revier auf die Gefahren des pandemischen Erregers aufmerksam zu machen. Foto: AP Photo / R. Parthibhan
Der Polizist Rajesh Babu trägt den Coronavirus-Helm, um Menschen in seinem Revier auf die Gefahren des pandemischen Erregers aufmerksam zu machen. Foto: AP Photo / R. Parthibhan

Ein Künstler aus Chennai, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Tamil Nadu, hilft der Polizei auf ganz besondere Weise, ein Bewusstsein für die Gefahren des neuartigen Coronavirus zu schafffen: B Gowtham, so nennt er sich auf Facebook, hat mithilfe von Pappmaché einen Motorradhelm zu einem Covid-19-Virus umgestaltet. Den Helm tragen nun abwechselnd Polizisten oder Polizistinnen, während sie an Kontrollpunkten die Durchsetzung der Ausgangssperre durchsetzen.

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In einem Interview mit “The Indian Express” sagt Gowtham, mit dem Helm wolle er eine weitere Verbreitung des Virus bekämpfen: „Ich sehe, wie Menschen die Ausgangssperre ignorieren und sich nicht schützen, während sie vor die Tür gehen. Sie verstehen den Ernst der Lage nicht.“ Mit der Sichtbarkeit des Virus-Helms wolle er zeigen, dass die Krankheit jede und jeden treffen könne.

Noch sind die Zahlen verhältnismäßig gering

Laut der Johns Hopkins Universität gibt es in Indien derzeit 1071 Infizierte und 29 Todesfälle. Die Zahlen sind damit vergleichsweise niedrig. Doch die Angst ist groß, dass das Land vor einer massiven Infektionswelle steht. “tagesschau.de” schreibt, wenn sich 40 Prozent der Bevölkerung anstecken würden, wären 70 Millionen auf Pflege im Krankenhaus angewiesen und 20 Millionen bräuchten ein Intensivbett. Das könnte kein Land der Welt meistern. Deshalb hat die indische Regierung die 1,3 Milliarden Menschen unter einen 21-tägigen Lockdown gestellt.

Am vergangenen Dienstag ist Gowtham deshalb zu seiner zuständigen Polizeistation gegangen und hat den Vorschlag eines Virus-Helms unterbreitet. Die Behörde stimmte zu und so machte sich Gowtham an die Arbeit. Innerhalb eines Tages hatte er alle Materialen beisammen, die er benötigte: „Ich habe dafür Plastikmüll recycelt und einen gebrauchten Motorradhelm. Mein Ziel war es, so wenig Ressourcen zu verschwenden, wie möglich.“

„Wenn du rausgehst, komme ich rein“

Bislang gibt es nur einen Virus-Helm. Doch weil zahlreiche nationale und mittlerweile auch internationale Medien darüber berichten, erreicht schon dieser ein großes Publikum. Gowtham sagt: „Ich bin sehr glücklich, dass die Botschaft weit über ihren eigentlich angedachten Bereich hinausgeht.“

Dabei ist das nicht die erste Coronavirus-Arbeit des Künstlers. Vor einigen Tagen erst hat er für die Polizei Plakate gefertigt, um sie an den Kontrollposten festzumachen. Darauf sind traurig dreinblickende Erreger zu sehen und der Satz: „Wenn du rausgehst, komme ich rein.“

Die Kraft der Kunst

Nicht alle Polizeikräfte in Indien setzen den Lockdowns auf so kreative Weise durch: Zahlreiche Videos in sozialen Medien dokumentieren willkürliche bis gewalttätige Taten gegen die Bevölkerung. Polizisten, die zur Strafe mit langen Holzstöcken auf Zivilisten einprügeln oder Zivilisten auf offener Straße erniedrigen und sie zu Kniebeugen oder Liegestütze zwingen.

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Gowtham sei deshalb froh, dass die Polizei, mit der er zusammenarbeite, höfliche Kooperation walten lasse. Für die kommenden Tage plant er, mehr Coronavirus-Kunst zu erschaffen – damit die Menschen die Quarantäne-Verordnungen und das „Social Distancing“ noch ernster nähmen: „Ich glaube an die Kunst und ihre Kraft, ein breites Publikum zu erreichen, um damit wichtige Botschaften zu vermitteln.“

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