Karl-Theodor zu Guttenberg - Wenn Sie den Namen des Gesprächspartners vergessen haben, hilft oft ein simpler Trick
Für mich ist der erste und letzte Eindruck bei zwischenmenschlichen Auftritten wichtig. Doch das gilt offensichtlich längst nicht mehr für alle Menschen. Wenn es um vergessene Namen geht, hat mir ein Freund einen unschlagbaren Trick verraten.
Donnerstagabend. Ein Empfang. Ein wildfremder Mann kommt auf mich zu.
„Hi.“
„Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen“, ich stelle mich namentlich vor. „Sie heißen Hi?“
„Sehr witzig“, er macht keine Anstalten, mir seine Identität zu verraten.
„Muss ich Sie kennen?“
„Jeder kennt mich hier.“
„Aha.“
Der selbstbewusste Herr hat ein Anliegen. Ich höre ihm trotz des holprigen Starts interessiert zu. Es handelt sich offenbar um einen aufstrebenden Tech-Unternehmer.
Plötzlich sagt er unvermittelt: „Ciao.“
Ein schlaffer Händedruck, die Augen sind an mir vorbei gerichtet. Er dreht sich um, steuert auf den nächsten Gast zu.
Auch der Abschied ist ihm gründlich misslungen. Er wird sich nun andere Mitstreiter suchen müssen.
Später steckt mir jemand, die hohe Bewertung seiner Firma verhalte sich zu den Gewinnmargen wie sein Auftreten zur Kinderstube.
Traurig: Erster und letzter Eindruck fallen der Gleichgültigkeit zum Opfer
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie häufig die Wirkkraft des ersten und letzten Eindrucks einer zwischenmenschlichen Gleichgültigkeit zum Opfer fällt.
Offenbar glauben einige Zeitgenossen, mit der Entritualisierung bewährter Umgangsformen den Anschein von Effizienz zu erwecken. Oder Überlegenheit. Gelegentlich lässt sich dies bei Menschen beobachten, die einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Als ob man sich beschenkt fühlen dürfte, die Gnade ihrer Aufmerksamkeit zu erfahren.
Nun mag man einwenden, sich einen „guten Tag“ oder ein Wiedersehen zu wünschen, sei oftmals schlicht verlogen. Weshalb etwas sagen, was man ohnehin nicht so meint. Gleiches könnte für standardisierte Antworten gelten.
Eine Gesellschaft, die sich aber nicht einmal mehr Höflichkeitsformeln gestattet und in der das Interesse am Gegenüber sich alleine an Kosten-Nutzen Erwägungen ausrichtet, wird nicht zwingend konfliktärmer. Es gibt jedoch auch kreative Ansätze, um derartige Konversationssackgassen zu vermeiden.
Das ist der Trick meines Freundes auf die Frage: „Weißt Du noch, wer ich bin?“
Am gleichen Abend unterhalte ich mich mit einem Freund. Eine ältere Dame steuert auf ihn zu. „Weißt Du überhaupt noch, wer ich bin?“
Ich kenne die Situation und empfinde diese Frage meistens als Zumutung.
Das Gesicht ist einem bekannt. Man kann es aber beim besten Willen nicht zuordnen. Weder einer Begegnung, noch einem Ort. Schon gar nicht einer Anekdote.
Nun könnte man schwindeln und Zeit schinden: „Natürlich. Ich bezweifle aber, dass Du überhaupt noch weißt, wann wir uns zum letzten Mal gesehen haben.“
Funktioniert zuweilen, da der Ball wieder im anderen Spielfeld ist. Die Wahrscheinlichkeit steigt, einen entscheidenden Hinweis auf die Person zu bekommen.
Die Dame setzt noch einmal an: „Du weißt es tatsächlich nicht“, der Unterton ist nicht wirklich freundlich. Mein Freund scheint zu ahnen, dass Schwindeln allzu oft in die Hosen geht.
„Nein. Aber da ich manchmal nicht einmal weiß, wer ich selbst bin, bist Du, wenn schon nicht in guter, dann wenigstens in vertrauter Gesellschaft. Hilf mir bitte ein letztes Mal.“
Sie tut es. „Funktioniert jedes Mal“, raunt er mir anschließend noch zu.