Israels Bodentruppen rücken in Gaza immer weiter vor
Stück für Stück rückt die israelische Armee tiefer in den Gazastreifen ein. Sondierungsangriffe mit Panzern stoßen bereits bis in die Außenbezirke von Gaza-Stadt vor. Israels Ministerpräsident hat von der "Phase zwei des Krieges" gesprochen, die jetzt stattfindet. Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer auf beiden Seiten stark ansteigen wird, wenn die israelischen Streitkräfte ihre Bodenoperation noch mehr ausweiten.
Israels Armee meldet, sie habe die wichtigste Nord-Süd-Verbindung blockiert. Auf einem Video, an diese Straßenverbindung zeigt und in den sozialen Medien kusiert, ist ein israelischer Panzer zu sehen, der auf ein Auto im Süden von Gaza-Stadt schießt. Dabei sollen drei Menschen getötet worden sein.
Wie der US-Fernsehsender CNN auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen berichtete, ist das israelische Militär etwa drei Kilometer in den Gazastreifen vorgestoßen. Die Armee teilte mit, sie habe bei ihrem Vorstoß Dutzende Hamas-Kämpfer getötet und in den vergangenen Tagen rund 600 Stellungen der Hamas zerstört.
UN warnt vor Unruhen und Angriffen auf Krankenhäuser
Obwohl Israel die Palästinenser aufgefordert hat, aus dem Norden, wo sich Gaza-Stadt befindet, in den Süden zu fliehen, sind Hunderttausende dort geblieben, zum Teil weil Israel auch Ziele in den so genannten sicheren Zonen bombardiert hat. Rund 117.000 Vertriebene, die sich vor den Angriffen in Sicherheit bringen wollten, sind nach Angaben der Vereinten Nationen in Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen untergebracht, zusammen mit Tausenden von Patienten und Mitarbeitern.
Die Vereinten Nationen haben medizinisches Personal im Gazastreifen davor gewarnt, dass die Luftangriffe immer näher an die Krankenhäuser heranrückten, in denen Zehntausende Palästinensern zusammen mit Tausenden Verwundeten Schutz suchen. Es habe auch bereits Anrufe in Krankenhäusern gegeben, die dazu aufforderten zu evakuieren.
Verzweifelte Lage - UN fordern mehr Hilfe
Nach dreieinhalb Wochen Gaza-Krieg fordern die Vereinten Nationen mehr Hilfe für die notleidende Bevölkerung in der abgeriegelten Enklave. Lebenswichtige Güter fehlen, selbst Trinkwasser ist knapp.
Nach UN-Angaben kamen seit Kriegsbeginn 117 Lastwagen im Gazastreifen an. Es seien aber viel größere Mengen nötig, um eine Verschlechterung der Lage und Unruhen zu vermeiden. Verzweifelte Menschen haben bereits Nothilfelager geplündert.
Infolge des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober sind mehr als 1.400 Israelis getötet worden. Die Zahl der durch israelische Gegenschläge in Gaza getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums auf mehr als 8.300. Die Angaben zu Todeszahlen lassen sich nur schwer unabhängig prüfen.
Reporter ohne Grenzen: Journalisten im Südlibanon gezielt beschossen
Reporter ohne Grenzen (RSF) warf Israel vor, im Südlibanon vor gut zwei Wochen gezielt auf Journalisten geschossen zu haben. Bei dem Beschuss war ein Reuters-Journalist getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. Die Gruppe aus mehreren Journalisten sei am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zwei Mal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden, berichtete RSF. Dies habe die Auswertung von Videoaufnahmen ergeben. Die Journalisten seien klar als solche gekennzeichnet gewesen.
Die israelische Armee teilte mit, der Vorfall werde weiter untersucht. An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seit dem Hamas-Überfall vermehrt zu gewaltsamen Zwischenfällen zwischen der Hisbollahmiliz und der israelischen Armee mit Toten auf beiden Seiten.
Spannungen im Westjordanland steigen - vier Tote
Die ohnehin schon angespannte Lage im von Israel besetzten Westjordanland verschärfte sich weiter. Bei Gefechten mit dem israelischen Militär wurden in der Stadt Dschenin in der Nacht zu Montag nach palästinensischen Angaben vier Menschen getötet. Wie das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah weiter mitteilte, feuerte eine israelische Drohne auch eine Rakete auf das Dach eines Hauses ab.
Seit dem Hamas-Überfall auf Israel starben im Westjordanland bei Auseinandersetzungen mit der Armee und radikalen jüdischen Siedlern 118 Palästinenser, seit Jahresbeginn waren es 314. Auch in Ost-Jerusalem ist die Lage angespannt: Dort verletzte am Montag nach Polizeiangaben ein bewaffneter Palästinenser einen israelischen Polizisten schwer. Andere Sicherheitskräfte hätten auf den Angreifer geschossen. Medienberichten zufolge wurde der Angreifer getötet.