Karl-Theodor zu Guttenberg - Mürrisch trotz Firmenübernahme: Manche überwinden ihren Erfolg nie

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Karl-Theodor zu Guttenberg.Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Am Nebentisch sitzt ein bekannter, sehr vermögender deutscher Unternehmer. Alleine. Ich sehe ihn nicht zum ersten Mal bei dem kleinen Italiener um die Ecke. Wohl sein Stammlokal.

Wir sind uns über die Jahre mehrmals begegnet. Ich habe ihn als umgänglich und leutselig in Erinnerung. Ich war mir allerdings nie ganz sicher, ob ich den Charme eines Menschen oder seiner Agenda erfuhr.

Ich stehe auf und begrüße ihn. Er blickt mich kurz an, nickt mürrisch. Er mag einen schlechten Tag haben, denke ich mir. Vielleicht meditiert er aber nur über einem Teller Nudeln. Manche bevorzugen eben eine kulinarische Yogamatte.

Ich bin mit einem Freund verabredet. Als er eintrifft, steuert er auch auf den Unternehmer zu und gratuliert ihm zu einer Firmenübernahme, die durch die Medien geisterte. Dieser reagiert ähnlich liebreizend wie bei mir: Man möge ihn doch in Frieden lassen.

Mein Freund zuckt mit den Schultern: „Die Muscheln auf Ihren Vongole feiern Ihren Triumph bei weitem ausgelassener als Sie.“ Jetzt zuckt der Unternehmer mit den Schultern. Ich muss lachen.

Wenig später bringt ihm der Kellner die Rechnung. „Wenn Sie jetzt wissen wollen, ob es mir geschmeckt hat: Nein.“
Er bezahlt und verlässt grußlos das Lokal.

Als wir dem Kellner unser Bedauern über den Gast aussprechen, lächelt dieser nur: „Ach, er kommt fast jede Woche. So ist er immer. Wir haben uns daran gewöhnt. Er kommt, futtert seine Spaghetti Vongole, er geht. Das Trinkgeld stimmt. Ein freundliches Wort haben wir von ihm noch nie gehört.“

Dann sagt er einen bemerkenswerten Satz: „Manche überwinden eben ihren Erfolg nie.“

Zwischen meinem Freund und mir entspinnt sich ein Gespräch über den Umgang mit Erfolgen. Manche nutzen - vollkommen berechtigt - jede Gelegenheit, diese und sich zu feiern.

Zunächst jagt man nach dem Erfolg und dann jagt einen der Erfolg

Wir beide tun uns damit schwer. Möglicherweise liegt es an der schmerzhaften Erfahrung, dass in der Verlockung des Erfolges auch die Saat seiner substanzlosen Behauptung liegen kann. Oder an einem bekannten „circulus vitiosus“: Zunächst jagt man nach dem Erfolg und dann jagt einen der Erfolg. Das mag das Verhalten des Unternehmers erklären. Eine Rechtfertigung wäre es mitnichten.

Irgendjemand sagte einmal: Menschen, die viel Erfolg haben, sind als Mensch zuweilen weniger ein Erfolg. Viele haben ein begrenztes Verhältnis zum Erfolg. Er ist für sie gleichbedeutend mit Profit und Anerkennung. Dabei ist er nicht einmal an Resonanz gebunden. Jede Hilfestellung, vom schweren Koffer zur Spülmaschine, mag ein Erfolg sein. Auch das Bedienen von Freundschaft und vordergründig kleiner Bedürfnisse. Eigentlich auch für mich ein ständiger Grund, zu feiern.

Am nächsten Morgen schreibe ich dem Unternehmer eine kurze Nachricht. Ob es ihm gut ginge. Er hätte einen bedrückten und ungehaltenen Eindruck hinterlassen. Er antwortet wortreich, ohne den Abend zu erwähnen. Er würde sich gerne für eine Geschäftsidee mit mir treffen.

Ich lehne eine Begegnung mit der allzu charmanten Agenda ab, … und wünsche ihm viel Erfolg.