Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten: Schon 21 Tote in Mittel- und Osteuropa

Trotz nachlassender Regenfälle gibt es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa noch keine Entwarnung: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. Insgesamt gibt es nun 19 Tote. (Alex HALADA)
Trotz nachlassender Regenfälle gibt es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa noch keine Entwarnung: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. Insgesamt gibt es nun 19 Tote. (Alex HALADA) (Alex HALADA/AFP/AFP)

Trotz nachlassender Regenfälle hat es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa am Dienstag noch keine Entwarnung gegeben: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. In einem überfluteten Haus entdeckten Feuerwehrleute ein fünftes Todesopfer. In Polen stieg der Zahl der Toten auf sechs. Damit kamen bei den Überschwemmungen nun insgesamt 21 Menschen ums Leben.

In Niederösterreich, wo nach tagelangem Dauerregen immer noch ganze Landstriche unter Wasser stehen, wurden am Montag und in der Nacht zu Dienstag sieben Ortschaften im Tullnerfeld an der Donau evakuiert. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt rückte die österreichische Feuerwehr seit Freitag zu 33.000 Einsätzen aus.

Am Dienstag entdeckten Feuerwehrleute in einem überfluteten Haus in Niederösterreich die Leiche einer 81-jährigen Frau. Am Montag waren bereits zwei Männer im Alter von 70 und 80 Jahren tot aufgefunden worden. Sie waren nach Polizeiangaben von den steigenden Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossen worden. Später entdeckten die Rettungskräfte die Leiche eines weiteren Mannes im Wasser. Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, der nachlassende Regen habe am Dienstag "etwas Entspannung" gebracht. In vielen Regionen gingen die Pegel "Gott sei Dank" zurück. Das Ausmaß der Schäden sei aber "noch nicht abschätzbar".

In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen in Österreich zwar nur noch einzelne Regenschauer. Gewarnt wird nun vor drohenden Erdrutschen, weil infolge der Überschwemmungen Erd- und Gesteinsmassen und ganze Berghänge ins Rutschen geraten könnten.

Auch in Polen, Tschechien und Rumänien ist die Gefahr noch nicht gebannt. In Polen verzeichneten die Behörden am Dienstag zwei weitere Todesopfer. Wie die Polizei mitteilte, sind damit insgesamt sechs Menschen mutmaßlich in den Fluten ertrunken. In Rumänien gab es bereits sieben Tote.

In Tschechien, wo bislang drei Tote und mehrere Vermisste verzeichnet wurden, waren am Dienstag immer noch mehr als 60.000 Haushalte ohne Strom, vor allem im Nordosten des Landes. Am Montagabend mussten 500 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden.

In Deutschland gaben die kirchlichen Hilfswerke Caritas und Diakonie Nothilfe-Maßnahmen für die Hochwasser-Gebiete bekannt. Die Diakonie stellt in einem ersten Schritt 100.000 Euro für Soforthilfen bereit. Caritas international kündigte am Dienstag in Berlin eine Akuthilfe von zunächst 50.000 Euro für Partnerorganisationen in Polen, Tschechien, Rumänien und Österreich an.

"Die Menschen, die massiv vom Hochwasser betroffen sind und Hab und Gut verloren haben, stehen vor großen Problemen: Sie brauchen Mittel, um den Alltag zu bewältigen. Bargeld hilft ihnen, Lebensmittel zu besorgen oder nötige Anschaffungen zu bestreiten", erklärte der Präsident von Caritas Europa, Michael Landau. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Defaa wies zudem auf den Zusammenhang zwischen der Hochwasser-Katastrophe und dem Klimawandel hin. "Wir brauchen eine Klimasozialpolitik, die die großen Risiken des Klimawandels ernst nimmt und unseren Wachstumspfad auf einen CO2-sparsamen Weg umsteuert", verlangte sie.

Experten zufolge führt die Erderwärmung zu häufigerem und intensiverem Starkregen. Eine Analyse des europäischen Forschungskonsortiums ClimaMeter ergab, dass der Starkregen in Mittel- und Osteuropa in den vergangenen Tagen "größtenteils" auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen ist. Starkregen-Ereignisse wie dieses sind heute demnach bis zu 20 Prozent intensiver als noch am Ende des vergangenen Jahrhunderts.

mid/ck