Auf einer Zwiebelplantage - Zwangsarbeit in Belarus? Jetzt distanziert sich sogar die AfD von Jörg Dornau
Jörg Dornau, AfD-Mitglied im sächsischen Landtag, soll laut einem Bericht eines belarussischen Nachrichtenportals politische Gefangene auf seiner Zwiebelplantage in Belarus beschäftigt haben. Auch für seine Partei ist dies nebulös.
Dornau hat dem Portal „Politico“ zufolge mit einem örtlichen Zentrum für die Isolierung von Straftätern eine Vereinbarung getroffen, um Belarussen, die wegen politischer Vergehen verurteilt wurden, in seinem landwirtschaftlichen Unternehmen OOO Zybulka-Bel arbeiten zu lassen, wie das unabhängige Portal Reform.news berichtet.
Nachdem Präsident Alexander Lukaschenko nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen 2020 die politische Unterdrückung verschärft hatte, wurden zahlreiche Oppositionsanhänger inhaftiert.
„Ich habe ihn selbst gesehen – ein großer, glatzköpfiger Mann“, sagte der Arbeiter und beschrieb jemanden, der Dornau ähnlich sieht. „Er kam einmal mit einem Auto mit deutschem Kennzeichen und schaute in der Unterkunft vorbei, in der wir gemeinsam mit angestellten Arbeitern Zwiebeln sortierten.“
AfD-Spitze distanziert sich „in aller Deutlichkeit“
Doch inwiefern ist Jörg Dornau in diese Vorgänge involviert? Das wüsste auch die AfD gerne. Wie „bild.de“ jetzt berichtet, weicht der Politiker den Fragen seiner Parteikollegen aus. Laut Bericht der Zeitung habe es am 1. Oktober zwar ein Gespräch u. a. mit Sachsens AfD-Generalsekretär Jan Zwerg gegeben, Dornau habe sich in diesem allerdings „nicht wirklich erklärt“. Er gebe sich „sehr hartleibig und verschwiegen“, wie es aus der Fraktion heißt.
Auch für die Bundestagsfraktion ist dies ein Thema. „Der Image-Schaden, der hier entsteht, ist enorm“, so ein Bundesvorstand laut „bild.de“. Die Parteispitze geht auf Distanz zu Dornau. „Sollten sich die gegen den sächsischen Landtagsabgeordneten Herrn Dornau erhobenen Vorwürfe hinsichtlich seines belarussischen Unternehmens als zutreffend erweisen, distanziert sich die AfD in aller Deutlichkeit von diesen Geschäftspraktiken und wird entsprechende Parteiordnungsmaßnahmen prüfen“, heißt es in einem Statement, welches „bild.de“ vorliegen soll.
Dornau reagierte auf mehrere Anfragen von dem belarussischen Portal selbst nicht
Dornau sitzt seit 2019 für die AfD im sächsischen Landtag und geriet aufgrund seiner Geschäfte in Belarus, das unter Lukaschenko als enger Verbündeter Russlands gilt, zunehmend in die Kritik. Im vergangenen Monat wurde er vom sächsischen Landtag zu einer Geldstrafe von 20.862 Euro verurteilt, weil er seine Beteiligung an dem Unternehmen Zybulka-Bel verschwiegen hatte.
Das Unternehmen wurde im Oktober 2020 in Belarus gegründet, als das Land von Massenprotesten für Demokratie erschüttert wurde.
Laut der belarussischen Menschenrechtsorganisation Viasna gibt es derzeit mehr als 1300 politische Gefangene in Belarus. Belarus war in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von EU-Sanktionen, zuletzt im August, aufgrund der anhaltenden Unterdrückung im Land und Menschenrechtsverletzungen.
Ein Gefangener schilderte die harten Arbeitsbedingungen: Frühstück gab es um 7 Uhr morgens, aber bis zum Ende des Arbeitstages um 20 Uhr weder Essen noch Wasser. „Wir wurden in ein Lager gebracht“, berichtete er. „Es war ein schmutziger Keller, und die Menschen trugen die unterschiedlichsten Kleidungsstücke, sodass unsere Hände und Füße froren.“
Die Arbeit wurde von einem Vorarbeiter überwacht, der entschied, ob die Gefangenen bezahlt werden. Der Häftling betonte jedoch, dass die Arbeit nicht erzwungen wurde und das verdiente Geld zur Finanzierung des Gefängnisses verwendet wurde. Laut dem Bericht soll Dornau die Plantage mindestens einmal besucht haben, um seine Arbeiter persönlich zu sehen.