Inmitten der Panik am Markt - Während die Anleger in Scharen flohen, machten Hedgefonds Milliarden-Deals
An den Börsen muss es für jeden Verkäufer einen Käufer geben - auch und insbesondere bei einem Crash. Daten zeigen: Beim Kurseinbruch zum Wochenbeginn hat vor allem eine Gruppe Händler zugeschlagen. Denn sie sagen: Die Panik war mehr als übertrieben.
„Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, heißt es im Börsenjargon so schön. Beim Crash der Märkte zum Wochenauftakt grübelte aber wohl mancher Trader, wie lange die Kanonen denn donnern würden.
Derartige Sorgen sind berechtigt: Der Dax##chartIcon beispielsweise verlor schon am Donnerstag davor satte 2,3 Prozent. Wer dann gekauft hätte, hätte an den folgenden zwei Handelstagen mit ansehen müssen, wie sein Kapital nochmal um kumuliert gut vier Prozent geschrumpft wäre.
Es braucht also Mut für „buy the dip“, das englischsprachige Pendant zu „kaufen, wenn die Kanonen donnern“. Doch genau diesen Mut, berichtet Bloomberg, haben gerade Profis am Montag aufgebracht.
Hedgefonds staubten Aktien für Milliarden ab
Besonders Hedgefonds hätten so stark wie seit März nicht mehr Einzelaktien gekauft, während andere Anleger in Scharen flohen, zitiert die Finanznachrichtenagentur einen Report der Investmentbank Goldman Sachs##chartIcon . Daten des Rivalen JPMorgan##chartIcon würden ebenso zeigen, dass sich institutionelle Investoren für 14 Milliarden Dollar Aktien ins Depot geholt haben.
Laut Bloomberg unterstreiche der Einkauf der Profis am schlechtesten Börsentag des Jahres, dass es auch noch bullische Argumente für Aktien gebe – insbesondere, dass die Märkte angesichts der jüngsten Konjunkturdaten überreagiert hätten.
Da wäre etwa der US-Arbeitsmarktbericht des vergangenen Freitags. Die US-Wirtschaft baute im Juli nur 114.000 Stellen außerhalb des stark saisonalen Agrarsektors auf, knapp die Hälfte des 12-Monats-Schnitts von 215.000. Zudem stieg die Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent, den höchsten Wert seit November 2021.
„Wie eine Designer-Handtasche mit Rabatt“
Wenngleich derartige Datenpunkte schwächer ausfallen, haben sie noch nicht bestätigt, dass sich die US-Wirtschaft wirklich in einer Rezession befindet. Insofern, schreibt Bloomberg, folgten die Hedgefonds hier offenbar nur eine Chance.
„Es ist, als sehe man eine Designer-Handtasche mit einem Rabatt von zehn Prozent. Immer noch teurer, aber man weiß, das ist ein Deal“, kommentierte ein Stratege von Franklin Templeton die Kauflust der Profis.
Jonathan Caplis, Chef der Hedgefonds-Marktforschungsfirma PivotalPath, ergänzte: „Die Mehrheit der Hedgefonds-Manager, mit denen wir reden, erklären die Probleme am Markt als kurzfristig und emotionsgetrieben, im Gegensatz zu langfristigen, strukturellen Schwächen der Börsenfirma, oder sogar der US-Wirtschaft im Ganzen.“
Tatsächlich zeigen Bloomberg-Daten, dass die Firmen im marktbreiten S&P 500 ihre Gewinne in der Berichtssaison für das zweite Quartal um durchschnittlich zwölf Prozent gesteigert haben. Außerdem übertrafen vier von fünf Firmen dabei die Erwartungen der Analysten.
Banken-Indikator empfiehlt, „in der Marktschwäche zu kaufen“
Vor diesem Hintergrund wirkt das Vorgehen der Hedgefonds kalkuliert. Der renommierte Goldman-Sachs-Stratege David Kostin wies dabei darauf hin, dass der S&P 500 seit 1980 nach einem Rückgang von fünf Prozent in den kommenden drei Monaten im Median wieder um sechs Prozent gestiegen sei.
Auf der anderen Seite warnten Strategen der Citigroup##chartIcon in dieser Woche davor, dass eine Rezession keineswegs in die US-Kurse eingepreist sei. Das hätte auch Folgen für den Dax – ein beachtlichen Teil ihrer Gewinne erwirtschaften die deutschen Börsengranden nämlich in den USA.
Aber: Ein Indikator der Bank, der unter anderem die Bewertungen, die Zinskurve, die Profitabilität der Firmen und die Stimmung der Investoren berücksichtigt, signalisiert derzeit, dass Anleger „in der Marktschwäche kaufen“ sollten.