Iranische Justiz: Deutsch-Iraner Sharmahd starb bereits vor geplanter Hinrichtung

Der im Iran zum Tode verurteilte Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd ist nach Angaben der iranischen Justiz vergangene Woche bereits vor seiner Hinrichtung gestorben. Der Verurteilte starb laut einem Sprecher, bevor die Hinrichtung ausgeführt werden konnte. (INA FASSBENDER)
Der im Iran zum Tode verurteilte Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd ist nach Angaben der iranischen Justiz vergangene Woche bereits vor seiner Hinrichtung gestorben. Der Verurteilte starb laut einem Sprecher, bevor die Hinrichtung ausgeführt werden konnte. (INA FASSBENDER) (INA FASSBENDER/AFP/AFP)

Der im Iran zum Tode verurteilte Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd ist nach Angaben der iranischen Justiz vergangene Woche bereits vor seiner geplanten Hinrichtung gestorben. "Jamshid Sharmahd wurde zum Tode verurteilt, seine Hinrichtung stand unmittelbar bevor, aber er starb, bevor dies ausgeführt werden konnte", sagte ein Justizsprecher am Dienstag. Zu den genauen Todesumständen sagte er nichts. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, der Iran sei für den Tod Sharmahds verantwortlich.

"Die Justizstellen in Iran als zuständige Behörde haben in der vergangenen Woche die Vollstreckung des Urteils gegen Jamshid Sharmahd öffentlich bekannt gegeben", teilte das Auswärtige Amt mit. "Sein Tod wurde uns von iranischer Seite bestätigt."

Sharmahd sei vom Iran "verschleppt und ohne faires Verfahren unter unmenschlichen Bedingungen und ohne die notwendige medizinische Versorgung jahrelang festgehalten" worden, hieß es weiter. "Wir setzen uns gegenüber der iranischen Regierung für die Übergabe des Leichnams an die Familie ein", fügte das Auswärtige Amt hinzu.

Die Bundesregierung hatte den Iran nach der Bekanntgabe der Hinrichtung auf das Schärfste kritisiert. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte, dies zeige, "was für ein menschenverachtendes Regime in Teheran herrscht". Das Auswärtige Amt ordnete die Schließung der drei iranischen Generalkonsulate in Frankfurt am Main, Hamburg und München an. Die Anordnung zur Schließung ausländischer Konsulate gilt im Instrumentenkasten der Diplomatie als besonders drastische Maßnahme. Die iranische Botschaft in Berlin bleibt geöffnet. Der deutsche Botschafter in Teheran, Markus Potzel, wurde zur Konsultation nach Berlin berufen.

Der Iran hatte die Schließung der Generalkonsulate als "irrationale Entscheidung" kritisiert, die "nicht zu rechtfertigen" sei. Teheran hatte zudem den Geschäftsträger der deutschen Botschaft einbestellt, um ihm den "starken Protest" des Iran zu übermitteln. Zuvor war auch Botschafter Potzel einbestellt worden.

Sharmads Tochter machte der Bundesregierung in den vergangenen Tagen schwere Vorwürfe. Sie frage sich, warum diplomatische Maßnahmen wie die Schließung der Generalkonsulate nicht schon vor vier Jahren ergriffen worden waren, als ihr Vater "entführt und in einem Schauprozess mit dem Tode bedroht wurde", sagte Gazelle Sharmahd dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auch die Regierung der USA, wo ihr Vater zuletzt gelebt hatte, kritisierte sie: Washington habe wie Berlin nicht genug Druck zur Rettung ihres Vaters ausgeübt: "Es gab ein paar Sanktionen, aber das ist ein Witz."

Sie warnte zudem im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP vor voreiligen Schlüssen zum Tod ihres Vaters. "Er könnte vergiftet worden sein, er könnte an den Folgen von Misshandlungen während mehr als 1500 Tagen in Isolationshaft gestorben sein. Er könnte gehängt worden sein", sagte sie. Auch dass ihr Vater noch am Leben ist, schloss die in den USA lebende Tochter nicht aus. Sie warte auf die Überprüfung seines Todes durch die deutschen und die US-Behörden. "Alles, was wir haben, sind Behauptungen ohne Beweise," sagte Gazelle Sharmahd.

Der in Teheran geborene Sharmahd war in Deutschland aufgewachsen und 2003 in die USA ausgewandert. Der 69-Jährige war im August 2020 von iranischen Behörden festgenommen worden. Nach Angaben seiner Familie wurde der Oppositionelle bei einem Zwischenstopp in Dubai vom iranischen Geheimdienst in den Iran verschleppt.

Die iranische Justiz warf Sharmahd vor, im Jahr 2008 an einem Anschlag auf eine Moschee mit 14 Toten und 300 Verletzten in der südiranischen Stadt Schiras beteiligt gewesen zu sein. Zudem wurde er beschuldigt, Anführer der Oppositionsgruppe Tondar (deutsch: Donner) zu sein. Diese lehnt das politische System der Islamischen Republik Iran ab und wird von Teheran als Terrororganisation betrachtet.

Die iranische Justiz warf Sharmahd zudem vor, Kontakte zum FBI und zur CIA zu pflegen sowie Kontaktversuche zum israelischen Geheimdienst Mossad unternommen zu haben. Wegen "Korruption auf Erden" wurde er im Februar 2023 zum Tode verurteilt. Am 28. Oktober gab die iranische Justiz auf ihrem offiziellen Portal die Vollstreckung des Todesurteils bekannt.

Sharmahd sei von der Justiz "als Iraner für die von ihm begangenen terroristischen Taten" verurteilt worden, sagte der iranische Justizsprecher. "Selbst wenn er nicht Iraner gewesen wäre und im Iran Verbrechen verübt hätte, hätten wir entsprechend der Gesetze und Vorschriften das Recht gehabt, diese zu verfolgen", fügte der Sprecher hinzu.

Nach Angaben seiner Familie hatte Sharmahd keinen iranischen Pass. Der Iran akzeptiert keine doppelte Staatsbürgerschaft.

kü/yb