Jan Josef Liefers über Honecker: "Wo in der Welt endet ein Diktator so?"

Jan Josef Liefers inszenierte im Film "Honecker und der Pastor" eine skurrile Wende-Episode: "Das konnte ich gar nicht glauben und musste erst mal lachen".
 (Bild: 2020 Getty Images/Adam Berry)
Jan Josef Liefers inszenierte im Film "Honecker und der Pastor" eine skurrile Wende-Episode: "Das konnte ich gar nicht glauben und musste erst mal lachen". (Bild: 2020 Getty Images/Adam Berry)

Jan Josef Liefers war am Montagabend im ZDF zwar nicht zu sehen, dafür als Regisseur von "Honecker und der Pastor" ausnahmsweise hinter der Kamera präsent. Wie er die bemerkenswerte Wende-Episode tragikomisch verfilmte und wie er sich selbst an die DDR erinnert, verriet der "Tatort"-Star nun.

Sehen konnte man Jan Josef Liefers am Montagabend im ZDF zwar nicht, dauerpräsent war der "Tatort"-Star aber dennoch - diesmal als Regisseur des Films "Honecker und der Pastor", der 3,41 Millionen Zuschauer lockte und dem Zweiten damit eine Einschaltquote von 11,8 Prozent bescherte. Das lehrreiche und durchaus charmante Geschichts-Kammerspiel befasste sich mit einem fast vergessenen Geschehnis aus der Wendezeit: Im Januar 1990 gewährte ausgerechnet eine Pfarrersfamilie dem gestürzten und in der Folge obdachlosen DDR-Machthaber Erich Honecker und seiner Frau Margot Unterschlupf im brandenburgischen Lobetal.

Fasziniert hatte diese bemerkenswerte historische Episode Liefers schon länger, wie er der Agentur teleschau verriet: "Der mächtigste Mann der DDR-Diktatur und seine Frau, genannt die Lila Hexe und einstige Volksbildungsministerin, verstecken sich nach ihrem Sturz im Kinderzimmer eines Pfarrhauses! Das konnte ich gar nicht glauben und musste erst mal lachen. Wo in der Welt endet ein Diktator so?" Für ihn, so Liefers im teleschau-Interview, hätten "in der Kläglichkeit dieses Abgangs" Tragik und Komik gesteckt.

Edgar Selge (links) gab einen überzeugenden Erich Honecker, der in Jan Josef Liefers' Film "Honecker und der Pastor" auf den Pfarrer Holmer (Hans-Uwe Bauer) traf.
 (Bild: ZDF/Conny Klein)
Edgar Selge (links) gab einen überzeugenden Erich Honecker, der in Jan Josef Liefers' Film "Honecker und der Pastor" auf den Pfarrer Holmer (Hans-Uwe Bauer) traf. (Bild: ZDF/Conny Klein)

"Bei uns zu Hause durfte jederzeit alles gesagt und gedacht werden"

Dass sich der Film bisweilen zwischen Familienkomödie und historischem Thrillerdrama bewegte, sei Absicht gewesen, so Liefers: "Stellen Sie sich vor, es klingelt an Ihrer Tür, und dort stehen plötzlich Donald Trump mit Melania, zwei Koffer in der Hand - um mal zwei berüchtigte Prominente der Gegenwart als hinkenden Vergleich zu bemühen. Die wohnen jetzt in einem Zimmer ihrer Wohnung, die sitzen jetzt mit am Tisch, löffeln Ihren Eintopf mit, teilen sich das Klo mit ihren Kindern". In desem Fall wären alle Beteiligten "auf jeden Fall auch überfordert, benähmen sich ein bisschen ungeschickt, gehemmt und wären damit auch etwas komisch anzuschauen", erläutert der 57-Jährige gegenüber der teleschau das humorvolle Element seines Films.

Bei der Arbeit am Film seien ihm die eigenen Erinnerungen an die DDR-Zeit wieder in die Aufmerksamkeit gerückt, so Liefers, der beim Mauerfall 25 Jahre alt war. "Bei uns zu Hause durfte jederzeit alles gesagt und gedacht werden", erinnert sich der gebürtige Dresdner im teleschau-Interview. "Aufgewachsen bin ich unter kritischen Köpfen und mit allerlei Witzen über die Funktionäre der SED. Mein Eindruck war immer, die DDR-Regierung und die Partei-Bonzen hatten nichts mehr mit dem Volk zu tun. Die lebten in ihrer eigenen Welt".

Margot und Erich Honecker, gespielt von Edgar Selge und Barbara Schnitzler, bitten um Asyl im Pfarrhaus.
 (Bild: ZDF/Conny Klein)
Margot und Erich Honecker, gespielt von Edgar Selge und Barbara Schnitzler, bitten um Asyl im Pfarrhaus. (Bild: ZDF/Conny Klein)