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Kim Jong-un: Ist das der Grund für die Abkehr von den Atomtests?

Seit Ende 2011 Oberhaupt Nordkoreas: der heute 34-jährige Kim Jong-un. (Bild: Getty Images)
Seit Ende 2011 Oberhaupt Nordkoreas: der heute 34-jährige Kim Jong-un. (Bild: Getty Images)

Internationale Beobachter waren am Wochenende erstaunt, als der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un ankündigte, seine Atom- und Raketentests auszusetzen. Chinesische Wissenschaftler wollen nun den Beweggrund dafür entdeckt haben.

Sie sind der Grund, warum Nordkorea niemand etwas anhaben kann: funktionsfähige Atomsprengköpfe sowie Langstreckenraketen, auf denen erstere befördert werden können. Durch sein Atomwaffenprogramm hat sich das Regime in Pjöngjang gegen äußere Angriffe quasi immunisiert. Etliche Atomtests – unter anderem im Sommer 2017 – sollten die Stellung Nordkoreas als Atomstreitmacht zementieren.

Dass Kim Jong-un nun völlig überraschend ankündigte, Atomtests bis auf Weiteres auszusetzen, stellt selbst viele Experten vor ein Rätsel. Welche Absicht verfolgt der Diktator? Handelt es sich um eine diplomatische Geste im Vorfeld des historischen Korea-Gipfels, der am 27. April in Panmunjeom stattfindet? Oder hat etwa die US-Regierung von Donald Trump ein Druckmittel in der Hand, von dem die Öffentlichkeit nichts weiß?

Wenn es nach chinesischen Forschern geht, sieht die Antwort ganz anders aus.

In der Gegend des Berges Mantapsan soll Nordkorea Atomtests durchgeführt haben. (Bild: Screenshot/Google Earth)
In der Gegend des Berges Mantapsan soll Nordkorea Atomtests durchgeführt haben. (Bild: Screenshot/Google Earth)

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, behaupten Seismologen von der „University of Science and Technology of China“, dass große Teile eines unterirdischen Testareals eingestürzt sein sollen. Unterhalb des Berges Mantapsan, 70 Kilometer vor der Grenze zu China auf dem Testgelände Punggye-ri, gab es am 3. September 2017 eine Erschütterung infolge eines Atomtests. Laut Satellitenbildern und Geo-Auswertungen habe der ursprünglich 2205 Meter hohe Berg seither an Höhe verloren.

Die Erklärung der Wissenschaftler: Die Stollen in dem unterirdischen Areal, in denen die Atomtests durchgeführt worden sind, sollen kollabiert sein. Durch Risse in dem Gelände könnte sogar radioaktive Strahlung nach außen gedrungen sein, heißt es in einem Bericht der „South China Morning Post“.

Am 3. September soll laut dem chinesischen Geologen Wen Lianxing in 700 Metern Tiefe der stärkste Atomsprengkopf des Landes in einem Tunnel explodiert sein. Durch die bei der Explosion entstandene Hitze seien die Felsen zum Schmelzen gebracht worden. Rund acht Minuten nach der Detonation gab es laut Lianxing einen „beinah vertikalen Kollaps“. Im Inneren des Berges könnte nun ein Hohlraum von gewaltigen Dimensionen existieren. Nordkorea hatte für seine Atomtests extra ein Netz aus unterirdischen Gängen angelegt.

Jeffrey Lewis, Autor des Fachmagazins „Foreign Policy“, bezweifelt die Darstellungsweise der chinesischen Forscher jedoch teilweise. In einer Serie von Tweets erklärte er, warum:

„Kurzum: Nukleare Explosionen erzeugen Hohlräume. Einer dieser Hohlräume, den Seismologen entdeckt haben, ist kollabiert. Wissenschaft ist toll. Aber ein Hohlraum-Kollaps bedeutet nicht, dass das Tunnelsystem kollabiert ist, geschweige denn der ganze Berg.“

Ob nun der Berg teilweise eingestürzt ist oder lediglich ein Teil des Tunnelsystems: Kim Jong-un hat seine Atomtests jedenfalls nicht ganz freiwillig ausgesetzt, wie es scheint.