Die 10-Prozent-Regel bei Schulranzen können Sie vergessen
Auch dieses Jahr starten wieder viele Kinder ins erste Schuljahr. Doch der Ranzen sollte nicht zu schwer beladen werden – die 10-Prozent-Regel ist dabei allerdings veraltet.
Bei der Wahl des richtigen Schulranzens ist es Eltern wichtig, das bestmögliche Modell für einen vertretbaren Preis zu bekommen – unsere Testsieger-Tabelle hilft Ihnen dabei. Dabei spielt auch das Gewicht eine Rolle, da die Kinder sich nicht mit zu schwerem Gepäck auf den Weg machen sollen.
Ist das Eigengewicht des Ranzens möglichst gering, dann ist auch mehr Platz für Bücher, Hefter und Federkästchen. Schließlich soll der beladene Tornister nicht mehr als 10 Prozent des Körpergewichts des Kindes ausmachen.
Das ist zumindest die weit verbreitete Faustregel, doch diese ist über 100 Jahre alt und stimmt so gar nicht mehr.
Schulranzen: 10 Prozent des Körpergewichts ist veraltet
Bis zum Jahr 2010 gab es die DIN-Norm 58124, die besagte, dass ein gepackter Schulranzen nicht mehr als zehn bis zwölf Prozent des Körpergewichts des Kindes wiegen sollte. Das wären bei 25 Kilogramm gerade einmal 2,5 Kilo, wovon schon der Ranzen fast die Hälfte beanspruchen kann.
Allerdings gab es für diese 10-Prozent-Regel keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte – selbst das Deutsche Institut für Normung in Berlin konnte auf Nachfrage der Universität Saarbrücken keine Antwort dafür liefern.
Tatsächlich stammt die 10-Kilo-Empfehlung laut Professor Dr. Fritz-Uwe Niethard, Direktor der Orthopädischen Klinik am Uniklinikum Aachen, aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg: "Sie bezog sich darauf, wie schwer der Tornister eines Rekruten sein durfte, damit bei Langzeitbelastungen keine muskulären Ermüdungen auftraten", womit damals Märsche von 20 Kilometern gemeint waren.
Kein Schulkind in Deutschland muss solche Strecken bewältigen. Deshalb hatte die Universität Saarbrücken eine aktuellere Studie mit 60 Grundschülern durchgeführt und ist zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.
Schulranzen: 20 Prozent des Körpergewichts kein Problem
Bei der Studie namens "Kidcheck" nahmen 60 Mädchen und Jungen teil, deren durchschnittliches Körpergewicht 27 Kilogramm betrug. Mithilfe verschiedener Tests stellten die Wissenschaftler fest, dass es kein Problem für die Muskeln oder die Skelettstruktur ist, wenn der Ranzen 20 Prozent des Gewichts des Kindes beträgt – also doppelt so viel wie bis dahin angenommen. In diesem Beispiel sind das rund 5,4 Kilogramm.
Erst ab 30 Prozent stellten die Forscher überhaupt eine nennenswerte Aktivität von der Muskulatur am Bauch und unterem Rücken fest. Hier änderte auch die Wirbelsäule ihre Position und die Ruhehaltung wurde instabil.
Aber: "Selbst ein schwererer Ranzen wird eine gesunde kindliche Wirbelsäule nicht schädigen. Dazu wirkt das Gewicht viel zu kurz auf den Rücken ein", erläutert Professor Dr. Eduard Schmitt, der ärztliche Leiter der Studie. Der schwerere Ranzen könne bei bewegungsarmen Kindern sogar als Training der Muskulatur willkommen sein.
Alte Regel hält sich hartnäckig
Die Kidcheck-Studie wurde bereits im Jahr 2008 durchgeführt, dennoch hält sich die 10-Prozent-Regel für Schulranzen offenbar noch bis heute im kollektiven Gedächtnis vieler Eltern.
Prinzipiell ist es völlig richtig, vor allem Schulanfänger nicht mit zu viel Gewicht zu beladen, doch die Schulwege zu Fuß sind längst nicht so lang, dass das Gewicht dem Körper schadet – und viele Kinder werden heutzutage ohnehin bis vors Schultor kutschiert.
Wenn Sie sich an den 20 Prozent orientieren, dann können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind den Ranzen etwas entspannter packen, ohne auf jedes Gramm zu achten. Das sollte allerdings täglich erledigt werden, damit die Kinder auch nur das mitnehmen, was sie für den aktuellen Unterrichtstag brauchen.
Spannender als das Gewicht ist, dass der Schulranzen auch bequem und ergonomisch sitzt. Achten Sie also auf entsprechende Einstellungsmöglichkeiten.
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