Karl-Theodor zu Guttenberg über Donald Trump - „Er mag ein widerwärtiger Charakter sein, aber er ist wenigstens er selbst“

Donald Trump bei den Trauerfeierlichkeiten zu 9/11 in New York City.<span class="copyright">Getty Images</span>
Donald Trump bei den Trauerfeierlichkeiten zu 9/11 in New York City.Getty Images

Der frühere Bundesverteidigungsminister und Amerika-Kenner Karl-Theodor zu Guttenberg kritisiert, dass sich die deutsche Politik zu wenig auf einen möglichen US-Präsidenten Donald Trump vorbereite.

Dabei sei im Falle eines Wahlsieges des Republikaners zu erwarten, dass er eine deutliche Abkehr von Joe Bidens Ukraine-Politik vornehmen werde. „Es ist schon zu befürchten, dass er die notwendigen Waffenlieferungen an die Ukraine rasch deutlich vermindert – um Präsident Selenskyj an den Verhandlungstisch zu zwingen“, sagt zu Guttenberg im Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitagausgabe). „Die beiden sind sich ja bekanntermaßen spinnefeind.“ Was das für Deutschland bedeute, sei mit den Händen zu greifen. „Umso schlimmer, dass sich im politischen Berlin offenbar niemand ernsthaft mit diesem naheliegenden Szenario beschäftigt“, sagt zu Guttenberg.

„Das hat bislang keiner so unerbittlich formuliert wie Donald Trump“

In den USA werde Trump wegen innenpolitische Themen von seinen Anhängern geschätzt. „Er trifft einen Nerv bei den Menschen, die Washington nicht mehr vertrauen“, sagt zu Guttenberg. „Das hat bislang keiner so unerbittlich formuliert wie Donald Trump.“ Er sei authentisch. „Die Menschen spüren, er mag ein widerwärtiger Charakter sein, aber er ist wenigstens er selbst“, sagt der Ex-Politiker.

Ex-Bundesminiser Karl-Theodor zu Guttenberg.<span class="copyright">Sebastian Gollnow/dpa</span>
Ex-Bundesminiser Karl-Theodor zu Guttenberg.Sebastian Gollnow/dpa

„Vor allem aber: Trump hat während seiner letzten Präsidentschaft abgeliefert. Und zwar nicht nur bei den Steuersenkungen, sondern auch bei emotionalen Themen“, betont zu Guttenberg. Er habe sich des Themas Migration angenommen und sei China entgegengetreten, „dem großen Angstfaktor amerikanischer Arbeitnehmer“.

Zu Guttenberg war von 2009 bis 2011 Bundesverteidigungsminister. Nach seinem Rücktritt zog er zeitweise in die USA, hat dort viele Kontakte.