Irre Behauptung eines Politikers: Das Internet wurde in Indien erfunden – vor mehr als 2000 Jahren

Biplab Deb sorgt gerade mit seiner Theorie über die Entstehung der Internets für Furore. (Bild: AP Photo)
Biplab Deb sorgt gerade mit seiner Theorie über die Entstehung der Internets für Furore. (Bild: AP Photo)

Der Ministerpräsident des indischen Bundesstaates Tripura, Biplab Deb, muss sich auf Twitter viel Spott und Häme gefallen lassen. Er hatte behauptet, moderne Technologien wie das Internet seien schon vor vielen Tausend Jahren in Indien erfunden worden. Auf den Spott reagiert er trotzig.

Der neugewählte Ministerpräsident des nordöstlichen Bundesstaates Tripura ließ sich auf einer öffentlichen Veranstaltung am Dienstagabend zu einer steilen These hinreißen: „Indien benutzt das Internet schon seit Ewigkeiten. (Die Figur) Sanjay im (indischen Epos) Mahabharata war blind, konnte aber trotzdem Geschehnisse auf dem Schlachtfeld an den (König) Dhritarashtra wiedergeben. Das wurde ihm durch das Internet und andere Technologien möglich. Satelliten gab es auch schon.“

Eine Kriegsszene aus dem „Mahabharata“ – haben wir die Überlieferung der Schlachten einem antiken indischen Internet zu verdanken? (Bild: Getty Images/Radiokukka)
Eine Kriegsszene aus dem „Mahabharata“ – haben wir die Überlieferung der Schlachten einem antiken indischen Internet zu verdanken? (Bild: Getty Images/Radiokukka)

Das bekannte indische Epos Mahabharata (dt. etwa „Die große Geschichte der Bharatas) wurde vermutlich erstmals 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung aufgeschrieben, soll aber auf wesentlich älteren Überlieferungen beruhen. Demnach hätten die alten Inder laut Deb seit weit mehr als 2000 Jahren Zugang zu modernen technologischen Errungenschaften. Diese „neue Erkenntnis“ inspirierte viele Twitter-Nutzer zu Neuinterpretationen der mythischen Geschichten.

Warum fragten ihn seine Verbündeten nicht, wie sie dem Tod auf dem Schlachtfeld entkommen könnten? Warum hat Sanjay die Schlacht zu Kurukshetra dokumentiert, wenn es auch Siri hätte tun können? Auch hätte Krishna die Bhagavad Gita wirklich auf Facebook live streamen sollen.

Das Internet existierte während der Zeit des ‚Mahabharata’ (laut Ministerpräsident von Tripura, Biplab Deb). Das ist natürlich die Wahrheit. Auf diese Weise hat Kunti ihren Sohn Karna von der Sonne heruntergeladen.

Ich unterstütze den Ministerpräsidenten von Tripura, Biplab Deb! Wie konnte (die mythische Figur) Gandhari 100 Söhne haben? Das war exzellente künstliche Befruchtung. Unsere Wissenschaftler waren schon damals ihrer Zeit weit voraus!

Hier sehen wir Krishna und Balaram, die in einer Skype-Konferenz mit den Pandavas über Kriegsstrategien beraten. Dies ist ein Beweis der Existenz von Internet & Satelliten während der Zeit des Mahabharata.

Jeder Tag ein neuer Witz.

Biplab Deb, der diese Behauptung in vollem Ernst vortrug, wird seither auf Twitter mit Spott überzogen. Aber es gibt auch Nutzer, die in solchen Aussagen einen gefährlichen Trend sehen.

Der Antiintellektualismus und die rückschrittlichen Ansichten von Teilen der (hinduistischen Regierungspartei) BJP verblüfft und besorgt. Anstatt die heutigen Probleme zu lösen, sind sie damit beschäftigt, eine fiktionale Vergangenheit zu romantisieren, die es nie gegeben hat. Erbärmlich und peinlich.

Denn Deb ist nicht der erste, der solch hanebüchenen Thesen aufstellt. Der Premierminister von Indien, Narendra Modi, etwa behauptete im Jahr 2014, dass es im antiken Indien Schönheitsoperationen gegeben habe. Und laut dem Jugendbildungsminister Satyapal Singh nutzten die Bewohner des alten Indiens Flugzeuge, wie er im September 2017 verkündete.

Bitte teilen: Internet und Satellit wurden nicht vor kurzem erfunden. Die Technologien existierten vor Millionen Jahren in der Zeit der Mahabharata – so der neue Ministerpräsiden von Tripura, Biplab Kumar Deb. Mensch, das ist ein Ministerpräsident und Indien wird in die Eisenzeit zurückversetzt!

Am Mittwoch reagierte Deb auf die vielen spöttischen Kommentare und verteidigte seine Aussagen. Er kritisierte die Twitter-Nutzer gegenüber der indischen Presseagentur „ANI“ als „engstirnig“: „Diese Menschen wollen ihre eigene Nation herabsetzen und stattdessen andere Länder hochachten. Glaubt ihnen nicht, glaubt der Wahrheit! Lasst euch nicht verwirren und und bringt auch andere nicht durcheinander!“

Außerdem sei so ein bisschen Aufmerksamkeit für seinen Bundesstaat auch nicht schlecht:

Viele Menschen ignorieren nordöstliche Staaten, deshalb musste ich eine solche Aussage machen. Jetzt scheint sich das ganze Land für Tripura zu interessieren. Das wird unseren Tourismus ankurbeln.