In Kerbers Abschieds-Interview wird ARD-Mann Bommes plötzlich sehr "uncharmant"
Am fünften Wettkampftag gibt es Edelmetall für Team Deutschland, Zeitlupen im Fußball, einen denkwürdigen Abschied und überraschende Interviews.
"Der Eiffelturm strahlt, das deutsche Team strahlt", lautete Alexander Bommes Fazit zum fünften Tag der Olympischen Spiele. Kein Wunder, es war ein guter Tag für Team D: Zu den zwei Goldmedaillen von Samstag und Montag gesellten sich am Mittwoch zweimal Silber (Judo und Kanuslalom) und zweimal Bronze (Rudern und Schwimmen). Schöne gerade Zahlen.
Eine weitere gute Nachricht: Die ARD hat beim Olympic Broadcasting Services offenbar wie angekündigt die Muskeln spielen lassen. Nach den zahlreichen Beschwerden über die Bildregie beim Spiel der DFB-Frauen gegen die USA sah man beim Spiel gegen Sambia - Tatsache! - das Spiel. Und sogar Zeitlupen! Also, wenigstens ab Minute 7, denn erst da schaltete das Erste zur Live-Übertragung.
Klar, man musste vorher noch den Werbeblock unterbringen. Und fix die Gegnerinnen vorstellen. Und ehrlich: Was soll auch schon beim Anstoß groß passieren? Ist ja nicht so, dass da nach einem Pass aus dem Mittelfeld heraus innerhalb von sieben Sekunden ein Tor fallen könnte ...
Chinese "verliert" seine Beine
Es "schüllert" (O-Ton Fußball-Kommentatorin Stephanie Baczyk) dann auch erst nach knapp elf Minuten. Deutschland - Sambia: 1:0. Fußball-Fans, die jetzt glaubten, den DFB-Kick in voller Länge sehen zu können, guckten im linearen TV in die Röhre (selbst, wenn sie längst keinen Röhrenfernseher mehr hatten). Der USP der Olympischen Spiele sei schließlich, wie Alexander Bommes seinem Studiogast Miriam Butkereit erklärte, folgender: "Alle Sportarten sind gleich viel wert, so nebeneinander."
Folgerichtig zappte das Erste mitten in Halbzeit 1 zum Geräteturnen. So wurde man rechtzeitig Zeuge, wie ein chinesischer Turner laut TV-Expertin Elisabeth Seitz "seine Beine verlor". Da fragt man sich doch, was da eigentlich los ist in Paris. Denn Andrea Petković, für das ZDF als Co-Kommentatorin beim Tennis am Start, hatte erst am Sonntag ihre Ohren verloren. Hoffentlich finden sich die Körperteile beizeiten wieder ein.
Wer nicht zum Live-Stream schaltete, war, was den Spielstand beim Fußball betraf, spätestens nach der "Tagesschau" nicht mehr auf dem Laufenden. So wie Bommes selbst, der sich ängstlich erkundigte: "Führen wir noch, Steffi?" Ja, taten wir, also die DFB-Auswahl, nämlich 2:1. Am Ende wurde es ein 4:1 und der Einzug ins Viertelfinale.
Untröstliche Joko-Silbermedaillen-Gewinnerin irritiet Bommes
In der Runde der Top 8 war übrigens für Angelique Kerber nach einem epischen Match Schluss. Richtig Schluss. Die dreifache Grand-Slam-Siegerin beendet bekanntlich ihre Karriere. Zum Abschied gab es im ARD-Olympia-Studio ein Grußwort von Bommes-Spezi Bastian Schweinsteiger (die beiden können halt nicht ohneeinander) nebst Gattin Ana Ivanović und ein paar Kinder- und Jugendfotos der frischgebackenen Tennis-Rentnerin.
Was soll man sagen: "Angie" hat sich in all den Jahren nicht verändert. Nur der Moderator will während ihres letzten Spiels Anzeichen des körperlichen Verfalls bemerkt haben: "Ich will nicht uncharmant sein", behauptete er - und war es dann doch: "Aber Sie sahen zwischendurch ganz schön fertig aus!"
Auf jeden Fall sah die ehemalige Nummer 1 der Welt an diesem Abend deutlich glücklicher aus. Glücklichker nämlich als die Silbermedaillengewinnerin im Judo: "Ich war die einzige auf dem Podest, die ihr letztes Spiel verloren hat", ärgerte sich Miriam Butkereit immer noch. Und setzte noch eins drauf: "Ich glaube nicht, dass es heute mein Tag war." Bommes war da sichtlich verwirrt. Womöglich hätte er dieses Interview lieber mit sich selbst geführt.
Gose beendet Interview: "Hab Angst, die Siegerehrung zu verpassen"
Geschwommen wurde natürlich auch. Unter anderem von dem Franzosen Leon Marchand, der aussieht wie Andreas Wellinger, und dessen Porträt sich Tom Bartels vermutlich demnächst auf den Steiß tätowieren lassen wird. So begeistert war er vom Lokalmatador, der die Schwimmhalle stimmungsmäßig in "ein Fußballstadion" verwandelte, dass er den Zuschauern glatt empfahl: "Wenn Sie noch die Chance haben, ein Ticket zu kriegen - er schwimmt in eineinhalb Stunden wieder!" Kleiner Blick auf den Fahrplan der Bahn: Wird knapp. Um diese Zeit dauert eine Zugfahrt von Köln nach Paris rund elf Stunden. Und die Concorde fliegt seit 2003 nicht mehr.
Bleibt doch nur die Live-Übertragung. Wo man (ungekürzt) miterleben durfte, wie Isabel Gose Bronze über 1.500 Meter Freistil holte. Bevor Dominik Vischer ihr im anschließenden Interview wieder unhöfliche Fragen nach ihrem Exfreund stellen konnte (natürlich brachte der Sender Lukas Märtens dann später doch noch ins Spiel), servierte die Schwimmerin ihn höflich ab: "Ich muss jetzt los, ich hab ein bisschen Angst, die Siegerehrung zu verpassen." Diesen Satz sollte man sich unbedingt notieren: Er lässt sich in jeder Lebenssituation anwenden, um ein unangenehmes Gespräch zu beenden. Probieren Sie's aus!