Kampfansage nach Mockridge-Skandal - Medienexperte zerlegt „Die Deutschen“-Statement, rät aber: „Lasst sie machen“

Medienxperte zerlegt Statement von "Die Deutschen"<span class="copyright">"Die Deutsche"/Instragam / IMAGO / Bonn.digital</span>
Medienxperte zerlegt Statement von "Die Deutschen""Die Deutsche"/Instragam / IMAGO / Bonn.digital

Nach dem Skandal um behindertenfeindliche Witze geben sich die Macher des „Die Deutschen“-Podcasts im Gegensatz zu Luke Mockridge angriffslustig. Medienexperte Jo Groebel fällt ein hartes Urteil über die Comedians.

Nizar und Shayan, die beiden Hosts des Podcasts „Die Deutschen“, haben sich am Mittwoch (11. September) in einem ausführlichen Statement zu der öffentlichen Empörung über behindertenfeindliche Witze in ihrem Gespräch mit Luke Mockridge geäußert. FOCUS online hat den Medienexperten Jo Groebel gefragt, wie er die Kampfansage der beiden bewertet.

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Jo GroebelJo Groebel

In dem Clip kritisieren Nizar und Shayan vor allem die sogenannte Cancel Culture. Die Podcaster werfen ihren Kritikern eine „Hexenjagd“ vor. „Ihr fordert unseren Untergang“, beschweren sie sich unter anderem. Medienexperte Jo Groebel findet ihren Auftritt allerdings nicht überzeugend. Die angebliche Cancel Culture zu beschwören, sei „der billige Trick“ gegenüber jeder Kritik an herabwürdigendem und verletzendem Verhalten, sagt Groebel.

Medienexperte glaubt nicht an Karriereknick von „Die Deutschen“

Der Medienpsychologe kritisiert an der Stellungname vor allem, dass sich Nizar und Shayan als Leidtragende des Skandals um behindertenfeindliche Gags inszenieren. „Ihren Opferstatus leiten sie aus möglichen Verkaufseinbußen bei Ticketverkäufen ab. Wenig wahrscheinlich bei drei Millionen Followern und dem Applaus eines Großteils derer“, so Groebel.

Während Luke Mockridge laut dem Experten mit seiner Entschuldigung noch den Anspruch an sich habe, einer sozial erwünschten Mindestnorm an Anstand zu entsprechen, seien die beiden Podcaster der „Ausdruck einer Macho-Ich-Kultur, die sich den Teufel schert um solche Regeln und um die, die das alles offenbar nicht komisch finden“.

Podcaster haben laut Groebel ihren moralischen Kompass „des Aufmerksamkeitserfolges wegen abgelegt“

Die unterschiedlichen Statements von Mockridge und den Podcastern erklärt sich der Medienpsychologe so: „Er weiß noch um einen moralischen Kompass. Sie haben ihn des Aufmerksamkeitserfolges wegen abgelegt.“

Groebel erklärt auch, was ihn an den Witzen von „Die Deutschen“ gestört hat: „Hier dagegen war nichts doppelbödig, nichts intelligent.“ Er attestiert den beiden „Großmäuligkeit als Kompensation eigener Schwäche“.

Dennoch hält der Experte ebenso wenig vom Canceln der Podcaster: „Lasst sie dennoch machen. Sie entlarven sich selbst damit. Und bedienen die Gefühle schlichter Gemüter, damit diese sich größer fühlen. Schade, sie hätten ein größeres Potenzial gehabt.“

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