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Juventus rollt Ronaldo den roten Transfer-Teppich aus

Die Sache scheint ganz einfach: Der Scudetto ist fast schon ein Selbstläufer, die Coppa Italia ein schönes Beiwerk, aber nicht so furchtbar wichtig.

Also richtet sich die volle Konzentration bei Juventus in der kommenden Saison vielleicht mehr denn je auf die Champions League. Seit geschlagenen 23 Jahren wartet die Alte Dame auf einen neuerlichen Triumph in der Königsklasse, so lange wie kein anderes Schwergewicht des europäischen Fußballs.

Das führte bereits im Vorfeld der abgelaufenen Saison zu einem Transferrekord und im Zuge dessen zur Verpflichtung von Cristiano Ronaldo. Der Wechsel des Superstars allein verschlang knapp 120 Millionen Euro vom Transferbudget, dazu kamen Douglas Costa, Joao Cancelo und Rückkehrer Leonardo Bonucci.

Juventus mit rekordverdächtigem Minus

Insgesamt gab Präsident Andrea Agnelli mehr als eine Viertelmilliarde Euro für Zugänge aus, so viel wie noch nie in der langen Geschichte des Klubs. Das Transfersaldo belief sich auf rund 150 Millionen Euro minus, auch das war rekordverdächtig.

In diesem Sommer war es lange Zeit relativ ruhig in Turin. Nur Aaron Ramsey schloss sich Italiens Rekordmeister an, der Waliser kommt ablösefrei vom FC Arsenal. Seit einigen Tagen aber überschlagen sich fast die Ereignisse und lassen durchblicken, dass es die Agnelli-Familie ernst meint - und ihrem Superstar die nötigen Helferlein auf dem Weg nach dem Weg an Europas Spitze zur Seite stellen will.

Es dürfte klar sein, dass selbst der beste Athlet in der Geschichte dieses Spiels irgendwann an seine körperlichen Grenzen stoßen wird. Im Februar ist der Portugiese immerhin schon 34 Jahre alt geworden, die Zeit läuft auch für CR7 gnadenlos ab.

Ronaldo präsentiert Juventus Wunschliste

Natürlich ist Ronaldo immer noch der Unterschiedspieler, alle fünf Juventus-Treffer in der K.o.-Phase der letzten Champions-League-Saison gingen auf sein Konto. Atlético kickte er mit einem Dreierpack förmlich im Alleingang aus dem Wettbewerb.

Unvergessen ist aber auch sein Wutausbruch unmittelbar nach dem Ausscheiden gegen Ajax, als er seinen eigenen Mitspielern die Eignung für die große Mission absprach. Diese Mannschaft sei nicht titelfähig, soll Ronaldo gesagt haben.

Das vermeldete damals jedenfalls die Zeitung La Repubblica. Seitdem kursieren die wildesten Spekulationen, unter anderem soll Ronaldo den Verantwortlichen eine Wunschliste für die Transfers des Sommers unter die Nase gehalten haben.

Namen wie Mo Salah, Joao Felix oder Samuel Umtiti wurden gehandelt, auch ehemalige Real-Weggefährten wie Marcelo oder James Rodriguez. Tatsächlich konzentriert sich derzeit aber fast alles auf andere Spieler, die kurz vor einem Engagement in Turin stehen - und die Juventus auf eine andere Art zu einem echten Wettbewerber um Europas Thron machen sollen.

Adrien Rabiot steht unmittelbar vor der Unterschrift. Barca, Manchester United und angeblich auch die Bayern waren am Franzosen interessiert, Juventus dürfte ziemlich sicher aber das Rennen machen. Auch für Rabiot wäre wie bei Ramsey keine Ablöse fällig.

Buffon und De Ligt stehen vor der Tür

Mindestens zwei Stufen größer bahnen sich aber zwei andere Transfers an: Gigi Buffon steht offenbar vor einer Rückkehr zu "seinem" Verein. Buffon hat alles gewonnen, was man nur gewinnen kann. Bis auf die Champions League. Der mittlerweile 41-Jährige ist ein Getriebener wie Ronaldo selbst und wäre einer der Stars, die CR7 nicht nur neben sich dulden würde, sondern unbedingt in der Mannschaft haben will.

Und dann ist da noch Matthijs de Ligt. Nach dem Finale der Nations League zwischen Portugal und der Niederlande ging Ronaldo direkt zu De Ligt zu und machte dem 19-Jährigen einen Wechsel nach Turin schmackhaft. "Er fragte mich, ob ich zu Juventus kommen will", gab De Ligt nach dem Spiel zu. "Ich war ein wenig geschockt wegen der Frage, deswegen habe ich gelacht. Anfangs hatte ich ihn gar nicht verstanden."

Mittlerweile aber offenbar sehr wohl. Seitdem hat sich die Gemengelage jedenfalls dramatisch verändert. Lange galt Barcelona als De Ligts neues Ziel, auch die Bayern waren stark interessiert. Jetzt gibt es da nur noch eine kleines Bisschen Paris St.-Germain und sehr viel Juventus.

Für Capello ist die Meisterschaft schon jetzt entschieden

Wie der TV-Sender Sky Italia und die Tageszeitung De Telegraaf übereinstimmend berichten, hat sich De Ligt bereits für Turin entschieden. Demnach wandern bald rund 70 Millionen Euro auf das Ajax-Konto.

Nach acht Titeln in Folge in der Serie A dürfte auch der neunte Scudetto nur eine Formsache werden. "Wenn Juve De Ligt holt, ist es vorbei. Schon wieder. Und wir können direkt zur nächsten Saison übergehen", sagte der ehemalige Juve-Trainer Fabio Capello zum Corriere dello Sport und steht mit dieser Meinung im "Kampf" um den Titel in Italien nicht alleine da.

Mit dem neuen Trainer Maurizio Sarri hat sich Ronaldo in seinem Urlaub schon ausgetauscht, Sarri reiste dafür extra an die Cote d'Azur. Mit De Ligt in der Abwehr soll noch riskanter restverteidigt werden, nämlich Mann gegen Mann - was automatisch Ressourcen für die Offensive schafft und Ronaldo mehr Abschlusssituationen kreiert. Inhaltlich sind die meisten Dinge also längst besprochen, nun soll Sportdirektor Fabio Paratici einen Zugang nach dem anderen an Land ziehen.