Inflation schwächt sich erneut deutlich ab - Energie deutlich günstiger

Die Inflation hat sich im September vorläufigen Daten zufolge weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. (Ina FASSBENDER)
Die Inflation hat sich im September vorläufigen Daten zufolge weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. (Ina FASSBENDER) (Ina FASSBENDER/AFP/AFP)

Die Inflation hat sich im September vorläufigen Daten zufolge weiter abgeschwächt und das niedrigste Niveau seit Februar 2021 erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung am Montag mitteilte. Im August hatte der Preisanstieg bei 1,9 Prozent gelegen. Besonders stark wirkte sich ein deutlicher Rückgang der Energiepreise aus, während Dienstleistungen sich weiterhin überdurchschnittlich stark verteuerten.

Energie war im September den Angaben nach 7,6 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat. Im August hatte der Preisrückgang hier bereits 5,1 Prozent betragen. Die Entwicklung geht vor allem auf die gefallenen Ölpreise zurück. Die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln lag laut Statistikamt im allgemeinen Durchschnitt (plus 1,6 Prozent).

Dienstleistungen verteuerten sich hingegen um 3,8 Prozent. Das Inflationsniveau nimmt hier nur langsam ab - in den drei Vormonaten lag der Preisauftrieb bei konstant 3,9 Prozent im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat. Die sogenannte Kerninflation, welche die Preisentwicklung ohne die schwankungsanfälligen Bereiche Energie und Lebensmitteln abbildet, reduzierte sich nach Angaben der Statistiker dementsprechend deutlich weniger stark als die allgemeine Rate - um nur 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent.

"Die Kernrate ist von einigen wenigen Posten getragen, wie etwa Kfz-Versicherungen oder Mahlzeiten in Restaurants", erklärte Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Diese Effekte seien "kein Zeichen anhaltenden Inflationsdrucks". Schwankungen seien in den kommenden Monaten aufgrund der Energiepreise möglich, aber "die Inflation ist derzeit klar keine relevante Gefahr mehr für die deutsche Wirtschaft", ist sich Dullien sicher.

Carsten Brzeski, Analyst der ING-Bank, gibt sich vorsichtiger. Zwar könnte die aktuelle Schwäche der Industrie dafür sorgen, dass die Gewerkschaften ihre hohen Gehaltsforderungen überdenken, wodurch der Inflationsdruck weiter sinken würde. "Doch viele Verbraucher haben die realen Kaufkraftverluste der letzten Jahre noch nicht wettmachen können." Auch könnten Lieferkettenprobleme insbesondere im Zuge eines weltweiten Aufschwungs die Teuerungsrate wieder anheizen.

In jedem Fall geht Brzeski davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten stabil bleiben oder eventuell wieder anziehen könnte. "Mit Blick auf die Zukunft markiert der heutige Inflationswert wahrscheinlich das Ende des disinflationären Trends, der in diesem Jahr hauptsächlich durch Basiseffekte bedingt war."

pe/cne