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Bei UN-Einsatz Zwei tote Bundeswehrsoldaten nach Hubschrauberabsturz in Mali

ARCHIV – Ein Kampf-Hubschrauber vom Typ Tiger fliegt am 15.06.2009 über dem Truppenübungsplatz in Munster. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)
ARCHIV – Ein Kampf-Hubschrauber vom Typ Tiger fliegt am 15.06.2009 über dem Truppenübungsplatz in Munster. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Beim Absturz eines Kampfhubschraubers vom Typ Tiger in Mali sind zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen. Das teilte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am späten Mittwochabend bei einem kurzfristig anberaumten Pressestatement in Berlin mit.

Die Absturzursache ist noch ungeklärt. Hinweise auf eine Fremdeinwirkung lägen bisher nicht vor, sagte der Stellvertreter des Generalinspekteurs, Vizeadmiral Joachim Rühle. Der Tiger sei gegen 14.20 Uhr 70 km nördlich von Gao abgestürzt. Der Hubschrauber sei ausgebrannt, es habe keinen Notruf aus der Maschine gegeben. Von der Leyen wollte am Abend keine Fragen von Journalisten beantworten.

Es mache «unendlich traurig», sagte von der Leyen. Sie verneige sich vor den Leistungen und dem Opfer der Soldaten. Ihr tiefes Mitgefühl gelte den Angehörigen. Der Vorfall zeige ein weiteres Mal, wie viel die Soldaten zu geben bereit seien. Sie habe mit Kanzlerin Angela Merkel telefoniert, Merkel habe sie gebeten, ihr tief empfundenes Mitgefühl zu übermitteln. Die Untersuchungen hätten gerade erst begonnen. Von der Leyen bat um Verständnis, dass mit der gebotenen Ruhe und Sorgfalt die Absturzursache aufgeklärt werde.

Es handelt sich um die ersten Todesfälle der Bundeswehr in einem Auslandseinsatz seit fast zwei Jahren. Zuletzt waren im September 2015 deutsche Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen. Dort kamen starben seit 2002 insgesamt 56 Soldaten der Bundeswehr. Mali gilt seit längerem als der derzeit gefährlichste Einsatz der Truppe. Bislang waren die deutschen Soldaten dort aber verschont geblieben. An der Mission beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten. Die Truppe ist in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert.

Der Hubschrauber stürzte bei der Beobachtung von Kampfhandlungen am Boden ab, sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs in New York der dpa. Rettungskräfte seien zur Unfallstelle geschickt worden. Von der Leyen brach wegen des Unglücks ihre Sommerreise im oberbayerischen Pöcking ab und flog früher nach Berlin zurück.

Die Mission Minusma der Vereinten Nationen (UN) soll zur Stabilisierung Malis und zur Umsetzung eines Friedensabkommens beitragen. Nach Angaben der Bundeswehr umfasst sie derzeit rund 13 000 Blauhelm-Soldaten und knapp 2000 Polizisten. Die Bundeswehr kann sich mit bis zu 1000 Soldaten an dem Einsatz beteiligen, das Mandat erlaubt auch den Einsatz von Waffen.

Der Norden Malis war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer Extremisten und anderer Rebellengruppen gefallen, sie konnten aber nach einer Intervention französischer Streitkräfte zurückgedrängt werden. Gruppierungen wie Al-Kaida terrorisieren den Norden Malis schon lange. Extremisten greifen dort immer wieder UN-Friedenstruppen und malische Streitkräfte an. Es kommt aber auch zu Anschlägen im Zentrum und Süden, etwa im November 2015, als Terroristen das Radisson-Hotel in Bamako angriffen und rund 20 Menschen töteten.

Vier Tiger-Kampfhubschrauber der Bundeswehr sind in Mali im Einsatz, sie waren im Frühjahr im nordhessischen Fritzlar für den Einsatz in Westafrika verladen worden. Außerdem sind vier NH90-Transporthubschrauber dort, etwa um Verwundete auszufliegen.

Bei einem Hubschrauberabsturz im Norden Malis im März waren zwei
niederländische Blauhelmsoldaten ums Leben gekommen. Die Besatzung habe aus unbekannten Gründen nahe der Stadt Gao eine Notlandung versucht, dabei sei der Hubschrauber abgestürzt.

Technisches Versagen des Hubschraubers als Unfallursache könnte von der Leyen politisch enorm unter Druck setzen. Sie hatte in ihrer Amtszeit immer wieder die Bedeutung guter Ausrüstung der Soldaten im Einsatz betont. Laut einer Mitteilung von Minusma deuteten erste Erkenntnisse auf technisches Versagen als Ursache des Absturzes hin.

Mit dem Tiger gab es immer wieder Probleme. Zuletzt fehlten Piloten, um das Gerät zu fliegen. Der «Expertiseverlust» werde zunehmend zu einem «flugsicherheitsrelevanten Thema», hieß es im Juni in einem internen Bericht des Kommandos Heer, aus dem der «Spiegel» zitiert hatte. Eine Handvoll Piloten werde für alle Übungs- und Schießvorhaben sowie Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen herangezogen. Sie würden der hohen zeitlichen Belastung nicht mehr standhalten, hieß es in dem Bericht.

Bedenken gab es auch wegen der Einsatzbereitschaft der Hubschrauber in der westafrikanischen Hitze. Der Inspekteur des Heeres hatte eine Ausnahmegenehmigung für den Flug unter hohen Temperaturen erteilt, bevor sie am 1. Mai einsatzbereit gemeldet wurden. Zunächst galt eine maximale Temperaturobergrenze von 43,26 Grad Celsius für den Start der Hubschrauber. Dieser Maximalwert, der sich je nach Luftdruck und Flughöhe berechnet, wurde für den Einsatz in Mali um fünf Grad angehoben.