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Treibstoffmangel blockiert Hilfslieferungen im Gazastreifen

Angesichts des Treibstoffmangels werden Hilfslieferungen im Gazastreifen immer schwieriger. Nach Angaben der Vereinten Nationen kam am Freitag den zweiten Tag in Folge keine Hilfe aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah. (MAHMUD HAMS)
Angesichts des Treibstoffmangels werden Hilfslieferungen im Gazastreifen immer schwieriger. Nach Angaben der Vereinten Nationen kam am Freitag den zweiten Tag in Folge keine Hilfe aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah. (MAHMUD HAMS)

Angesichts des Treibstoffmangels werden Hilfslieferungen in den Gazastreifen immer schwieriger. Nach UN-Angaben kamen am Freitag den zweiten Tag in Folge überhaupt keine Hilfen über den ägyptischen Grenzübergang Rafah mehr an. Israels Kriegskabinett erklärte, künftig täglich zwei Lastwagen mit Dieseltreibstoff die Zufahrt zu dem Palästinensergebiet zu erlauben. Derweil durchsuchte die israelische Armee weiter das Al-Schifa-Krankenhaus, unter dem sie eine Kommandozentrale der Hamas vermutet.

Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erklärte am Freitag, die Verteilung der Hilfsgüter nicht mehr koordinieren zu können, da die Kommunikation unterbrochen sei. Das israelische Kriegskabinett teilte mit, die täglich zwei Lastwagen mit Treibstoff sollten UN-Organisationen im Gazastreifen zugute kommen, um die Wasser- und Abwasser-Infrastruktur zu unterstützen.

Voraussetzung sei aber, dass der Treibstoff "nicht die Hamas erreicht", hieß es. Nach UNRWA-Angaben brachten vor Beginn des Krieges täglich rund 50 Lkw Treibstoff in den Gazastreifen.

Nach dem Großangriff der den Gazastreifen beherrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober hatte Israel das Gebiet komplett abgeriegelt. Unter anderem wurde die Zufuhr von Treibstoff gestoppt. Damit soll verhindert werden, dass die Hamas-Kämpfer diesen für militärische Zwecke nutzen.

Den 2,4 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen fehlt es an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoff. Viele Krankenhäuser können wegen Treibstoffmangels nicht mehr arbeiten.

Zur Entlastung der Krankenhäuser im Gazastreifen forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) "tägliche, ungehinderte und sichere medizinische Evakuierungen von schwer verletzten und kranken Patienten nach Ägypten". 25 von 36 Krankenhäusern seien nicht betriebsfähig, die restlichen würden nur unter Schwierigkeiten arbeiten.

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete derweil, dass innerhalb von zwei Tagen 24 Patienten wegen Stromausfällen im Al-Schifa-Krankenhaus gestorben seien. Durch die Stromausfälle hätten lebenswichtige medizinische Geräte in der größten Klinik des Gazastreifens nicht mehr funktioniert. Der Direktor der Klinik bezeichnete die Situation im Krankenhaus in einem Telefonat mit AFP als "katastrophal".

Unterdessen durchsuchte die israelische Armee sämtliche Gebäude der Klinik, die sie am Mittwoch gestürmt hatte. "Wir konzentrieren uns auf das, was unter der Erde liegt", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari.

Israel wirft der Hamas vor, unter Krankenhäusern im Gazastreifen Waffenverstecke und Kommandozentralen eingerichtet zu haben - Angaben, die von den USA unterstützt und von der Hamas zurückgewiesen werden.

Nach Angaben von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu könnten in der Al-Schifa-Klinik auch Geiseln festgehalten worden sein. "Wir hatten konkrete Hinweise, dass sie im Schifa-Krankenhaus festgehalten wurden, was einer der Gründe ist, warum wir das Krankenhaus betreten haben", sagte Netanjahu. "Wenn sie dort waren, wurden sie herausgeholt".

Hunderte Hamas-Kämpfer waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter viele Frauen und Kinder. Rund 1200 Menschen wurden nach israelischen Angaben getötet, zudem wurden etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, inzwischen sind auch israelische Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der Angriffe rund 11.500 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

Seit dem 7. Oktober hat sich auch die Lage im besetzten Westjordanland verschärft. Die israelische Armee meldete am Freitag sieben Tote bei zwei Vorfällen. Bei einem Einsatz im Flüchtlingslager der nördlichen Stadt Dschenin seien "mindestens fünf Terroristen getötet" worden, teilte sie mit.

In der südlich gelegenen Stadt Hebron wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums zwei Menschen "durch Kugeln der israelischen Armee" getötet. Die israelische Armee bestätigte dies und erklärte, die beiden Männer hätten zuvor auf Soldaten geschossen.

mhe/ju