Inflation im Euroraum im September erstmals seit 2021 wieder unter zwei Prozent

Erstmals seit über drei Jahren hat die Inflationsrate im Euroraum im September wieder einen Wert von unter zwei Prozent erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. (DENIS CHARLET)
Erstmals seit über drei Jahren hat die Inflationsrate im Euroraum im September wieder einen Wert von unter zwei Prozent erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. (DENIS CHARLET)

Erstmals seit mehr als drei Jahren hat die Inflationsrate im Euroraum im September wieder einen Wert von unter zwei Prozent erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat mit Sitz in Luxemburg am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Die sich abschwächende Inflation gilt als Voraussetzung für weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Deutlich wirkte sich nach Einschätzung der Statistiker ein starker Preisrückgang bei Energieprodukten aus. Die Energiepreise sanken im Vergleich zum September vergangenen Jahres um sechs Prozent, im August waren sie bereits um drei Prozent zurückgegangen. Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich hingegen um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Am höchsten fiel der Preisanstieg erneut bei den Dienstleistungen aus, hier waren es 4,0 Prozent.

Für Deutschland gab Eurostat eine Inflationsrate in Höhe von 1,8 Prozent an. Die Bundesrepublik liegt damit im EU-Schnitt. Die EU-Behörde nutzt zur internationalen Vergleichbarkeit eine andere Berechnungsmethode als das deutsche Statistische Bundesamt, das die Inflation in Deutschland für September am Montag auf 1,6 Prozent geschätzt hatte.

Die höchste Inflationsrate im Euroraum verzeichnete nach Eurostat-Angaben Belgien mit 4,5 Prozent, gefolgt von den Niederlanden (3,3 Prozent) und Estland (3,2 Prozent). Am niedrigsten fiel der Preisanstieg in Irland (0,2 Prozent), Litauen (0,4 Prozent) und Slowenien (0,7 Prozent) aus.

Im August dieses Jahres hatte die Inflationsrate im Euroraum 2,2 Prozent betragen, im Juli lag sie bei 2,6 Prozent. Unter der Zwei-Prozent-Marke lag sie zuletzt im Mai 2021. Erklärtes Ziel der Europäischen Zentralbank ist es, die Preissteigerung langfristig bei zwei Prozent zu stabilisieren. Die sinkende Inflation dürfte die Spekulationen über eine erneute Zinssenkung der EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 17. Oktober anheizen.

EZB-Chefin Christine Lagarde gab am Montag in einer Anhörung vor dem Europaparlament in Brüssel zu bedenken, dass die niedrige Inflation im Jahresvergleich vor allem von hohen Energiepreisen im vergangenen Jahr abhänge und zum Jahresende wieder steigen könnte. Die Entwicklung der Preise im Euroraum stärke aber "unser Vertrauen, dass die Inflation zu gegebener Zeit zum Zielwert zurückkehren wird", erklärte Lagarde.

Die Zentralbank hatte ihren wichtigsten Leitzins Mitte September um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der sogenannte Einlagenzins, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der EZB anlegen können, sank damit auf 3,5 Prozent. Es war die zweite Zinssenkung in diesem Jahr. Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen bis Oktober 2023 als Reaktion auf die hohe Inflation schrittweise erhöht.

jhm/pe