Inflation: Teuerung bei Lebensmitteln abgeschwächt - Energiepreise sinken
Lebensmittel haben sich im Oktober weiter verteuert - aber deutlich langsamer als zuvor, während die Energiepreise in den meisten Kategorien sogar gesunken sind. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bestätigte am Mittwoch seine erste Schätzung zur Inflation von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im September hatte sie noch bei 4,5 Prozent gelegen. Der Ökonom Sebastian Dullien forderte ein Ende der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB).
"Aktuell lässt der Preisauftrieb auf der Verbraucherebene etwas nach", erklärte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Gerade bei Nahrungsmitteln und Energie seien die Preise aber zuvor "über den längeren Kriegs- und Krisenzeitraum" so stark gestiegen, dass dies für die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin spürbar sei. Im Vergleich zum Vormonat September blieb das Preisniveau den Angaben zufolge unverändert.
Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Jahresvergleich demnach weiterhin überdurchschnittlich stark: um 6,1 Prozent. Im August hatte der Preisauftrieb hier aber noch bei 9,0 Prozent und im September bei 7,5 Prozent gelegen. Besonders Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (13,4 Prozent), Brot und Getreideerzeugnisse (10,9 Prozent), Obst (9,6 Prozent) sowie Fisch (8,6 Prozent) verteuerten sich stark.
Die Preise für Speisefette und -öle sanken hingegen um 13,3 Prozent. Allerdings war die Entwicklung uneinheitlich: Während sich Butter stark um 27,5 Prozent verbilligte und auch für Sonnenblumen- und Rapsöl die Preise klar sanken, stiegen sie für Olivenöl um 38 Prozent an.
Die Preise für Energieprodukte lagen im Oktober 3,2 Prozent unter dem Niveau von vor einem Jahr. Im September waren die Preise noch leicht angestiegen. Besonders stark schlugen die Kraftstoffpreise mit einem Minus von 7,7 Prozent zu Buche. Erdgas war 13 Prozent günstiger, leichtes Heizöl sogar 28,2 Prozent. Strom verteuerte sich hingegen um 4,7 Prozent.
Die auch Kerninflation genannte Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie sank deutlich weniger stark als die Gesamtrate: von 4,6 Prozent im September auf nun 4,3 Prozent.
"Die noch hohen Teuerungsraten im Jahresvergleich sind einzig Konsequenz der Preisanstiege bis zum März", erklärte Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Gerade bei Nahrungsmitteln werde dies deutlich: "Seit März 2023 sind die Nahrungsmittelpreise nicht mehr gestiegen, sondern sogar leicht gefallen."
Die aktuelle Entwicklung zeige, dass die starke Inflation vor allem durch die Preisschocks bei Energie ausgelöst wurde: "Im Preisanstieg folgte die Inflation entlang der Wertschöpfungskette den Energiepreisen nach oben, jetzt folgt die Inflation bei anderen Gütern den Energiepreisen nach unten", führte Dullien aus. Die EZB müsse nun "endgültig" ihre Zinserhöhungen einstellen, um die Konjunktur nicht unnötig zu dämpfen. "Jede weitere Zinserhöhung jetzt wäre ein klarer geldpolitischer Fehler."
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