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Investor Frank Thelen schäumt bei Markus Lanz: "Da schäme ich mich für mein Land!"

"Tesla entwickelt sich exakt wie Corona", erklärte Investor Frank Thelen bei Markus Lanz. Gemeint war das als Lob. Das Warten auf die Tracking-App bringt den aus der "Höhle der Löwen" bekannten Investor jedoch auf die Palme.

Ein Autor, der in der Talkshow von Markus Lanz sein neues Buch bewerben will: Wer mochte, konnte das als das viel beschworene Stückchen Normalität sehen, auf das in diesen Tagen so viele hoffen. Frank Thelen war am Donnerstagabend zu Gast im ZDF-Talk, neben der Virologin Professor Melanie Brinkmann, dem Journalisten Olaf Sundermeyer und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Mitgebracht hatte Thelen, neben seinem Buch, noch allerhand Deutschland-Kritik. Der durch die TV-Sendung "Höhle der Löwen" (VOX) bekannt gewordene Investor nutze seinen Auftritt für eine Lektion in Deutschland-Bashing. Thema der Sendung war, natürlich, die Corona-Pandemie. Für Thelen offenbar vor allem ein technologisches Problem, das man, ganz im Geiste US-amerikanischer Apologeten, in den Griff bekommen könne, wenn man sich denn nur genug anstrenge.

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Dass es hierzulande noch immer keine Tracing-App gebe, beschrieb Thelen mit markigen Worten als Skandal. "Diese App hätte jetzt da sein können", schimpfte er. Unternehmen wie Telekom oder SAP, die an der Entwicklung beteiligt seien, seien aber leider "nicht die schnellsten, nicht die agilsten". Besser hinbekommen hätten das Start-ups, so die wenige überraschende Erklärung von Thelen, der sich selbst als "europäischen Seriengründer, Tech-Investor und TV-Persönlichkeit" beschreibt.

"Wie krank ist das denn", fragte er rhetorisch, und ereiferte sich darüber, dass man bei Restaurantbesuchen noch ganz klassisch zu Stift und Papier greifen müsse, um seine Kontaktdaten zu hinterlassen. "Da ist mir die Hutschnur geplatzt, da schäme ich mich für mein Land", so Thelen. Lanz nickte hier zustimmend, er warf an dieser Stelle den häufig gehörten Vorwurf ein, die deutschen Gesundheitsämter würden ihre Daten noch immer per Fax übermitteln. Belegen konnte er das aber genau sowenig wie der SPD-Ministerpräsident seine Behauptung, das mit den Faxen sei doch schon lange nicht mehr so.

"Tesla entwickelt sich exakt wie Corona"

Ganz in seinem Element war Thelen, als es zum Schluss der Sendung um die Wirtschaft ging. Da wurde zunächst kurz sein neues Buch eingeblendet, dann setzte der Investor zum Rundumschlag an. "In der Weltgemeinschaft ist Europa auf einmal unbedeutend", analysierte er, weil es hierzulande keine Tech-Unternehmen wie Facebook und Google gebe. Jetzt hole auch noch China auf - mit Apps wie TikTok, mit der China nun "in deutsche Kinderzimmer gucken" könne, wie der Tech-Experte Moderator Lanz bestätigte.

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Dass Deutschland einen starken Mittelstand hat, erwähnte Thelen nicht - er hat offenbar Größeres im Kopf. Ein Unternehmen wie Tesla etwa, mit seinem durchaus umstrittenen Chef Elon Musk. Schon bald werde der E-Auto-Bauer doppelt wo wertvoll sein wie VW, Daimler und BMW zusammen, prophezeite Thelen. Denn der Technologievorteil des Unternehmens aus Kalifornien werde bald uneinholbar sein.

"Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind", rückte Stephan Weil die Dinge ein wenig zurecht. Als Ministerpräsident des Volkswagen-Landes Niedersachsen eine wenig verwunderliche Sicht der Dinge. Es sei völlig falsch, einen "Abgesang" auf die deutsche Automobilindustrie zu starten, schließlich würden VW und Co. deutlich mehr Fahrzeuge produzieren als Tesla und auch deutlich höhere Gewinne einfahren. "Gewinne sind auch schlecht", konterte Investor Thelen, weil das bedeute, dass erwirtschaftetes Geld nicht wieder investiert werde, um weiter zu wachsen. "Tesla entwickelt sich exakt wie Corona", nämlich exponentiell, fasste Thelen seine Sicht auf die Vorteile des ewigen "höher, weiter, schneller" zum Schluss der Sendung zusammen. Ein wenig charmanter Vergleich vielleicht - Elon Musk aber würde das sicher so unterschreiben.

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