Italien: Regierung überdenkt Konzept für Kernenergie-Ausstieg
Nach einem Referendum aus dem Jahr 1987, das ein Verbot der Kernenergie vorgesehen hatte, begann Italien mit dem Ausstieg aus der Atomkraft. Doch angesichts der dringenden Notwendigkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, überdenkt die derzeitige Regierung ihren Kurs in dieser Frage. Der italienische Umweltminister kündigte kürzlich an, bis Ende des Jahres neue Vorschriften einzuführen, die den Einsatz von Kerntechnologien im Land ermöglichen sollen.
In diesem Kontext äußert sich Riccardo Zucconi von der Fratelli d'Italia (FDI). Er bemerkt, dass viele Aktivitäten darauf hindeuten, dass die Kernenergie in Italien neu überdacht werden sollte. Allerdings gebe es bisher noch keine klaren oder entscheidenden Hinweise auf eine konkrete Änderung. Die Einrichtung einer neuen Plattform durch den Energieminister sei bemerkenswert, da sie die in Italien und in ganz Europa noch vorhandenen Atomanlagen kartiere. Darüber hinaus führe man in parlamentarischen Ausschüssen eine Untersuchung zu diesem Thema durch, sagte er.
Angesichts der erwarteten Verdopplung der weltweiten Nachfrage in den nächsten zehn Jahren hält Zucconi es für erforderlich, dass neben erneuerbaren Energien auch neue Anlagentypen berücksichtigt werden. Er ist der Ansicht, dass durch den Einsatz dieser Technologien bis 2050 bis zu 11 Prozent des nationalen Energiebedarfs gedeckt werden könnten. Zucconi betont, dass sich alternative Optionen abzeichnen, insbesondere eine neue Generation kleinerer Anlagen, die seiner Meinung nach ernsthaft in Betracht gezogen werden sollten.
Related
Tschechien: Ist Kernenergie die Antwort für eine grüne Umwelt?
Nächster Kampf in der EU zwischen Pro und Contra Kernenergie: Wasserstoff
Kann Kernenergie Hand in Hand mit erneuerbaren Energien arbeiten?
Ein zentraler Punkt ist, ob Kernenergie und erneuerbare Energien Hand in Hand arbeiten können. Laut einer Studie, die anlässlich des internationalen Forums in Cernobbio veröffentlicht wurde, können beide Technologien kombiniert werden, was sogar der Wirtschaft zugutekommen könnte.
Lorenzo Tavazzi, Senior Partner der TEHA-Gruppe, schätzt, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der in diesem Sektor tätigen italienischen Anlagen sowohl direkt auf die Lieferkette als auch auf die damit verbundenen Aktivitäten auf insgesamt 50 Milliarden Euro belaufen könnten. Er unterstreicht, dass Kernenergie und erneuerbare Energien keine Gegensätze darstellen, sondern sich vielmehr ergänzen. Die Integration beider Technologien könne die Nutzung sauberer Technologien beschleunigen und die Dekarbonisierung vorantreiben.
Jedoch gibt es auch Widerstand gegen die Nutzung der Kernenergie zur Dekarbonisierung. Einige Umweltorganisationen sind gegen diese Entwicklung, und die öffentliche Meinung in Italien sowie in Europa bleibt in dieser Frage weiterhin sehr gespalten.