Kiew meldet Erfolg an der Front: Truppen durchbrechen offenbar russische Linien
Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive offenbar die erste von mehreren russischen Verteidigungslinien durchbrochen. Das gab Brigadegeneral Oleksander Tarnawskyj bekannt. Demnach würden sich die Streitkräfte in der Region Saporischschja jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen befinden.
Allein an der ersten Linie hätte Russland 60 Prozent seiner Ressourcen und Zeit eingesetzt, so der Kommandeur der Truppen im Gebiet Saporischschja. Bei den Verteidigungslinien zwei und drei seien noch je 20 Prozent der Ressourcen zu erwarten. Die Gegenoffensive war lange durch ein riesiges Minenfeld in der Region erschwert worden.
Die Ukraine hatte seit Tagen Fortschritte in der Region gemeldet, über die auch das US-Institut für Kriegsstudien ISW in seiner in Washington am Samstag (Ortszeit) veröffentlichten Analyse schrieb. Dort war unter Berufung auf russische Quellen die Rede von Problemen der Besatzer. Für Russland verschlechtere sich die Lage an der Front.
Neuer Verteidigungsminister: Umerow für Resnikow
Derweil hat Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow auswechselt. Er werde dem Parlament den 41 Jahre alten Chef des staatlichen Vermögensfonds als Nachfolger des geschassten Resnikow vorschlagen, teilte Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videobotschaft mit. Resnikows Abgang war seit Längerem erwartet worden.
"Ich habe entschieden, den Verteidigungsminister der Ukraine zu ersetzen. Olexij Resnikow hat 550 Tage Krieg in vollem Umfang hinter sich", so Selenskyj. Er sei der Meinung, dass das Ministerium neue Herangehensweisen brauche "und andere Formate der Zusammenarbeit mit den Soldaten und der Gesellschaft insgesamt".
Der Unternehmer und Investor Umerow, der krimtatarischer Abstammung ist, setzt sich seit Jahren für eine Befreiung der bereits 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ein.
Als neuer Verteidigungsminister hätte er weniger auf den Verlauf der aktuellen Gegenoffensive Einfluss, die Verantwortung haben Selenskyj als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und die Generäle. Umerow müsste sich vor allem um die Finanzierung der Armee und um deren Ausstattung mit Waffen und Munition sowie um die Versorgung kümmern.
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Welchen Sinn hat der Drohnenkrieg der Ukraine gegen Russland?
Resnikow hat am Morgen formal um seine Entlassung ersucht. "Gemäß der Entscheidung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe ich meinen Rücktritt bei der Obersten Rada der Ukraine eingereicht", schrieb der Minister am Montag bei Facebook. Er sei bereit, dem Parlament Rechenschaft über die geleistete Arbeit abzulegen.
Moskau mit neuen Drohnenattacken auf Zentral- und Südukraine
Unterdessen hat Russland in der Nacht und am frühen Montagmorgen erneut schwere Drohnenangriffe auf Ziele im Süden und im Zentrum der Ukraine gestartet. "Dreieinhalb Stunden lang haben die russischen Terroristen den Süden des Gebietes Odessa mit Drohnen attackiert", schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, am Montag bei Telegram. Zwar seien 17 Drohnen abgeschossen worden, es gebe aber auch mehrere Einschläge. So seien im Landkreis Ismajil Lagerräume, Produktionshallen, Industriebetriebe und landwirtschaftliche Geräte beschädigt worden.
Nach Angaben russischer Militärblogger wurde im Gebiet Odessa erneut die Hafeninfrastruktur im Donaudelta attackiert. Dabei sei in der Hafenstadt Reni eine Ölanlage beschädigt worden. Unabhängig ließen sich diese Angaben zunächst nicht überprüfen. Nach Auslaufen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer hat Russland aber bereits mehrfach gezielt Häfen in der Ukraine beschossen.
Daneben wurden am Morgen auch aus der Industrieregion Dnipropetrowsk Angriffe gemeldet. Durch einen Treffer in einem Infrastrukturobjekt sei ein Brand ausgebrochen, teilte Militärgouverneur Serhij Lyssak auf seinem Telegram-Kanal mit. Nähere Angaben zu den Schäden machte er nicht. Sechs Drohnen seien abgeschossen worden.
Tote und Verletzte soll es vorläufigen Angaben zufolge aber weder in der Region Odessa noch in Dnipropetrowsk gegeben haben.