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Karl Lagerfeld im Interview mit VOGUE und dem ZEITmagazin: „Ich bin Hanseat, kein Deutscher.“

Karl Lagerfeld hat VOGUE und dem ZEITmagazin das einzige Interview für deutsche Medien vor seiner „Métiers d’Art“-Präsentation gegeben, die morgen in der Hamburger Elbphilharmonie stattfindet. Zwei Stunden nahm er sich Zeit, um mit VOGUE-Chefredakteurin Christiane Arp und ZEITmagazin-Chefredakteur Christoph Amend über seine Deutschlandgefühle, Angela Merkel, Gott, die Welt – und natürlich Karl Lagerfeld zu sprechen. Das Interview erscheint als Teil einer Kooperation in dieser Woche wortgleich in den neuen Ausgaben der beiden Magazine.

Das aktuelle Cover des ZEITmagazins. (Copyright: ZEITmagazin)
Das aktuelle Cover des ZEITmagazins. (Copyright: ZEITmagazin)

„Die Leute haben das nicht verstanden“

Kürzlich kritisierte Karl Lagerfeld in einer französischen Talkshow Angela Merkel dafür, dass sie zu viele Flüchtlinge ins Land gelassen habe. Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen lägen, könne man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen, hieß es.

Darauf angesprochen sagt Lagerfeld: „Die Leute haben das nicht verstanden. Das war eine Metapher. Die Deutschen haben Millionen von Juden umgebracht, und da schämen wir uns doch heute noch für. Und jetzt lässt Angela Merkel eine Million ihrer Erzfeinde ins Land.“ Dass alle Flüchtlinge Antisemiten seien, wolle er damit nicht behaupten und ergänzt: „Aber ich habe auch wenig Araber getroffen, die sagen: ‚Ich liebe die Juden.‘ Die ganze Sache im Nahen Osten ist ohnehin hoffnungslos, solange der Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht gelöst ist. Und da gibt es keine Lösung, weil sich beide Seiten nicht gut verhalten.“

„Da habe ich beinahe einen Schlag gekriegt“

Zum Einzug der AfD in den deutschen Bundestag sagt Lagerfeld: „Da habe ich beinahe einen Schlag gekriegt, so aufgebracht war ich. Ich war wütend, bin es immer noch. Ich will es Ihnen noch einmal aus meiner Sicht erklären. Seit Angela Merkels Umgang mit Griechenland während der Finanzkrise hatte sie in Europa den Ruf einer bösen Mutter, wie man in Frankreich sagt. Während der Flüchtlingskrise wollte sie sich dann als Pastorentochter ein besseres Image zulegen. Man hat ihr damals vorausgesagt, dass sie deshalb Millionen von Stimmen verlieren wird. Und genau so ist es gekommen. Bravo!“

Der Aufstieg der AfD erinnert Lagerfeld an die Nazi-Zeit, die ihm besonders nah geht: „Das ist etwas, was man nicht vergeben kann. Deshalb bin ich auch Deutscher geblieben. Auch wenn wir hier damit direkt nichts zu tun haben, ich glaube auch nicht an Erbschuld, aber wir müssen alle damit bis zu unserem Lebensende umgehen.“

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Das aktuelle Cover des ZEITmagazins. (Bild: ZEITmagazin)
Das aktuelle Cover des ZEITmagazins. (Bild: ZEITmagazin)

„Ich bin Hanseat, kein Deutscher“

Morgen zeigt Lagerfeld in der Hamburger Elbphilharmonie seine “Métiers d’Art”-Kollektion: „Herzog und de Meuron sind die besten Architekten der Welt, nun nachdem meine Freundin Zaha Hadid gestorben ist. Das war für mich der Grund, warum wir jetzt nach Hamburg gehen mit unserer „Métiers d’Art“-Show. Die Elbphilharmonie erinnert an kein Gebäude von früher. Sie ist die Kathedrale unseres Jahrhunderts.“

Zudem hat Lagerfeld noch immer eine besondere Verbindung zu seiner Geburtsstadt: „Wenn ich an Hamburg denke, merke ich: Ich bin Hanseat, kein Deutscher. Sie dürfen aber nicht vergessen: Als erwachsener Mensch habe ich nie in Deutschland gelebt. Doch ich wollte andererseits auch nie den deutschen Pass abgeben, obwohl das leicht gewesen wäre. Du bist damit geboren, habe ich mir gesagt, damit musst du fertig werden. Für mich ist Deutschland eine Idee, keine Realität. In der Realität von heute passe ich nicht mehr dorthin.“

„So stellen sich die Leute das bestimmt nicht vor“

Privat lebt Karl Lagerfeld inzwischen sehr zurückgezogen: „Ich habe aber auch eine eigentümliche Art zu leben. Hier ist mein Fotostudio, dann habe ich eine sehr schöne Wohnung, in die ich allerdings nur zum Essen gehe, ich schlafe dort nie. Ich wohne und zeichne in einem riesigen Atelier, und wenn ich nicht will, muss ich mit niemandem reden. Dort lebe ich mit Choupette.“

Seine Katze ist inzwischen fast so berühmt wie Lagerfeld selbst. Über seine Bekanntheit sagt der Designer: „Manchmal sitze ich im Bett mit Choupette und sag zu mir: Wenn die Leute wüssten, wie die Wirklichkeit ist. Dann sitze ich da und lese, sie hat ihren Kopf auf meinem Ellbogen oder meiner Schulter, und ich denke: So stellen sich die Leute das bestimmt nicht vor.“

Das vollständige Interview mit Karl Lagerfeld erscheint wortgleich in der Januar-Ausgabe von VOGUE, in Auszügen auf VOGUE.de sowie im ZEITmagazin.

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