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Kalifornien: Schule droht mit Verhaftung, weil Schüler Zoom-Unterricht verpasst hat

In der kalifornischen Stadt Lafayette haben Eltern eines Schülers einen Brief von der Mittelschule erhalten. Ihr 12-jähriger Sohn habe im vergangenen Monat 90 Minuten Zoom-Unterricht verpasst. Dafür könne er verhaftet werden.

Digitale Schule via Zoom: Auch für viele Lehrer*innen ist die Umstellung eine große Herausforderung. Foto: Symbolbild / gettyimages / LeoPatrizi
Digitale Schule via Zoom: Auch für viele Lehrer*innen ist die Umstellung eine große Herausforderung. Foto: Symbolbild / gettyimages / LeoPatrizi

In Lafayette, einer Stadt im US-Bundesstaat Kalifornien, haben die Eltern eines Siebtklässlers einen Brief von der Schule erhalten. Darin wird mit der Verhaftung des Jungen gedroht, weil er im vergangenen Monat 1,5 Stunden virtuellen Unterricht via Zoom verpasst hat. Die Begründung: Das sei neuerdings Gesetz.

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Darüber berichtet hat unter anderem der Regionalsender ABC7. Im Interview sagt der Vater des Jungen, Mark Mastrov: „Das ist unser viertes Kind, das wir auf diese Schule schicken. Aus heiterem Himmel wird uns plötzlich dieser Brief zugestellt.“

Neue Gesetzgebung macht es möglich

Die Stanley Middle School hat den Brief verfasst und abgeschickt, weil Mastrovs Sohn im vergangenen Monat drei 30-minütige Unterrichtseinheiten verpasst hat. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie findet die Schule in Lafayette derzeit ausschließlich digital über die Konferenz-Software Zoom statt.

Laut ABC7 sagt die Schulleiterin Betsy Balmat, sie hätte keine andere Wahl gehabt, als den Brief zu verschicken. Es gebe seit dem Sommer neue staatliche Richtlinien, dass die Anwesenheit aller kalifornischen Schüler*innen strenger zu kontrollieren und ihre Abwesenheit härter zu ahnden seien.

Sie sagt: „Der Brief ist Teil unser Verantwortung gegenüber dem Staat, für die Anwesenheit unserer Schüler*innen zu sorgen und dass diese sich engagieren und lernen.“ Allerdings hätte die Familie Mastrov zuerst telefonisch informiert werden sollen, um die Abwesenheit ihres Sohnes zu klären.

Bis zu sieben Stunden täglich bei Zoom

Mark Mastrov sagt dazu, dass er nie einen solchen Anruf erhalten habe. Stattdessen habe er von anderen Familien gehört, denen ebenfalls direkt der Brief zugestellt worden sei. Sein Sohn sei darin als Schulschwänzer bezeichnet worden – worauf unter anderem Verhaftung stünde. Mastrov habe deshalb sofort die Schule angerufen, um die Sache aufzuklären: „Ich habe gefragt, ob sie jetzt versuchen würden, meinen Sohn in meinem Haus zu verhaften oder ob ich eine Strafe zahlen müsste, weil ich meinen Sohn nicht täglich und pünktlich zu seiner Zoom-Klasse gebracht habe?“

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Wie seine Klassenkamerad*innen muss der Mittelschüler Merek Mastrov täglich bis zu sieben Stunden vor seinem Laptop verbringen und den Unterricht auf Zoom verfolgen. In dem Brief aber steht, er habe insgesamt drei Einheiten vergangenen Monat verpasst. Dazu: „Wenn ein Schüler oder eine Schülerin unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt, gilt er oder sie vor dem kalifornischen Gesetz als Schulschwänzer*in.“ Daraus könnten sich sechs unterschiedliche Konsequenzen ergeben, unter anderem dürften diese „Schüler*innen gemäß des Bildungsgesetzes verhaftet werden“.

Gelder der Schulen hängen auch von Anwesenheit ab

Weil Mastrov diese Vorgehensweise für „totalen Overkill“ hält, will er sich jetzt an die Gesetzgebung des Bundesstaates wenden. „Ich weiß, wir befinden uns in einer Pandemie und die Regierung versucht, damit fertig zu werden. Aber wenn der Staat Kalifornien 12-jährige Kinder verhaften will, weil sie 90 Minuten Unterricht verpasst haben, dann ist das lächerlich.“

Wie ABC7 abschließend schreibt, kontrollierten öffentliche Schulen in Kalifornien auch deshalb die Anwesenheit der Schüler*innen sehr genau, weil davon finanzielle Mittel abhingen. Sowohl Gelder des Bundesstaates als auch des Staates gründeten sich unter anderem auf täglichen Anwesenheitsquoten.

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