Russland wirft Ukraine Angriff auf russischem Staatsgebiet mit zwei Toten vor

Der russische Vorwurf eines Angriffs von ukrainischen "Saboteuren" in Russland mit zwei Todesopfern hat die Konfrontation zwischen Kiew und Moskau am Donnerstag noch einmal verschärft. Russische Behörden und der Geheimdienst FSB berichteten von einer Gruppe von bewaffneten ukrainischen "Saboteuren", die in die Region Briansk an der Grenze zur Ukraine eingedrungen sei. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von "Terroristen". Die Ukraine wies die Vorwürfe als "absichtliche Provokation" Moskaus zurück.

Putin sagte, ukrainische "Terroristen" und "Neonazis" hätten auf Zivilisten in der Region Briansk geschossen. Die Ukrainer hätten einen "Terroranschlag verübt, sind in unser Grenzgebiet eingedrungen und haben das Feuer auf Zivilisten eröffnet", sagte Putin in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach von einem "Terrorangriff". Nach seinen Angaben sagte Putin eine geplante Reise in den Kaukasus ab.

Der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, sprach im Online-Dienst Telegram von "einer Aufklärungs- und Sabotage-Gruppe, die in das Dorf Ljubetschane von der Ukraine aus eingedrungen" sei. Nach seinen Angaben "haben die Saboteure das Feuer auf ein fahrendes Fahrzeug eröffnet", wodurch zwei Bewohner getötet und ein Kind verletzt wurden. Der Junge sei ins Krankenhaus gebracht worden, wo ihm in einer Operation eine Kugel entfernt wurde, gab Bogomas an.

Nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen soll die ukrainische Gruppe auch Geiseln genommen haben. Es war nicht möglich, die Angaben unabhängig zu verifizieren.

Später teilte der FSB nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen mit, die "ukrainischen Nationalisten" seien in die Ukraine zurückgedrängt und dort mit einem "massiven Artillerieschlag" angegriffen worden. Es seien "große Mengen Sprengstoff" bei dem Einsatz gefunden worden.

Die Ukraine wies die Vorwürfe zurück. Präsidentenberater Michailo Podoljak erklärte im Online-Dienst Twitter, "die Geschichte über eine Sabotage-Gruppe in Russland ist eine klassische absichtliche Provokation". Russland "will seinen Leuten Angst machen, um seinen Angriff auf ein anderes Land und die wachsende Armut nach einem Jahr Krieg zu rechtfertigen". "Der terroristische Staat will jeden Tag für unsere Bevölkerung in einen Tag des Terrors verwandeln", erklärte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj.

In zwei Videos in den Online-Netzwerken bekennen sich vier Männer in Militäruniform dazu, in die Region Briansk eingedrungen zu sein. Sie geben sich darin als russische Freiwillige innerhalb der ukrainischen Armee aus und weisen die Vorwürfe zurück, Geiseln genommen oder Zivilisten getötet zu haben.

Gouverneur Bogomas berichtete auch über einen ukrainischen Drohnen-Angriff auf das Dorf Suschany in derselben Region, wodurch ein Haus in Brand geraten sei. Die Rede war auch von Granatenangriffen auf zwei Häuser im Ort Lomakowka, ebenfalls in der Region Briansk.

Der russische Gouverneur einer weiteren Grenzregion, der Region Kursk, Roman Starowoit, berichtete von der Bombardierung des Dorfes Tetkino, wodurch es einen Toten und einen Verletzten gegeben habe.

Die russische Grenzregion ist bereits häufiger von ukrainischer Seite aus unter Beschuss geraten. Es ist aber sehr selten, dass die russische Seite von einer Gruppe von "Saboteuren" spricht.

Russlands stellvertretender Außenminister warf den USA derweil eine Beteiligung an ukrainischen Drohnenangriffen gegen russische Militärstützpunkte vor. "Wir wissen, dass diese Angriffe ohne eine sehr umfangreiche und ausgeklügelte Hilfe der Vereinigten Staaten für das ukrainische Militär niemals möglich gewesen wären", sagte Sergej Riabkow in Genf.

Unterdessen gingen die Kämpfe in der Ukraine weiter. Nach Angaben der ukrainischen Polizei wurden bei einem russischen Angriff auf einen Wohnblock in der südukrainischen Stadt Saporischschja mindestens drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt.

oer/bfi