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Karlspreis für Swetlana Tichanowskaja, Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa

Der Internationale Karlspreis ist in Aachen an die drei belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa verliehen worden.

Zwei der Preisträgerinnen leben im Exil. Die dritte ist in dem vom Machthaber Alexander Lukaschenko autoritär geführten Belarus inhaftiert. Ein Foto der inhaftierten Kolesnikowa hielt ihre Schwester Tatjana Chomitsch während der Zeremonie hoch.

"Wir hören Sie und wir haben Sie nicht vergessen"

Bei der Zeremonie würdigte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock die drei Preisträgerinnen als "mutigste Frauen Europas". Die Grünen-Politikerin lobte in ihrer Laudatio den Einsatz der Oppositionspolitikerinnen aus Belarus für Freiheit und Demokratie. Sie sagte: "Wir stehen an Ihrer Seite", und: "Wir hören Sie und wir haben Sie nicht vergessen".

Baerbock äußerte sich kritisch zu Einschätzungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90, nun werde es in ganz Europa eine automatische Entwicklung zu mehr Freiheit und Demokratie geben.

Der Glaube, dass auch mit Diktatoren wie Alexander Lukaschenko in Belarus zu einem gewissen Grad Zusammenarbeit möglich sei, habe "uns vielleicht gegenüber dem belarussischen Regime zu zögerlich handeln lassen". Hoffnungen, dass durch Handel allein bereits Wandel entstehe, hätten sich als Illusion erwiesen. "Das war falsch."

Tichanowskaja: Karlspreis gehört allen Belarussen

Die belarussische Karlspreisträgerin Swetlana Tichanowskaja unterstrich die Bedeutung der Einigkeit Europas mit Blick auf den Frieden in der Ukraine und die Demokratie in ihrer Heimat Belarus. Diktatoren versuchten, den Westen zu spalten "Sie versuchen, einen Keil zwischen die Länder der Europäischen Union zu treiben, sagte sie.

Der Karlspreis gehöre nicht ihr oder dem Trio der damit ausgezeichneten Frauen, sondern allen Belarussen, die enorme Anstrengung und Hingabe in ihrem friedlichen, gewaltlosen Kampf gegen Tyrannei gezeigt hätten. "Er gehört auch jedem Kind, das darauf wartet, dass Mutter oder Vater aus dem Gefängnis entlassen werden", sagte Tichanowskaja.

"Wir sind eine europäische Nation, die Pech hatte"

Mit dem renommierten Preis der Stadt Aachen ausgezeichnet wurde auch ihre Mitstreiterinnen Veronika Zepkalo, die sich mit einer emotionalen, persönlichen Rede bedankte. Die dritte Preisträgerin, Maria Kolesnikowa, ist in Belarus zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Daher nahm ihre Schwester Tatjana Chomitsch den Preis entgegen.

Chomitsch zeigte während der gesamten Zeremonie ein Foto ihrer Schwester Maria, die darauf mit ihren Händen ein Herz formt. Chomitsch betonte die weiter notwendige Unterstützung Europas: "Wir sind eine europäische Nation, die Pech hatte."