Chinas Industrie schwächelt - doch Börsen euphorisch wegen Hilfe für Bausektor

In China läuft es wirtschaftlich weiterhin nicht rund, die Börsen reagierten am Montag jedoch euphorisch auf die Aussicht auf umfassende staatliche Unterstützung für den kriselnden Immobiliensektor. (Hector RETAMAL)
In China läuft es wirtschaftlich weiterhin nicht rund, die Börsen reagierten am Montag jedoch euphorisch auf die Aussicht auf umfassende staatliche Unterstützung für den kriselnden Immobiliensektor. (Hector RETAMAL) (Hector RETAMAL/AFP/AFP)

In China läuft es wirtschaftlich weiterhin nicht rund, die Börsen reagierten am Montag jedoch euphorisch auf die Aussicht auf umfassende staatliche Unterstützung für den kriselnden Immobiliensektor. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe des Landes sank im September den fünften Monat in Folge, wie aus offiziellen Daten vom Montag hervorgeht. Doch in der vergangenen Woche hatten die chinesische Führung und die Zentralbank eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, um die wirtschaftliche Wende zu schaffen.

Der sogenannte Einkaufsmanagerindex (PMI), den die chinesische Statistikbehörde am Montag veröffentlichte, lag bei 49,8 Punkten. Ein Wert unter 50 bedeutet einen Rückgang der Produktionsaktivität in der Industrie. Im August war der Rückgang mit einem Index-Wert von 49,1 Punkten stärker ausgefallen.

Die Erholung der chinesischen Wirtschaft kam bislang seit dem Ende der strikten Corona-Maßnahmen nur schleppend voran. Sie hat vor allem mit einer schweren Krise des Immobiliensektors zu kämpfen, die auch zur Schwäche des inländischen Konsums beiträgt. Die geopolitischen Spannungen mit den USA und drohende Strafzölle auch der EU trüben zudem die Stimmung der exportorientierten chinesischen Wirtschaft.

Der offizielle PMI konzentriert sich allerdings auf die Auftragseingänge der großen Unternehmen. Unabhängige Beobachter zeichnen unter Hinzunahme kleinerer Betriebe ein gemischteres Bild. Auch haben einzelne Bereiche insbesondere im Dienstleistungssektor, etwa der Tourismus, sich weitgehend erholt. Der Produktionsindex für den Dienstleistungssektor lag nach offiziellen Angaben im September bei 50 Punkten, im Vormonat waren es 50,3 gewesen.

In der vergangenen Woche kündigte die chinesische Führung zudem ein entschiedeneres wirtschaftspolitisches Vorgehen an. Die Ankündigungen blieben zwar zunächst - wie üblich - eher vage. Die Aktienmärkte quittierten sie dennoch mit Wohlwollen. Die Zentralbank brachte daraufhin auch erste Maßnahmen auf den Weg und senkte etwa die Mindestreserve für Banken.

Am Sonntag folgten weitere konkrete Schritte: Die drei Metropolen Shanghai, Guangzhou und Shenzhen beschlossen die Rücknahme von Kaufbeschränkungen für Immobilien. Am Montag berichteten staatliche Medien, die sechs größten Banken des Landes würden die Hypothekenzinsen senken. Beides dürfte den Immobilienmarkt anzukurbeln.

Die Börsenkurse in Shanghai, Shenzen und Hongkong setzten daraufhin ihren Höhenflug fort. Kriselnde Baukonzerne wie Sunac und Fantasia gehörten zu den großen Gewinnern mit Wertsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Der Immobilienriese Kaisa legte gar um 60 Prozent zu.

Der Bausektor galt lange als wichtiger Wachstumsmotor Chinas, der Bauboom der vergangenen Jahrzehnte geschah jedoch hauptsächlich auf Pump - die Unternehmen der Branche verschuldeten sich heillos. Als die Behörden Maßnahmen gegen die Verschuldung ergriffen, geriet eine Reihe riesiger Immobilienkonzerne ins Schwanken und steht heute vor der Zahlungsunfähigkeit. Projekte werden nicht fertiggestellt und die Preise sind im Keller.

In den vergangenen Monaten hatte die chinesische Regierung bereits Maßnahmen zur Belebung des Immobiliensektors ergriffen. Eine durchschlagende Wirkung war bislang aber ausgeblieben.

pe/cne