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Kölner Dogan Akhanli: „Die schnelle Freilassung zeigt, wie ungangbar das Verfahren ist“

Der Schriftsteller sitzt in Madrid fest.

„Der Granada-Urlaub war meine Idee“, sagt Perihan Zeran, die Partnerin des Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli. Es sollte eine erholsame Woche in der andalusischen Stadt werden. Stattdessen muss das Paar jetzt umplanen, neu organisieren, aus dem Stand in einem fremden Land und einer fremden Stadt zurecht kommen: weil die spanische Polizei am Samstag Akhanli im Hotel in Granada festnahm, wegen eines türkisches Festnahmeersuchens. Der Schrifsteller wurden in Handschellen nach Madrid gebracht, seine Partnerin folgte im Bus nach, „im nächsten, in dem es einen freien Platz gab“. Akhanli wurde am Sonntag wieder freigelassen, aber er darf Spanien nicht verlassen und muss sich jeden Montag bei Gericht melden. „Wir stellen uns für Akhanli auf 40 Tage in Madrid ein,“ sagt Zeran. Eine Wohnung für ihn hatten sie am Dienstag noch nicht definitiv gefunden, es gab da eine Option, „von einem Bekannten eines Bekannten eines Bekannten.“ Von der deutschen Botschaft in Madrid hätten sie nur eine Liste günstiger Unterkünfte bekommen, das Goethe-Institut sei hilfsbereiter gewesen, aber jetzt wollten sie erstmal sehen, ob die Bekannten-Option klappe. Die ersten Nächte hat das Paar „in einem ganz normalen Hotel“ verbracht. Der unfreiwillige Aufenthalt in Madrid geht ins Geld. Deswegen ist die Unterstützung aus Deutschland, einschließlich Spendenaufrufen in Köln und Berlin, hochwillkommen. Noch wichtiger und aufbauender aber sie die moralische Unterstützung. Festnahme zweier Erdogan-Kritiker in einer Woche kein Zufall Akhanlis spanischer Anwalt Gonzalo Boye ist froh, seinen Mandanten so schnell in Freiheit bekommen zu haben. „Das war unser erstes Ziel“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Seine Freilassung am Sonntag, einen Tag nach seiner Festnahme, ist ein Anzeichen für die fehlende Gangbarkeit des ganzen Verfahrens.“ Der schwedisch-türkische Journalist Hamza Yalçin, festgenommen in Barcelona am 3. August, sitzt dagegen immer noch im Gefängnis. „Und wenn jemand im Gefängnis bleibt, werden die Dinge komplizierter.“ Im Falle Akhanlis war der Druck der Medien und der (in diesem Falle deutschen) Politik größer als im Falle Yalçins. „Ich glaube, weder die Türkei noch Spanien waren sich der Reaktion bewusst, die eine solche Festnahme auslösen kann“, sagt Boye. „Dass die Behörden kollaborieren, heißt noch lange nicht, dass wir Bürger bereit wären, mit diktatorischen Regimen zu kollaborieren.“ Boye ist davon überzeugt, dass die Festnahme gleich zweier Erdogan-Kritiker in Spanien innerhalb von gut zwei Wochen kein Zufall ist. Er glaubt, dass die spanische Polizei oder das Innenministerium der Türkei steckten, dass Akhanli gerade Urlaub in Granada machte – ein schwerer Vorwurf an die eigene Regierung, der er „Willfährigkeit“ unterstellt. „Die internationale juristische Zusammenarbeit wird zu einer Art internationaler juristischer Willfährigkeit.“ Dahinter könnte ein Tauschgeschäft stecken: „Die Türken geben Informationen darüber raus, wer ihre Grenzen überschreitet, wer in den Irak geht, um mit Daesch (dem Islamischen Staat) zu kämpfen.“ Und Spanien bedankt sich auf seine Weise. Ob Boyes These stichhaltig ist, lässt sich nicht leicht nachprüfen. So oder so: „Die internationale juristische Zusammenarbeit braucht mehr Transparenz.“ An der fehlt es im Moment, zumindest im Falle Spaniens....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta