Israels Botschafter im ZDF: "Als Iran braucht man keinen Grund, Israel anzugreifen"
Die Lage im Nahen Osten spitzt sich immer mehr zu. Drohungen aus dem Iran müsse man ernst nehmen, erklärte der israelische Botschafter Ron Prosor im ZDF-"Morgenmagazin". Auch zu Rufen nach Zurückhaltung und zur Ernennung des neuen Hamas-Chefs bezog Prosor Position.
Seit den Tötungen von Anführern der Terrorgruppen Hamas und Hisbollah auf iranischem respektive libanesischem Boden wächst die Angst vor einer Ausweitung des Krieges in Nahost. Im ZDF-"Morgenmagazin" erklärte Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, man müsse die Ankündigungen eines Vergeltungsschlags aus Teheran ernst nehmen. Auf die Frage von Moderatorin Dunja Hayali, ob die Operation im Iran angesichts dessen "sinnvoll" gewesen sein, stellte er klar: "Als Iran braucht man keinen Grund, Israel anzugreifen."
Der Iran übe Terror als Staatsräson aus, nicht nur gegenüber Israel, sondern in der gesamten Nachbarschaft - durch die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen, die Houthis im Jemen oder Milizen im Irak. Prosor rief ins Gedächtnis, dass der Iran die Massaker am 7. Oktober unterstützt und zudem am 15. April 300 Raketen in Richtung Israel abgeschossen hatte. "Alle roten Linien" seien da überquert worden. Es gebe "Terror innerhalb des Irans, Terror außerhalb des Irans". Israel versuche, sich zu verteidigen.
"Immer wieder, wenn Israel sich verteidigt, ist es ein 'Flächenbrand'"
Sein Amtsvorgänger Avi Primor (1993-1999) erklärte kürzlich im Moma, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hätte gar kein Interesse an einer Beruhigung der Situation und einem Ende des Gaza-Krieges. Ob Prosor das auch so sehe, hakte Hayali kritisch nach. Der Politiker wich der Frage aus.
Er wies stattdessen auf "Ursache und Wirkung" hin: Die palästinensische Terrororganisation Hamas habe am 7. Oktober ein Massaker verübt, "wie es nie zuvor gesehen worden ist". "Sie haben es ganz klar gesagt: Sie wollen Israel vernichten" - genauso wie die Hisbollah. "Seit dem 8. Oktober beschießt Hisbollah Israel täglich", so der Botschafter. "80.000 Israelis sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land", niemand könne so leben.
Zudem wies Prosor darauf hin, dass Rufe nach Mäßigung immer nach Aktionen Israels laut würden: "Immer wieder, wenn Israel sich verteidigt, dann ist es ein 'Flächenbrand'", so der Botschafter. Dann rufe man zu Zurückhaltung auf. "Israel und jeder demokratische Staat muss seine Bevölkerung beschützen", unterstrich er. Sein Land stehe in der ersten Reihe gegen "all diese Terroristen, gegen diese Verrückten" - "und wir stehen da hoffentlich mit unseren Freunden, die das verstehen."
Prosor über neuen Hamas-Chef: "Man kann da nicht an Frieden denken"
Dunja Hayali konfrontierte Prosor zudem mit Aussagen des israelischen Finanzministers, dem als nationalistischen Hardliner geltenden Bezalel Smotrich. Dieser erklärte, er halte mögliche Hungertode in Gaza in Folge eines von ihm geforderten Stopps von Hilfslieferungen für "gerechtfertigt" - "Sie auch?" Prosor reagierte unmissverständlich: "Natürlich nicht."
Der israelische Botschafter sieht offenbar kaum Chancen für ein baldiges Kriegsende im Gazastreifen, insbesondere, nachdem Jahia Sinwar, der Drahtzieher des Terrorangriffs vom 7. Oktober, zum neuen Hamas-Chef bestimmt wurde. "Man kann da überhaupt nicht an Frieden denken."
Israel benutze "unsere Waffen, um unsere Bevölkerung zu beschützen. Sie benutzen ihre Bevölkerung, um ihre Waffen zu beschützen", so Prosor über die islamistische Terrororganisation. Erst, wenn die militärische Infrastruktur der Hamas beseitigt sei, könne man "über eine bessere Zukunft reden".