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"Die Kinder haben mir diese Unbedarftheit zurückgegeben"

Bei "The Voice" ist er ein alter Hase: Ab Sonntag, 23. Februar, wirkt Sasha zum dritten Mal als Coach bei "The Voice Kids" mit. Die Arbeit mit jungen Talenten gefällt ihm sehr.

Im Musikbusiness kennt sich Sasha bestens aus: 1998 hatte der Sänger mit "If You Believe" seinen ersten internationalen Erfolg. Auch als Coach hat er bereits eine beachtliche Karriere zurückgelegt: 2016 und 2017 saß er in der Jury von "The Voice Kids", dann 2018 und 2019 in der Schwestern-Produktion "The Voice Senior". Nun kehrt der 48-Jährige in die Jury der Kindercastingshow zurück. Die achte Staffel "The Voice Kids" startet am Sonntag, 23. Februar, ab 20.15 Uhr, auf SAT.1. Im Interview spricht der Vater eines Sohnes über seine Karriere und seine Aufgaben als Coach. Dabei verrät er auch, auf was es seiner Meinung nach wirklich ankommt.

teleschau: Seit 2018 sind Sie Vater. Zeigt Ihr Sohn schon Interesse an Musik?

Sasha: Ja, total. Er spielt mit einem Löffel auf meiner Gitarre rum und stellt sich an jedes Klavier, das er sieht. Vor allem aber trommelt er gerne.

teleschau: Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Sohn später auch ins Musikbusiness einsteigen wollen würde?

Sasha: Das kann ich schwer sagen. Das müssen wir entscheiden, wenn es soweit ist. Also es kommt ja auch darauf an, wie talentiert und musikalisch das Kind ist. Natürlich fände ich es doof, wenn mein Sohn jetzt gar nicht so gut singen könnte und sagen würde: "Ich möchte gerne Sänger werden." (lacht) Da würde ich mir dann denken: "Boah, Junge, wie erkläre ich das?" Spaß beiseite: Er darf machen, was er will.

teleschau: Wie war das bei Ihnen?

Sasha: Ich habe damals meinen Kopf auch noch nicht in der richtigen Richtung gehabt. Ich wusste nicht, will ich Schauspieler, Kinderarzt oder Musiker werden oder alles auf einmal? Ich glaube, ich war in 27 verschiedenen Sportvereinen, bis ich irgendwann mal das Richtige gefunden hatte. Ich brauchte sehr lange, um mich auszuprobieren. Meine Mutter gab mir diese Möglichkeit, und diese Möglichkeit möchte ich meinem Sohn auch geben, für sich selbst zu entscheiden. Wenn er Musik machen will und das nötige Talent dafür hat, dann soll er das doch bitte auch tun. Und wenn er es nicht möchte, ist es auch okay. Es würde mir wahrscheinlich viel schwerer fallen, wenn er überhaupt keinen Bock auf Musik hätte. Ich glaube, das fände ich viel schlimmer. (lacht) Von mir aus kann er auch gerne Startups gründen oder Webentwickler werden.

Über seine Rückkehr als Coach und den Erwartungsdruck mancher Eltern

teleschau: Bei "The Voice Kids" saßen Sie bereits 2016 und 2017 in der Jury. Was hat Sie zur Rückkehr bewegt?

Sasha: Das Coach-Roulette dreht sich ja immer weiter. Und ich könnte diese Sendung immer machen. Ich liebe diese Show! Mit den Kids zu arbeiten, ist einfach mega. Aber ich habe auch gemerkt, dass die Pause nicht schlecht war, weil das eine hochemotionale Geschichte ist: Ich arbeite ja nicht nur mit den Kindern, sondern muss irgendwann auch mal jemanden rauswählen. Das ist nicht leicht, weil die Talente mir auch ans Herz wachsen. Das ist schon sehr anspruchsvoll.

teleschau: Die Kinder, die bei "The Voice Kids" auf der Bühne stehen, sind noch sehr jung, zwischen acht und 14 Jahren. Wie steht es mit dem Druck, der während des Wettbewerbs auf ihnen lastet?

