James Arthur: "Ich habe mich von Grund auf verändert"

James Arthur ist tatsächlich zurück! Am 28. Oktober erscheint sein Album "Back from the Edge"

James Arthurs Geschichte liest sich bisher, wie die von vielen Castingshow-Gewinnern: Ein perspektivloser, aber musikbegeisterter Teenager, der mitten im britischen Nirgendwo lebt, wird innerhalb kürzester Zeit zum gefeierten Superstar, kann mit dem Erfolg jedoch nicht umgehen und stürzt, so schnell wie er gekommen ist, auch wieder ab. Doch wo bei vielen der Traum von der Musikkarriere aufhört, will James Arthur nicht aufgeben: Der 28-Jährige meldet sich mit seinem neuen Album "Back from the Edge" zurück - und präsentiert sich als ganz neuer Charakter.

Im Interview mit spot on news ließ er die vergangenen Jahre Revue passieren, erklärte, warum er nichts von Medientraining hält und verriet seinen Plan B zur Musik.

Sie melden sich mit Ihrem neuen Album zurück, das den treffenden Namen "Back from the Edge" trägt. Die erste Single "Say You Won't Let Go" ist schon jetzt ein großer Erfolg - den Ihnen viele nach allem, was passiert ist, nicht mehr zugetraut hätten. Sind Sie selbst überrascht?

James Arthur: Ich bin sogar ziemlich schockiert. Ich habe einfach Musik gemacht, auf die ich stolz bin und die sich ehrlich angefühlt hat, und habe dann gehofft, dass sich irgendjemand dafür interessieren wird.

Die vergangenen Jahre waren für Sie ziemlich turbulent: Unüberlegte Twitter-Posts und andere kontroverse Äußerungen haben Ihnen jede Menge Ärger eingebracht. Sogar Ihr Plattenlabel schmiss Sie raus. Und das alles nur kurz, nachdem Sie mit dem Sieg von "The X Factor" überhaupt bekannt geworden sind. Was hat dieser extreme Absturz mit Ihnen gemacht?

James Arthur: Mir ging es überhaupt nicht gut. Die Leute haben mich verurteilt und davon habe ich mich regelrecht attackiert gefühlt. Ich habe einfach nicht verstanden, warum sie sich mir gegenüber so bösartig verhalten. Ich hatte oft Angstzustände und habe versucht, diese mit Drogen zu kurieren. Darin habe ich mich dann ziemlich verloren.

Würden Sie im Nachhinein sagen, dass Sie auf den Erfolg nicht gut genug vorbereitet waren?

James Arthur: Ich war gar nicht darauf vorbereitet. Ich habe das ganze Konzept nicht verstanden.

Hatten Sie bei "The X Factor" denn kein Medientraining oder ähnliches?

James Arthur: Ich habe das Training verweigert. Ich wollte daran nicht teilnehmen, weil ich glaube, dass es dich in eine Art Roboter verwandeln kann. Die Leute werden weniger offen, weniger verletzlich, weniger ehrlich. Und ich bin eine echte Person, ich will, dass die Leute mich kennenlernen wie ich bin.

Aber vielleicht hätte Ihnen das Training den ganzen Twitter-Ärger erspart. Schließlich fing der ganze Eklat an, als Sie auf die Beleidigungen eines Rappers mit einem Track antworteten, der homophobe Worte enthielt und den Sie unüberlegt via Social Media veröffentlichten.

James Arthur: Stimmt. Aber vielleicht ist meine Verweigerung auch genau der Grund, warum ich jetzt zurück bin. Ich will das nicht schönreden. Es war wirklich verantwortungslos und unreif. Aber ich bereue nichts, denn ich habe daraus viel gelernt. Viel über mich, aber auch viel darüber, wie ich mit der Berühmtheit und der Musikkarriere umgehen muss.

Überlegen Sie sich jetzt also zweimal, was Sie posten?

James Arthur: Ja, manchmal spreche ich mich auch mit dem Management ab. Aber die Sache ist jetzt anders. Es herrscht keine Gefahr mehr, dass ich irgendetwas Negatives sage oder auf etwas Negatives reagiere, denn ich habe mich von Grund auf verändert. Wenn mich heute jemand beleidigt, werde ich nicht wütend, sondern habe nur Mitleid mit demjenigen. Für so etwas will ich meine Energie nicht mehr verschwenden.

Haben Sie Ihre Erfahrungen auch in dem neuen Album verarbeitet?

James Arthur: Ja, es ist sehr autobiografisch. Ich rede über die schlechten Zeiten. Doch die Gesamt-Botschaft soll lauten, dass ich mich über all die Zweifel hinwegsetzen kann. Auch wenn niemand an mich geglaubt hat. Bisher sind alle männlichen "X Factor"-Gewinner in der Versenkung verschwunden, aber ich wollte beweisen, dass ich es schaffen kann.

So eine Einstellung setzt ziemlich viel Willensstärke voraus. Woher haben Sie nach all den Rückschlägen die Kraft dafür genommen?

James Arthur: Ich weiß es wirklich nicht. Was auf jeden Fall hilft, ist über seine Probleme zu reden. Ich spreche viel über psychische Krankheiten, denn es gibt so viele Menschen, die darunter leiden. Als ich zum Beispiel Angstzustände hatte, habe ich es sofort mitgeteilt und um Hilfe gebeten. Allein durch das Eingestehen meiner Probleme habe ich zurück zu Stabilität gefunden.

Finden Sie, dass jeder eine zweite Chance verdient hat?

James Arthur: Ja, das glaube ich. Die Kraft der Vergebung ist sehr stark. Wenn du Groll hegst, ziehst du dich damit selber runter. Das habe ich an mir selbst gemerkt.

Im Musikbusiness haben Sie Ihre zweite Chance jetzt bekommen. Was hätten Sie sonst gemacht, gab es einen Plan B?

James Arthur: Ich würde gerne mit der Schauspielerei anfangen. Vielleicht wäre ich in die USA gezogen und zu vielen Castings gegangen. Musik hätte ich aber auf jeden Fall weiterhin gemacht, denn das mache ich für mich selbst, nicht für das Geld. Doch zum Glück hat es geklappt. Im Endeffekt denke ich, dass gute Musik alles andere in den Schatten stellt.

Foto(s): Olaf Heine/ Sony Music