Kölner Verkehrs-Betriebe: „Meist sind nicht wir schuld an den Verspätungen“

Die KVB verweisen nach einer „Stadt-Anzeiger“-Erhebung auf externe Behinderungen.

Nachdem eine groß angelegte Erhebung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gezeigt hat, dass pünktlich an der Haltestelle eintreffende Stadtbahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) eher eine Ausnahme sind, hat sich das Verkehrsunternehmen am Montag zu den Ergebnissen geäußert. „Verspätungen sind für die Kunden in vielen Fällen ärgerlich“, sagte Sprecher Stephan Anemüller. Deshalb habe die Betriebsqualität für die KVB eine sehr hohe Priorität. „Wir weisen jedoch darauf hin, dass der großstädtische Verkehr durch zahlreiche Faktoren, die im Beitrag auch genannt werden, dem zügigen Vorankommen häufig entgegensteht“, so Anemüller. Das sei auch an den drei Messtagen, dem 14., 16. und 19. Juni, der Fall gewesen. So sei zum Beispiel der Betrieb der Linien 1, 3 und 4 am 14. Juni von 16 Uhr bis 20.30 Uhr aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens stark beeinträchtigt gewesen. Durch den Stau auf den Straßen sei es zu Verspätungen von bis zu 30 Minuten gekommen, da sich dieser auch auf die Schiene ausgewirkt habe. Drei Unfälle seien hinzugekommen. Im Test des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte lediglich eine von zehn Bahnen der Linien 3 und 4 den Fahrplan eingehalten. „Auch am 16. Juni haben sich zwei Unfälle auf den Berufsverkehr ausgewirkt“, sagte Anemüller. Am 19. Juni habe es unter anderem einen Fahrleitungsschaden auf der Linie 7 gegeben. „Dieser konnte erst nach über zwei Stunden behoben werden“, so Anemüller. In Wesseling habe ein Kabeldiebstahl den Betrieb der Linie 16 etwa zweieinhalb Stunden aufgehalten, was sich auch auf die Linien 17 und 18 ausgewirkt habe. Auch an diesem Tag habe es mehrere Verkehrsunfälle gegeben. „Die Betriebsbedingungen des Stadtbahn- und Busverkehrs müssen kontinuierlich so verbessert werden, dass Störungen eine geringere Auswirkung auf die Betriebsqualität haben“, sagte Anemüller. Die Beseitigung von Engstellen, etwa durch den zweigleisigen Ausbau der Stadtbahn-Linie 18 in Brühl, der in den Sommerferien fortgesetzt werde, helfe dabei, dieses Ziel zu erreichen. Politik reagiert auf Ergebnisse der Stichprobe Die Kommunalpolitiker reagierten am Montag ebenfalls auf die Stichprobe. „In einer wachsenden Stadt mit wachsendem Verkehr gibt es zunehmend mehr Engpässe – da müssen wir Lösungen finden“, sagt Susana dos Santos Herrmann, verkehrspolitische Sprecherin der SPD. Zum einen seien Investitionen in die Infrastruktur unabdingbar. Zum anderen könnten ergänzende Busse und zusätzliche Züge zu Hauptverkehrszeiten helfen. „Bei all dem sollten wir bedenken, welch große Bedeutung die KVB für die Mobilität in unserer Stadt hat“, so dos Santos. „Wir werden uns die Zahlen genau ansehen und dann beraten, was die KVB gegen die Verspätungen tun können“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Man dürfe das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn die KVB einen Fahrplan aufstelle, dann solle sie ihn auch einhalten. „Die Infrastruktur der KVB ist dermaßen stark ausgelastet, dass kleinste Störungen den Fahrplan durcheinanderbringen“, sagte Andreas Wolter (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Hinzu komme ein Mangel an Personal. Weil der KVB Fahrer fehlten, müssten Fahrten immer wieder vorzeitig abgebrochen werden. In diesem Fall würden die Kunden in den Außenbezirken vergeblich auf die Bahn warten. „Ich finde es schade, dass die KVB ihre Daten zur Pünktlichkeit nicht veröffentlicht – wir werden das im Aufsichtsrat ansprechen“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Die Zahlen seien eine nützliche Information für Fahrgäste und Politik, weil sie die Grundlage einer Diskussion bilden könnten. In der Debatte über den Bau einer Ost-West-U-Bahn für die Linie 1 spiele die Erhebung ebenfalls eine Rolle. Sie zeige, dass der Tunnel vom Heumarkt bis nach Melaten führen müsse und nicht schon am Neumarkt enden dürfe. „Ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr ist ganz entscheidend für den Einzelhandel und die Wirtschaft am Standort Köln“, sagte Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Problematik der Verspätungen hänge damit zusammen, dass die Stadt es vor Jahrzehnten verpasst habe, ein geschlossenes System zu bauen. Das sei auch nicht mehr nachzuholen. „Man könnte aber einmal über einen neuen U-Bahn-Tunnel zwischen der Poststraße und den Eifelwall nachdenken, um zumindest den Barbarossaplatz zu entlasten“. so Soénius. Haben Sie Verständnis für die Verspätungen der KVB? Für den Preis, den man bezahlt, und den Service, den man dafür bekommt, finde ich das gelinde gesagt eine Frechheit. Die Bahnen fahren zu selten und sind zu teuer. Ich komme aus Frechen: Wenn etwas ausfällt, warte ich 20 bis 40 Minuten. Nie weiß man, ob eine kommt oder nicht. Petra Czerwinske Grundsätzlich habe ich Verständnis – gerade bei extremen Wettersituationen wie vergangene Woche. Ärgerlich ist es allerdings, wenn eine Bahn einfach ohne Ansage ausfällt. Das passiert vor allem morgens sehr oft. Ich glaube allerdings nicht, dass eine Verbesserung möglich ist, so lange viele Bahnen auch oberirdisch fahren. Benedikt Weber Es kommt drauf an: Bei einem Unfall kann die KVB ja nichts dafür, dass die Linie zu spät kommt. Aber wenn sie einfach ausfällt, ärgere ich mich schon. Besonders schlimm ist es morgens, wenn eine Bahn nicht kommt und die nächste so voll ist, dass man nicht mehr reinkommt. Da wartet man schon mal 20 Minuten. Juliane Steiert Einmal ist eine Linie komplett ausgefallen; bis der Ersatzverkehr eingerichtet war, hat es ewig gedauert. Man sollte einen Notfallplan haben, bei dem die Ersatzbusse früher kommen – gerade bei schlechtem Wetter. Insgesamt hat sich die KVB bei der Pünktlichkeit im Vergleich zu vor 20 Jahren aber deutlich verbessert. Ulrich Eul Wenn man das Chaos auf den Straßen sieht, kann man schon verstehen, dass die Bahnen nicht immer pünktlich sind. Aus Rodenkirchen brauche ich 23 Minuten in die Stadt. Wenn ich meinen Zug am Bahnhof rechtzeitig erreichen will, überlege ich mir immer schon im voraus, wie viel Zeit ich wohl zusätzlich einplanen muss. Brigitte Müller...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta