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Interview mit Nicole Staudinger: „Wenn ich 30 Kilo abnehmen kann, schafft es jede“

Wie es der Autorin es nach vielen Jahren endlich gelang, richtig abzunehmen.

Liebe Frau Staudinger, herzlichen Glückwunsch! Sie haben 30 Kilo abgenommen. Das ist mal eine Ansage. Wie lange haben Sie dafür gebraucht? Sicher mehr als 40 Tage Fastenzeit. Ganz ehrlich, ich habe mich jetzt schon so lange nicht mehr auf die Waage gestellt, aber tatsächlich habe ich insgesamt wohl etwas mehr als ein Jahr gebraucht. Sie haben zuvor schon zahlreiche Diäten probiert. Wieso hatte es nie geklappt? Beziehungsweise was war diesmal anders? Ich habe vorher immer zeitlich begrenzte Diäten gemacht oder Challenges. Sechs Wochen Trennkost, Punktezählen, oder keine Kohlehydrate und danach alles wieder wie vorher gegessen. Ich habe hier drei Fitness-DVDs liegen mit 30 Tage-Challenges. Aber die 35 Jahre davor, in denen ich keinen Sport gemacht habe und die 35 Jahre danach, in denen ich vielleicht dann auch keinen Sport mehr mache, fallen dann doch mehr ins Gewicht. Diesmal war es eigentlich der tiefenentspannteste Versuch, weil ich mir kein konkretes Ziel mehr gesetzt hatte. Sie haben mit 13 Ihre erste Diät angefangen. Was war damals der Auslöser? Ariane, 14, aus Bottrop hatte andere Oberschenkel als ich. Ariane hatte sich nackig mit Selbstauslöser für die Bravo fotografiert. Als ich sie sah, fing das Vergleichen an. Immerhin haben wir uns als Kinder der 90er Jahre ja noch mit echten Menschen verglichen. Da waren noch nicht alle „gephotoshopt“ und auf Instagram auf Hochglanz poliert. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Ihrer überstandenen Brustkrebserkrankung und Ihrem Abnehmerfolg? Einen direkten Zusammenhang sehe ich eigentlich nicht, außer dass ich bedingt durch Cortison und eine Hormontherapie, die mich künstlich in die Wechseljahre versetzt hat, nicht unbedingt die besten Vorbedingungen zum Abnehmen hatte. Tatsächlich habe ich nach der Therapie sehr viel zugenommen und war auf meinem Allzeit-Hoch. Aber das soll keine Ausrede sein. Es gilt für mich, wie für jeden anderen: „Jedes Pfündchen geht durchs Mündchen“. Aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz: Welche Diät war die vielversprechendste, welche in Ihren Augen eine wirklich verzichtbare? Schlimm ist wirklich dieses Almased-Pulver. Es schmeckt nicht. Funktioniert hätte sicher die Detelf-D-Soest-Methode, aber ich lasse mir doch nicht mal von Detlef vorschreiben, was ich zu essen habe. Ich wollte so gerne ein Butterbrot, aber Detlef wollte immer, dass ich Eier esse! Jeden Tag!! Als Kölnerin sind Sie ein echter Genussmensch, feiern Karneval und lieben Nutella-Brot und Nudeln mit Butter. In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie inzwischen statt M&Ms Cocktailtomaten naschen. Belohnen tut man sich doch mit etwas wirklich Leckerem, oder? Von Belohnungsessen bin ich tatsächlich weg. Ich habe einen knackigen Alltag, stehe auf der Bühne, schreibe, habe zwei Kinder, ich muss einfach fit sein. Und ich habe festgestellt, dass ich bei einem leichten Hungergefühl leistungsfähiger bin. Wenn ich Süßes esse, macht mich das müde und ich schaffe mein Pensum nicht mehr. Wenn ich unterwegs bin, nehme ich zwei Mahlzeiten zu mir: Ich frühstücke sehr gut und esse zuletzt gegen 14 Uhr etwas, wenn ich abends noch auf der Bühne stehe. Danach ist eh keine Gelegenheit mehr zum Essen. Und die Cocktailtomaten? Tatsächlich finden Sie Cocktailtomaten auch jetzt in meinem Auto, weil ich die wirklich immer zur Hand habe. Oder, was ich auch empfehlen kann, sind tiefgefrorene Datteln oder Skyr mit Tiefkühlfrüchten als Smoothie. Das löffele ich dann. Und ja, auch die M&Ms gehören nach wie vor zu meinem Leben, wenn ich es mir samstagabends mit dem Mann auf der Couch gemütlich mache. Aber die genieße ich dann bewusst. Und stelle mich vor allem am nächsten Morgen nicht mehr auf die Waage. Welche Rolle spielt Sport bei Ihrem Abnehmerfolg? Muskeln erhöhen den Grundumsatz und sorgen dafür, dass man auch auf der Couch liegend Kalorien verbrennt. Bei mir hat der Sport außerdem dafür gesorgt, dass meine Wechseljahresbeschwerden weg sind. Weil ich gerade mit einer Grippe kämpfe habe ich seit einer Woche keinen Sport gemacht, und prompt sind die Hitzewellen wieder da. Welchen Sport machen Sie? Ich mache ein sogenanntes High Intensity Training (HIT), bei dem täglich eine andere Muskelgruppe nacheinander beansprucht wird, dann springe ich auf dem Trampolin, dann laufe ich. Täglich von 7.15 Uhr bis 9 Uhr. Ich habe jetzt zum ersten Mal Kraft und Ausdauer. Wenn ich mit meinen drei Männern wandern gehe, bin ich jetzt endlich mal als erste oben. In Ihrem Buch taucht immer wieder der Satz auf „Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung“. In meiner Erfahrung spielt Hunger bei gescheiterten Diätversuchen leider meist die ganz entscheidende Rolle…. Vielleicht hilft es, einmal darüber nachzudenken, ob man die richtigen Sachen isst. Und dafür brauchen wir keinen Ratgeber und keinen Detox-Guru. Wenn wir nach dem Mittagessen in ein Suppenkoma fallen, dann können wir mal darüber nachdenken, was uns der Körper damit sagen will. Nudeln in Butter geschwenkt, sorgen auch bei mir für erhöhten Speichelfluss, aber sie sorgen leider eben nicht dafür, dass ich danach zu Höchstleistungen imstande bin. Sie haben Mann und zwei Kinder im Wachstum zu Hause, die alle nicht abnehmen mussten oder sollten. Wie haben Sie das geschafft, dass Sie und die Kerle satt wurden? Ich koche auf jeden fall nichts Unterschiedliches mehr. Es kommt schon noch vor, dass ich Paprikaschoten für mich und die drei Männer mit verschiedenen Füllungen bestücke, aber die Lasagne, die esse ich auf jeden Fall auch mit. Dann aber nur eine kleine Portion, die ich schön langsam esse. Der Magen gewöhnt sich wirklich an weniger. Es funktioniert. Eine Ernährungsumstellung und Lebensstiländerung ist etwas, was nie aufhört. Im Gegensatz zu einer zeitlich begrenzten Diät. Woher kommt bei Ihnen die dauerhafte Motivation? Wenn ich es schaffe, schafft es jede. Mich motiviert tatsächlich das richtige Essen, das heißt regionale, frische Produkte selbst zubereiten. Fast Food und Ravioli aus der Dose waren nie mein Problem, ich mochte immer schon gerne Selbstzubereitetes, mit lecker Geschmacksverstärkern, wie Butter und Sahne. Davon gibt es jetzt allerdings weniger. Und nichts mehr zwischendurch. Und zum Durchhalten nochmal: Jeder Tag ist neu, es lohnt sich, sich jeden Tag wieder reinzuhängen und es einfach zu tun. Egal, was am Tag zuvor war. Ausreden gelten nicht. Es ist kein Hexenwerk. Wie stehen Sie zu den gängigen Schönheitsidealen, die vor allem den jungen Frauen suggerieren, wie sie zu sein haben? Ich kann nur einen Appell richten, besonders an junge Mütter: Das A und O ist, dass wir unsere Figur nicht mit dem gleichsetzen mit dem, was wir sind und können. Ich war auch schon mit 30 Kilo mehr um die Hüften Bestseller-Autorin und eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Mütter müssen für ihre Kinder Erfolgserlebnisse jenseits von Schönheit und Äußerlichkeiten schaffen. Ich habe das Glück, dass ich immer bedingungslos geliebt wurde und werde. Wenn mein Sohn mir heute erzählt, dass ein Junge in seiner Klasse gehänselt wird, weil er dick ist, finde ich das fruchtbar. Dicke Jungs galten früher als stark. Als Gegengift zu den ganzen Instagram- und Photoshop-Vorbildern kann ich nur sagen: Schickt die Kinder raus zum Spielen, in den Verein, ins echte Leben, wo sie sich mit ihren Kumpels austoben können. Und zum Schluss: Geben Sie doch bitte uns weniger willensstarken Ladys noch einen heißen Tipp, wie wir auf den richtigen Pfad kommen! Jede sollte sich im Hinblick auf den eigenen Körper die Frage stellen: Ist das das Haus, in dem du wohnen möchtest? Wir verlangen jeden Tag so viel von unserem Körper: Er soll morgens aufstehen, konsumieren, verdauen, funktionieren, laufen, uns tragen, atmen. Da sollten wir uns auch mal fragen: Verhalte ich mich gegenüber meinem Körper so, wie er es verdient hat? Falls ich nochmal krank werden sollte, will ich jedenfalls meinen Kindern sagen können: Was ich in der Hand habe, meinem Körper Gutes zu tun, das habe ich getan. Und woher nehmen Sie Ihre Fröhlichkeit? Haben Sie nie Down-Tage? In der Tat bin ich wohl eine rheinische Frohnatur, aber ich habe auch schlimme dunkle Löcher, in denen ich es mir auch mal eine Zeit lang gemütlich mache. Zuletzt, als meine Kinder wegen Karneval schulfrei hatten und ich 800 Kilometer weit weg war, da hatte ich richtig Heimweh. Das ist ein richtiger Stich ins Herz, aber natürlich liebe ich das, was ich tue....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta