Jella Haase und die Jagd nach dem roten Koffer: Das sind die Streaming-Tipps der Woche
In sechs neuen Folgen des ungewöhnlichen Netflix-Erfolges "Kleo" ärgert sich Jella Haase als Titelheldin mit CIA, KGB und alten Bekannten herum. Paramount+ zeigt die Neuauflage von "Mean Girls". Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Grimme-Preis hin, Deutscher Fernsehpreis her: Dass eine deutsche Serie auch im Ausland gefeiert wird, ist eher die Ausnahme denn die Regel. "Kleo" mit Jella Haase wurde 2022 dennoch zum weltweiten Erfolg. Kritiker bei renommierten Redaktionen, etwa von "The Guardian" und der "New York Times", übertrafen sich förmlich mit ihren Lobeshymnen auf die Serie. Auch Stephen King adelte den Netflix-Erfolg als "spannend und sehr lustig".
Weil die Macher obendrein für ein herrlich skurriles und vor allem offenes Ende zum Abschluss von Staffel eins sorgten, gehen die Geheimdienstverstrickungen der charismatischen Titelheldin nun in die zweite Staffel. Was Netflix, Paramount+ und Co. in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Kleo", Netflix
In sechs neuen Folgen der Agentin-Serie "Kleo" (ab 25. Juli) jagt die schräge (Ex)-Stasiagentin Kleo Straub (Jella Haase) weiterhin dem sagenumwobenen roten Koffer nach, aus Sorge ums fragile Weltgeschehen ebenso wie aus persönlicher Motivation. Denn das Reiseutensil scheint auch Geheimnisse über Kleos Familienvergangenheit zu enthalten. Übrigens: Die Anspielung auf den Koffer von Stasi-Minister Erich Mielke ist trotz bewusst fehlender Historizität der Serie gewollt. Selbstredend hegt nicht nur Kleo gesteigertes Interesse hinsichtlich des Verbleibs des Koffers. Vielmehr findet sie sich in einem undurchsichtigen Geflecht aus Doppelagenten, einstigen DDR-Spitzeln, Geheimdienstangehörigen von KGB und CIA und Margot Honecker (Steffi Kühnert) wieder. Auch Ex-Liebhaber Sven (Dimitrij Schaad), dem als liebenswürdiger Trottelpolizist schon in Staffel eins die Herzen zuflogen, mischt fleißig mit und sehnt sich neben der beruflichen Verquickung mit Kleo auch wieder nach persönlicher Nähe.
Während Kleo zuweilen recht blutrünstig und teils auch im Stile Tarantinos witzig versucht, das Agenten-Geflecht zu entwirren, verfolgt man das kurzweilige (N)Ostalgie-Puzzlespiel vor dem Bildschirm mit Wohlgefallen. Musik, Ästhetik, Mode - "Kleo" knüpft in Staffel zwei nahtlos an die tolle, weil authentische Ausstattung aus der Auftaktstaffel an. Weniger treu blieben sich die erfolgsverwöhnten Macher Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad (unter anderem "4 Blocks") beim Drehbuch. Sicher, unterhaltsam sind auch die neuen sechs Folgen. Doch die slapstickhaften Einschübe und gelungenen Persiflagen auf das Actionfilmgenre sind in der Fortsetzung deutlich weniger geworden. Schade ist auch, dass einigen bereits bekannten Charakteren in den neuen Episoden nur noch kleinere Parts zugedacht sind. Besonders vom weiterhin DDR-fanatischen und verbissenen Schimpfwortliebhaber Uwe (Vincent Redetzki) hätte man gerne mehr gesehen. Trotz dieser Kritikpunkte bleibt "Kleo" auch in der zweiten Staffel sehenswert.
"Mean Girls - Der Girls Club", Paramount+
Als Cady Heron kämpfte sich Lindsay Lohan in "Girls Club - Vorsicht bissig!" (2004) an die Spitze eines fiesen Mädchen-Clique. 20 Jahre später gibt es nun eine Neuauflage der Teenie-Komödie: In "Mean Girls - Der Girls Club" (2024) übernimmt die Australierin Angourie Rice den alten Part von Lohan: Als neue Mitschülerin wird Cady schnell in die Gesetze der Highschool eingeführt - und damit auch in die Regentschaft von Regina George (Reneé Rapp) und ihren treuen Untergebenen Gretchen (Bebe Wood) und Karen (Avantika Vandanapu), die gemeinsam die Clique "The Plastics" bilden. Zunächst scheint es, als könne Cady Teil des elitären Grüppchens werden, doch als sie sich versehentlich in Reginas Ex-Freund Aaron Samuels (Christopher Briney) verliebt, wendet sich das Blatt ... - "Mean Girls - Der Girls Club" ist bereits das zweite Remake des Original-Films, der 2011 mit "Girls Club 2 - Vorsicht bissig!" fortgesetzt wurde: Das Broadway-Musical "Mean Girls - Der Girls Club" diente als Vorlage für den gleichnamigen Film.
"Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes", WOW
Viermal verkörperte Jennifer Lawrence zwischen 2012 und 2015 die Überlebenskämpferin Katniss Everdeen. Die auf den dystopischen Romanen von Suzanne Collins basierende "Tribute von Panem"-Reihe machte die US-Darstellerin endgültig zu einem Weltstar und ließ die Kinokassen kräftig klingeln. 2020 brachte Collins ein Prequel heraus, das Ende 2023 seinen Weg auf die große Leinwand fand: "Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes" ist ab 19. Juli bei WOW abrufbar.
64 Jahre vor den Ereignissen in "Die Tribute von Panem" hat der ehrgeizige Coriolanus Snow (Tom Blyth) nur ein Ziel vor Augen: die Ehre seiner einst ruhmreichen, inzwischen aber verarmten Familie wiederherzustellen. All sein Handeln hat er darauf ausgelegt, ein begehrtes Universitätsstipendium zu ergattern. Doch am Tag der vermeintlichen Verleihung muss er einen unerwarteten Rückschlag verkraften. Er und seine nicht minder ambitionierten Mitstreiter sollen den zehnten Hungerspielen, jenem Wettkampf auf Leben um Tod zwischen 24 Jungen und Mädchen aus den zwölf Distrikten Panems, zu neuem Glanz verhelfen. Snow und Co. bekommen jeweils einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin zugeteilt und haben die Aufgabe, die Auserwählten zu coachen und zu promoten. Snows Schützling wird die Sängerin Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) aus Distrikt 12, die gleich bei ihrer öffentlichen Präsentation für Aufsehen sorgt.
"Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes" will die aus dem Franchise bekannte Survival-Action mit einer Charakterstudie verbinden und betont dies schon in ihrer visuellen Gestaltung. Vor allem Viola Davis als Dr. Volumnia Gaul und Jason Schwartzman als Lucky Flickerman überzeugen.
"The Decameron", Netflix
Die Pest gilt als eine der schrecklichsten Pandemien in der Geschichte der Menschheit. Ausgelöst durch ein Bakterium tötete sie in Europa zwischen 1346 und 1353 schätzungsweise zwischen 20 und 50 Millionen Menschen. Inspiriert von den grauenvollen Ereignissen in seiner Heimat verfasste der italienische Schriftsteller Giovanni Boccaccio zwischen 1349 und 1353 "Das Dekameron", eine Sammlung von 100 Novellen. Etliche Autoren ahmten "Das Dekameron" im Laufe der Literaturgeschichte nach, außerdem wurde es mehrere Male verfilmt. Rund 50 Jahre nach der wohl bekanntesten Filmversion "Decameron" von Pier Paolo Pasolini legt Netflix die Geschichten nun als Serie neu auf: Acht Folgen "The Decameron" sind ab 25. Juli beim Streaming-Dienst abrufbar.
Die von Kathleen Jordan entwickelte Serie konzentriert sich dabei auf die Rahmenhandlung der von Boccaccio verfassten Geschichte: Als im Jahr 1343 die Pest Italien heimsucht, flüchtet eine Gruppe Adeliger samt ihrer Dienerschaft in eine große Villa in der toskanischen Provinz. Hier wollen sie die Seuche bei luxuriösen Speisen und Getränken, Sex und eben jenen im "Dekameron" niedergeschriebenen Erzählungen überstehen. Was nach einem Paradies auf Erden klingt, entwickelt sich zur Hölle, als die gesellschaftlichen Regeln im Zuge der Ekstase verfallen, die ersten Anwesenden erkranken und schließlich ein erbitterter Kampf ums Überleben entbrennt ...
Eine weit um sich greifende Seuche, die Menschenleben bedroht und gesellschaftliche Konventionen auf den Prüfstand stellt? Es fällt nicht schwer, eine gedankliche Brücke zwischen der in "The Decameron" erzählten Handlung und der Corona-Pandemie zu schlagen. Eine allzu ernsthafte Erzählart sei, der Schauspielerin Jessica Plummer zufolge, aber nicht zu erwarten: "Denken Sie an Love Island, aber in früheren Zeiten", beschreibt die Darstellerin der adeligen Filomena die Serie: "Eine Menge Drama, eine Menge Sex, eine Menge, ja, Verrücktheit." Neben der 31-jährigen Londonerin sind unter anderem die US-amerikanische Schauspielerin Zosia Mamet ("Madame Web"), "Derry Girls"-Star Saoirse-Monica Jackson und "Sex Education"-Star Tanya Reynolds in "The Decameron" zu sehen.