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"Israel-Berichterstattung in Deutschland ist stark verdreht" – Interview mit Arye Sharuz Shalicar

Arye Sharuz Shalicar ist ein scharfer kritiker der Israel-Berichterstattung in den deutschen Medien (Bild: Arye Sharuz Shalicar)
Arye Sharuz Shalicar ist ein scharfer kritiker der Israel-Berichterstattung in den deutschen Medien (Bild: Arye Sharuz Shalicar)

Es ist seltsam. US-Präsident Trump bekräftigt jahrelange US-Politik mit der offiziellen Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt, und die Welt scheint durchzudrehen. Er hat Fakten genannt und Fakten geschaffen. Viele Experten sehen hinter den Empörungen ein Einknicken gegenüber der professionellen arabischen Propaganda gegen Israel – ein Einknicken gegenüber Judenhass und einem ausgeprägten arabischen Minderwertigkeitskomplex im Sinne von “an allem sind die Juden schuld”.

Kommentar zur Anerkennung Jerusalems: Eine wichtige Geste mit Schönheitsfehlern

Wir haben mit Major Arye Sharuz Shalicar gesprochen. Shalicar ist in Berlin aufgewachsen, kennt die Straßen der deutschen Hauptstadt. Er war tief in der arabischen und türkischen Community drin und ging später nach Israel, wurde Sprecher der israelischen Armee IDF und dient heute als ranghoher Mitarbeiter der israelischen Regierung im Geheimdienstministerium. Er ist Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen und hat sich Zeit für ein ausführliches Interview mit Yahoo Nachrichten genommen.

Wie ist die aktuelle Situation in Israel nach der Entscheidung Trumps?

Arye Sharuz Shalicar: Die aktuelle Situation ist stabil. Es gab einige Dutzend kleine Demos und eine handvoll aggressiver Auseinandersetzungen an bekannten Hotspots, unter anderem in Gaza, Jerusalem, Umm al-Fahm (Anm.: Eine Stadt, die hauptsächlich von Arabern mit israelischer Staatsbürgerschaft bewohnt wird). Nichtsdestotrotz ist Festtagsstimmung wegen des Trump-Statements und Chanukah .

Wie wurde die Entscheidung in der israelischen Bevölkerung aufgenommen? Wie sehen es vor allem die arabisch-muslimischen Israelis?

Arye Sharuz Shalicar: Für 99 Prozent der Juden weltweit steht fest, dass Jerusalem das Herz des jüdischen Volkes und die Hauptstadt Israels ist, und das seit 3000 Jahren. So wie für die Muslime Mekka, für Katholiken der Vatikan und für Deutsche Berlin die Hauptstadt ist. Arabische Israelis sind, wie so oft, gespalten in ihrer Realitätswahrnehmung: Einerseits einer gewissen Rest-Palästinenser-Identität, die sie verpflichtet, sich mit den Arabern zu identifizieren, andererseits jedoch dem Gefühl, dass Israel weit und breit das einzige Land ist in dem sie frei und – wenn sie bereit sind, sich zu bemühen – erfolgreich leben können.

Ein gläubiger Jude bläst über Jerusalems Altstadt ein Schofarhorn (Bild: Reuters)
Ein gläubiger Jude bläst über Jerusalems Altstadt ein Schofarhorn (Bild: Reuters)

Wissen Sie, welchen Teil Jerusalems Trump meint? Ganz Jerusalem oder nur einen Teil?

Arye Sharuz Shalicar: Trump hat “Jerusalem” gesagt. Nicht Ost, nicht Süd, nicht Nord und nicht West. Die US-amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley hat am Freitag gesagt, dass der Endstatus verhandelt werden muss zwischen Israelis und Palästinensern, aber Fakt ist, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist.

Die Hamas schießt wieder dutzende Raketen auf israelische Zivilisten und in den letzten Monaten gab es unzählige Terroranschläge in Israel. In den deutschen Medien wird darüber kaum berichtet. Wie wird das in Israel aufgenommen und wie sehen Sie die Rolle mancher Medien in Deutschland?

Arye Sharuz Shalicar: Leider ist die Berichterstattung in Deutschland teilweise stark verdreht, zum Beispiel beim “Spiegel” oder der “Süddeutschen”. Anstatt Raketenbeschuss von maskierten und feigen Terroristen und Islamisten auf Zivilisten in Israel (und teilweise durch Fehlzündung auf die eigene Bevölkerung) zu verurteilen, ist ihre Schlagzeile, dass die israelische Luftwaffe im Gazastreifen angreift. Eine verdrehte Berichterstattung spielt nicht nur Terrorbanden im Nahen Osten in die Hände, sondern radikalisiert auch junge Muslime in Deutschland. Das ist auf lange Sicht ein Eigentor.

Unter anderem der Facebook-Redaktion der “Tagesschau” wird immer wieder eine antisemitische beziehungsweise manipulativ anti-israelische Berichterstattung vorgeworfen. Wie sehen Sie das?

Arye Sharuz Shalicar: Ich bin an eine verdrehte Berichterstattung gewöhnt, deshalb habe ich meine Facebook-Seite ins Leben gerufen, um direkt mit Deutschen zu kommunizieren und die Nachfrage, insbesondere über privaten Chat, ist enorm. Deutsche haben keine Lust mehr, durch die Presse verarscht zu werden. Nicht ohne Grund ist die AfD zu einer der stärksten Parteien gewählt worden. Oben erwähnte Medien haben wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen.

Wie ist die Lage im Westjordanland und vor allem in Gaza? Wie geht es den Menschen dort und wie versucht Israel zu helfen?

Arye Sharuz Shalicar: In der Westbank geht es den Menschen größtenteils so wie es den Israelis größtenteils geht. Nicht besser und nicht schlechter. Im Gazastreifen sieht es anders aus. Hamas und andere Terrororganisationen haben im Laufe der letzten 15 Jahre alles in ihrer Macht stehende getan, um die Menschen “zu versklaven”. Sie graben unter ihren Häusern Tunnel nach Israel hinein und bunkern in ihren Häusern Raketen. Sie sehen es als Erfolg an, wenn Israel zurückschießt und unbeabsichtigt Zivilisten trifft, welches von der Hamas gefilmt wird und zum Beispiel im Spiegel die Schlagzeile machen würde, ohne den Kontext zu erklären – oder wenn überhaupt, dann im vierten Absatz kleingedruckt.

Militanter Protest im Gazastreifen (Bild: Reuters)
Militanter Protest im Gazastreifen (Bild: Reuters)

In Deutschland steigt der offene Judenhass. Viele jüdische Bürger fühlen sich hier nicht mehr sicher. In Frankreich gibt es seit einiger Zeit eine klar erkennbare Fluchtbewegung, aufgrund diverser Übergriffe auf Juden. Was bekommen Sie davon mit? Gibt es auch erste deutsche Juden, die sich in Israel in Sicherheit bringen?

Arye Sharuz Shalicar: Ich bin in den 90ern unter enorm antisemitischen Bedingungen unter Muslimen in Berlin Wedding aufgewachsen. Muslimischer aggressiver Antisemitismus ist keine neue Entwicklung. Die meisten Juden haben es glücklicherweise nicht am eigenen Körper erfahren, weil sie nicht wie ich im Ghetto aufgewachsen sind und keine Berührung mit muslimischen Gangs, Gemeinden und Großfamilien haben. Mehr Sorge macht mir der linksradikale intellektuelle Antisemitismus, der als “Anti-Israel”, beziehungsweise als “Anti-Zionismus” propagiert wird. Radikale linke Kreise geben dem fanatischen Teil der Muslime Deutschlands falsche Signale.

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