Kritik an Wortwahl: Juso-Chef Kevin Kühnert verteidigt Andrea Nahles
Die frisch gewählte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles wird oft wegen ihrer herben Wortwahl kritisiert – zu Unrecht, wie Juso-Chef Kevin Kühnert findet.
Erstmals steht mit Andrea Nahles eine Frau an der Spitze der SPD – auch wenn das innerparteiliche Wahlergebnis etwas zu wünschen übrig ließ. Nur 66,3 Prozent der Parteimitglieder wollten Nahles an der Spitze der Sozialdemokraten – ein „noch ausbaufähiges Ergebnis“, wie Nahles selbst kommentierte.
Ein häufig geäußerter Kritikpunkt an der ehemaligen Bundesministerin für Arbeit und Soziales: ihre gelegentlich recht herbe Wortwahl. Unvergessen etwa ihr Versprechen an die vermeintlichen Regierungspartien nach der letztjährigen Bundestagswahl: „Ab morgen kriegen sie in die Fresse“, sagte Nahles, damals noch als Oppositionsführerin gehandelt, nach dem Wahlsieg der CDU.
Wenn ich auf Parteitagen laut werde, fluche, Umgangssprache benutze: Schau mal, wie authentisch der ist.
Wenn Andrea #Nahles auf Parteitagen laut wird, flucht, Umgangssprache benutzt: Schau mal, wie prollig die ist.
Doppelte Standards sind weiterhin traurige Realität.— Kevin Kühnert (@KuehniKev) April 23, 2018
Nun bekommt die 47-Jährige Rückenwind von einem prominenten Parteikollegen, der ansonsten mit Kritik an der Parteispitze nicht geizt: Juso-Chef Kevin Kühnert stellte sich hinter seine Vorsitzende und kritisierte, dass in der Diskussion doppelte Standards im Hinblick auf das Geschlecht angelegt würden. Wenn er selbst auf Parteitagen deftige Sprache benutze, werde ihm das als Authentizität angerechnet, argumentierte Kühnert in einem Tweet. Bei Andrea Nahles werde hingegen davon gesprochen, wie „prollig die ist“.
Auf den Kommentar eines Twitter-Users hin, bei Nahles’ Art, zu sprechen, handle es sich um „geheuchelte Volksnähe einer Berufspolitikerin, die sich verlorenen Wählerschichten anzubiedern versucht“, setzte Kühnert erneut zur Verteidigung an:
Eine Sprache „heucheln“, für die sie seit Jahren verspottet wird? Das ist nun wirklich keine gute Beweisführung. Sie redet halt so. Ist das so schwer zu akzeptieren?
— Kevin Kühnert (@KuehniKev) April 23, 2018
Nachdem Kühnerts Posting nicht nur auf positive Stimmen stieß, erklärte er in einem weiteren Kommentar seine Beweggründe dafür: Es solle vor allem wieder um Inhalte gehen.
Nichts. Ich versuche einen Beitrag dazu zu leisten, die Debatte auf das wesentliche zu lenken: politische Inhalte.
— Kevin Kühnert (@KuehniKev) 23. April 2018