Schwere Kämpfe im Sudan trotz Verlängerung von Waffenruhe

Trotz der verlängerten Waffenruhe im Sudan haben sich die Konfliktparteien in dem ostafrikanischen Land am Freitag erneut heftige Kämpfe geliefert. Vor allem aus der westlichen Region Darfur wurden schwere Gefechte gemeldet. Mindestens 74 Menschen wurden in der Regionalhauptstadt Geneina allein Montag und Dienstag getötet, für die anderen Tage der Woche gibt wegen der anhaltenden Kämpfe noch keinen Überblick, wie die Ärztevereinigung des Landes am Freitag mitteilte.

Nach Angaben der UNO werden Berichten zufolge in Darfur nun Waffen an Zivilisten verteilt. Die Anwaltsvereinigung von Darfur berichtete, dass die paramilitärischen Kämpfer der RSF-Miliz in Geneina mit "Raketen auf Häuser schießen".

Die Gewalt habe sich nach dem Abzug der Ausländer verstärkt, berichtete die Ärztevereinigung. Demnach kam es zu einem "Massaker" mit "dutzenden Toten und Verletzten". Augenzeugen in Darfur berichteten von heftigen Konflikten und Plünderungen. Die Kämpfe hätten sich "fast auf die gesamte Stadt" ausgebreitet und Kämpfer hätten "Märkte, öffentliche Gebäude, Lager mit Hilfsmitteln und Banken" geplündert und in Brand gesteckt, erklärte die Anwaltsvereinigung. Sie forderte die Konfliktparteien auf, "diesen törichten Krieg, der auf dem Rücken der Zivilisten ausgetragen wird, sofort zu beenden".

Die UNO warnte auch, dass rund 50.000 Kinder in Darfur an Unterernährung leiden. "Es gibt kein Essen, außer dem, was die Menschen zu Hause haben", sagte ein Anwohner, der anonym bleiben wollte. Das Welternährungsprogramm teilte mit, die Gewalt könnte Millionen Menschen in den Hunger treiben. Im Sudan sind 15 Millionen Menschen - ein Drittel der Bevölkerung - auf Hilfen angewiesen, um Hunger abzuwenden. Die UNO hatte ihre Hilfsaktionen nach dem Tod von fünf Helfern zu Beginn der Kämpfe eingestellt.

Aus der Region Darfur, wo in einem Bürgerkrieg ab 2003 rund 300.000 Menschen getötet worden waren, dringen ansonsten wenig Informationen nach draußen.

Im Sudan kämpfen seit fast zwei Wochen Armeeeinheiten unter dem Kommando des Generals Abdel Fattah al-Burhan gegen die von Mohamed Hamdan Daglo angeführte RSF-Miliz. Mehr als 500 Menschen wurden seitdem getötet. Am Dienstag trat eine unter Vermittlung der USA ausgehandelte 72-stündige Feuerpause in Kraft, die am Donnerstag kurz vor Ablauf noch einmal um 72 Stunden verlängert wurde. Allerdings wurden alle Waffenruhen bisher regelmäßig gebrochen.

In der Hauptstadt Khartum versuchen viele Menschen weiterhin, vor den Kämpfen zu fliehen. Leitungswasser und Elektrizität gibt es nicht mehr, Internet und Telefon funktionieren nur noch sporadisch. Benzin und Bargeld werden knapp. Mehrere zehntausend Flüchtlinge sind bereits in den Nachbarländern angekommen, vor allem in Äthiopien und Ägypten. Nach Einschätzung der UNO könnten insgeamt 270.000 Menschen in den Tschad und den Südsudan flüchten.

Die Evakuierung von Ausländern läuft inzwischen überwiegend über das Meer. Ein weiteres saudiarabisches Schiff war am Donnerstagabend in der Hafenstadt Dschiddah angekommen. Insgesamt wurden damit 2744 Menschen durch Saudi-Arabien in Sicherheit gebracht.

Andere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die USA und Großbritannien, hatten ihre Staatsbürger in den vergangenen Tagen per Flugzeug aus dem Land gebracht. Die Bundeswehr flog nach eigenen Angaben seit Sonntag rund 780 Menschen aus über 40 Nationen aus dem Sudan aus, darunter 230 Deutsche.

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