IOC vor nächstem Problem: Rio bereitet Sorgen

Thomas Bach leitet in Belek die Exekutivsitzung des IOC. Foto: Arne Dedert

Sechs Wochen nach den politisierten Olympischen Winterspielen in Sotschi warten auf Thomas Bach und das IOC bei der Exekutivsitzung in Belek schon die nächsten Probleme.

Bei der Versammlung stehen für den deutschen Präsidenten der Ringe-Organisation und die IOC-Regierung die gravierenden Verzögerungen bei den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro ganz oben auf der Agenda. Ähnlich wie bei der Fertigstellung der zwölf Stadien für die Fußball-WM in diesem Sommer steht auch dem IOC-Mega-Event ein Wettlauf mit der Zeit bevor.

Doch nicht nur der Ausblick auf Brasilien, auch die Rückschau auf Sotschi dürfte die Funktionäre noch einmal beschäftigen. Kritiker warfen Bach und seinen Kollegen mangelnde Distanz zu Russlands Staatspräsidenten Wladimir Putin vor, der die Spiele zur Selbstinszenierung genutzt hatte. Unterdessen hat der Tauberbischofsheimer die vergangenen Wochen genutzt, die Neuordnung im IOC mit der Besetzung der Kommissionen voranzutreiben.

Auf Nawal El Moutawakel, die marokkanische Chefin der Koordinierungskommission für Rio 2016, dürfte in der nächsten Zeit viel Arbeit zukommen. In den vergangenen Wochen hatte sich die Situation am Zuckerhut zugespitzt. Erst am Montag soll es zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Arbeitern auf dem Gelände des Olympia-Parks gekommen sein. Rund 2000 Arbeiter streiken seit Donnerstag. Grund sind die schlechten Arbeitsbedingungen und die zu geringe Entlohnung.

Zudem hatte Anfang vergangener Woche Rios Chefplanerin für alle kommunalen Olympia-Arbeiten, Maria Silvia Bastos Marques, ihren Rückzug angekündigt. Der Schritt kam nur zwei Wochen, nachdem die IOC-Inspektoren eine deutliche Warnung an die Organisatoren der ersten Olympischen Spiele auf südamerikanischem Boden ausgesprochen hatten. «Vollkommene Fokussierung und totalen Einsatz» hatte El Moutawakel dabei gefordert. Das wurde als eine Gelbe Karte wie einst bei Athen 2004 gewertet.

Die Verbände der Sommersportarten dürften bei der Sitzung in dem türkischen Badeort Belek ihre Bedenken sehr deutlich machen: Die Fertigstellung der Wettkampfstätten ist in Gefahr, für viele Projekte sind nicht einmal Ausschreibungen rausgegangen. Die vor den Spielen üblichen Testläufe drohen auszufallen. Dazu kommen Haushaltsprobleme und die Sorge um die massiv verschmutzte Guanabara-Bucht, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen. Rios Organisationschef Carlos Nuzman und Generaldirektor Sidney Levy sollten eigentlich in Belek Bericht erstatten, bleiben nun aber in Brasilien und sollen per Videokonferenz zugeschaltet werden.

Bach kümmerte sich indes in den vergangenen Wochen um die Einteilung der IOC-Kommissionen. Ng Ser Miang aus Singapur, einer von Bachs Rivalen im Rennen um die Präsidentschaft, tritt als neuer Chef der Finanzkommission die Nachfolge des zurückgetretenen Richard Carrion an. Unter Carrion wurden die IOC-Reserven von 100 auf 900 Millionen Dollar gesteigert. Der Japaner Tsunekazu Takeda folgt auf den Norweger Gerhard Heiberg, der nach zwölf Jahren den Vorsitz der Marketing-Kommission aufgab. Die wichtige Leitung der medizinischen Kommission übernimmt der Türke Ugur Urdener, nachdem der Schwede Arne Ljungqvist aus Altersgründen ausgeschieden war.

Auffällig war auch, dass Scheich Ahmad al-Sabah aus Kuwait und Russlands NOK-Chef Alexander Schukow mit der Leitung einer Kommission betraut wurden. Al-Sabah, der Bach bei der IOC-Wahl unterstützt hatte, wird die Kommission für olympische Solidarität leiten. Schukow, ein Vertrauter Putins, ist nun oberster Aufseher bei der Evaluierung für die Winterspiele 2022. Dass diesbezüglich laut jüngsten Umfragen die Mehrheit der Norweger gegen Oslo als Olympia-Ausrichter sind, dürfte dem IOC alles andere als gefallen.

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