Ist Kellogg's rassistisch? Britische ehemalige Abgeordnete wird für ihren Verdacht verspottet

Eine Cerealien-Sorte von Kellogg's zeigt einen Affen vor einer Schale Schokoflocken. Mit der Abbildung hat sich der Hersteller des Rassismus' verdächtig gemacht, glaubt die britische ehemalige Abgeordnete Fiona Onasanya. Im Internet wird sie dafür verspottet.

Warum zeigt die Verpackung von Rice Krispies drei weiße Charaktere und die von Coco Pops einen Affen? Steckt dahinter vielleicht eine rassistische Haltung des Kellogg-Konzerns? (Bild: ddp images/Ferrari Press)
Warum zeigt die Verpackung von Rice Krispies drei weiße Charaktere und die von Coco Pops einen Affen? Steckt dahinter vielleicht eine rassistische Haltung des Kellogg-Konzerns? (Bild: ddp images/Ferrari Press)

Ist der Frühstücksflocken-Hersteller Kellogg Company latent rassistisch? Das deutet zumindest die ehemalige britische Parlamentsabgeordnete Fiona Onasanya an. Die studierte Juristin mit nigerianischer Abstammung stört sich an der Abbildung auf der Kellogg's-Packung Coco Pops. Darauf ist vor einer Schale milchgetränkter Schokoflocken ein lachendes Äffchen zu sehen. Onasanya bat den Konzern um Auskunft. Warum zeigt die Packung einen Affen? In der Frage schwingt eine weitere mit: Steckt dahinter vielleicht eine rassistische Haltung des Konzerns? Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass Kellog mit dem Vorwurf konfrontiert ist.

Mit ihrem Anliegen wendet sich Onasanya über ihr Twitter-Profil direkt an das Unternehmen. In einem Tweet vergleicht sie zunächst Coco Pops mit der Sorte Rice Krispies desselben Herstellers, bevor sie mit der Frage herausrückt, die sie dem Konzern offenbar schon zuvor in einer E-Mail gestellt hatte. "@KelloggsUK, da Sie noch nicht auf meine E-Mail geantwortet haben – Coco Pops und Rice Krispies haben das selbe Rezept (außer der Tatsache, dass CP's braun und mit Schokoladengeschmack sind)... also habe ich mich gefragt, warum bei Rice Krispies drei weiße Jungen die Marke repräsentieren, während Coco Pops einen Affen hat?"

Die Frage treibt auch viele Twitter-Nutzer um. Mehr als 14.000 Mal wurde Onasanyas Tweet seit Veröffentlichung am 15. Juni kommentiert. Das Gros der Reaktionen ist negativ. Viele Nutzer haben kein Verständnis für den angedeuteten Rassismus-Vorwurf. "Wenn ich einen Affen sehe, denke ich 'Oh – ein Affe'. Was sollte ich sonst denken?", schreibt ein User. "Was in aller Welt denken SIE". Ein anderer Nutzer merkt an, dass Onasanya ein Problem suche, wo es keins gebe. "Was ist falsch an einem Affen", fragt eine Frau. "Meine 4-jährige Tochter liebt Affen. Dürfen wir keine Affen auf einer Cerealien-Verpackung haben?"

Eine Userin hat für den Tweet "keine Worte". Coco Pops habe schon immer einen Affen auf der Verpackung gehabt. "Zählt das Leben der Affen nicht mehr?", fragt sie in Anlehnung an die "Black Lives Matter"-Bewegung. Weniger empört als sarkastisch ist die Reaktion eines anderen Nutzers. Auf Twitter hat er ein Bild mit Verkehrsschildern gepostet, die eine Fußgängerzone, einen Reitweg und einen verkehrsberuhigten Bereich auf der einen Seite sowie eine Baustelle auf der anderen zeigen. Seine spöttische Bemerkung: "Verkehrsschilder sind fremdenfeindlich! Weiße reiten immer, spielen Fußball oder gehen mit ihrem Kind spazieren, während Schwarze schwere Arbeit verrichten."

Einige Nutzer nehmen eine Art Vermittlerrolle ein, indem sie den angerissenen Gedanken Onasanyas zu Ende führen und erklären. Offenbar deutet die Juristin mit ihrem Tweet auf ein bestimmtes Moment des rassistischen Narrativs an, nämlich den Vergleich schwarzer Menschen mit Affen. Darauf geht der folgende Nutzer ein: "Schwarze [People of Color] werden zuweilen in Wort und Bild als Affen bezeichnet", schreibt er. Das werde getan, um anzudeuten, dass sich ein Schwarzer “in der Rangordnung unter einer menschlichen (alias weißen) Person" befinde.

Tatsächlich ist die Rassismus-Debatte um die Kellogg Company nicht neu. Schon in den 1950er Jahren war auf der Verpackung der Cerealien-Sorte Cocoa Krispies ein Affe namens Jose abgebildet, der Stereotype über Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln bediente. Nach zahlreichen Beschwerden hatte der Konzern den Charakter durch einen Elefanten mit dem Namen Coco ersetzt. Vor zwei Jahren entschuldigte sich Kellogg wegen eines umstrittenen Motivs auf einer Verpackung. Darauf war neben vielen gelben Figürchen auch ein braunes abgebildet. Das brisante dabei: Ausgerechnet dem braunen Maskottchen war die Rolle des Hausmeisters zugedacht.

Viele Menschen fanden das Motiv rassistisch. "Hey @KelloggsUS", fragte ein Twitter-Nutzer, "warum ist buchstäblich das einzige braune Corn Pop auf der Cerealien-Verpackung ein Hausmeister?" In einem Statement gegenüber USA Today teilte der Konzern mit, dass er sich dem Engagement für Vielfalt und Integration verschrieben habe und das umstrittene Bild ersetzen werde.

Teil einer langanhaltenden Debatte

Der Rassismus-Verdacht Onasanyas kommt also nicht von ungefähr. Durch die vielen Kommentare sah sich die 36-Jährige dennoch offenbar genötigt, ihren Tweet zu erklären. In einem am selben Tag veröffentlichten Post verweist sie auf die umstrittene Organisation, die der Kellogg's-Gründer Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit Irving Fisher und Charles Davenport mit dem Ziel gegründet hatte, Gesundheit und Erbanlage des Menschen zu “verbessern” - im Sinne einer damals verbreiteten Idee der Eugenik. "Nun, angesichts der Tatsache, dass John Harvey Kellogg die Race Betterment Foundation mitgründete", schreibt sie, "wäre es ein Versäumnis meinerseits, nicht zu fragen…". Das Hauptanliegen der Organisation, fügt sie in Klammern hinzu, sei die Erforschung der Ursache und Heilung von “Rassendegeneration” gewesen.

Kellogg hat zur aktuellen Debatte mittlerweile ein Stellungnahme veröffentlicht. Das Affenmaskottchen sei in den 1980er Jahren geschaffen worden, "um die spielerische Persönlichkeit der Marke hervorzuheben", wird ein Unternehmenssprecher von der britischen Zeitung Mirror zitiert. Er verweist auf Packungen, die ebenfalls mit Tiermotiven versehen seien, darunter Tiger, Krokodile und Narwale. Den Rassismus-Vorwurf will der Konzern nicht gelten lassen. "Wir tolerieren keine Diskriminierung und glauben, dass Menschen aller Rassen, Geschlechter, Hintergründe, sexuellen Orientierungen, Religionen, Fähigkeiten und Überzeugungen mit der höchsten Würde und dem größten Respekt behandelt werden sollten”, so der Sprecher.

Video: Von der Leyen will “über Rassismus sprechen”