Sasha: Ich glaube, dass die Kids einfach viel besser darin sind, damit umzugehen. Natürlich sind sie nervös, aber ich glaube nicht, dass da ein großer Druck herrscht. Das ist alles sehr spielerisch und wird auch genauso vermittelt. Wir sagen ihnen: "Du musst nicht gewinnen, aber du kannst, wenn du Glück hast." Natürlich sagen wir auch: "Hey, gib dein Bestes, arbeite an dir." Aber ein besonderer Druck herrschte nicht. Ich hatte eher das Gefühl, dass man den Flohzirkus hier beisammenhält. (lacht) Wenn hier alle herumhüpfen wie Flummis und einen Riesenspaß haben, dann ist es wie in einem Freizeitcamp mit Musik.

teleschau: Kommt von den Eltern irgendein Erwartungsdruck auf die Kinder zu?

Sasha: Ich glaube, das gibt es in Einzelfällen schon. Aber die, die ich jetzt kennengelernt habe, waren cool. Natürlich können auch mal ehrgeizige "Eiskunstlauf-Eltern" im Hintergrund sein, aber für uns ist es wichtig, dass die Kids immer aus eigenem Ansporn kommen und richtig Lust haben, dabei zu sein. Ich versuche, da schon vorher extrem viel zu filtern und zu beruhigen. Außerdem haben wir Psychologen, die die Kinder aber auch die Eltern betreuen, damit das auch so geschmeidig bleibt, wie die Idee es vorsieht.

teleschau: Aber übertriebenen Ehrgeiz gibt es schon ab und an, oder?

Sasha: Natürlich ist es schon mal vorgekommen. Alles in allem ist das hier aber eine gute Nummer, sonst würde ich nicht mitmachen. Die Kids sind hier happy und haben die Zeit ihres Lebens. Natürlich ist es traurig, wenn man nicht mehr dabei ist. Die Kids verstehen auch am allerbesten, dass das eigentlich ein Spiel ist. Beim Spiel ist man manchmal so traurig, dass man weint, wenn man rausfliegt. Aber die Trauer legt sich dann auch wieder.

Tipps gegen Lampenfieber

teleschau: Wie sieht Ihre Arbeit mit den jungen Talenten aus?

Sasha: Das ist eigentlich sehr gemischt: Es gibt Kinder, die extrem weit sind und mit eigenen Ideen um die Ecke kommen. Ich glaube, das ist der Fluch und Segen von Social Media, dass die Kids einfach so extrem gut vorbereitet sind, auch musikalisch: In ihrem Alter habe ich teilweise noch gar nicht darüber nachgedacht, was eine Harmonie zu irgendeiner zweiten Stimme ist. Sie wiederum können das schon streckenweise anbieten, weil sie Bock darauf haben und es schon gelernt haben. Aber es gibt natürlich auch die Kids, die ich ein bisschen heranführen muss. Ich glaube, die erste Aufgabe eines Coaches ist, zu checken, wer die Leute überhaupt sind. Wer sind denn diese Menschen, die ich in den Blind Auditions, weil ich mich umgedreht habe, in mein Team bekommen habe? Erst mal muss ich sie kennenlernen und fühlen, wie der einzelne drauf ist. In einem nächsten Schritt muss ich dann die Battles zusammenstellen. Da hoffe ich natürlich, dass es sowohl menschlich als auch musikalisch ein Match ist.

teleschau: Stichwort "Battles": Haben Sie einen guten Tipp gegen Lampenfieber?

Sasha: Ich glaube, das einzige, was ich machen kann, ist, den Kids zu erzählen, dass es bei mir auch so war und dass es irgendwann aufgehört hat. "Lampenfieber" ist das böse Wort. Aufgeregt sein ist gut, das kann man positiv umwandeln. Aber Lampenfieber kann echt fies sein, weil es einen tatsächlich so weit treiben kann, dass man es nicht schafft, aufzutreten. Ich erzähle den Kids immer die Story von dem Lampenfieber, das ich drei Tage lang vor einem Dorffest-Auftritt hatte. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: "Du bist doch bescheuert! Jedesmal, wenn du auf die Bühne gehst, dann klappt das doch, und du singst wie eine Eins. Warum machst du dich so verrückt?" Irgendwann habe ich für mich dann eine Technik entwickelt, mit der ich die Aufregung in positive Energie umwandeln und vor einem Auftritt kanalisieren konnte. Das hat mir geholfen und vielleicht kann das ein oder andere Talent damit auch etwas anfangen.

Der Unterschied zu "The Voice Senior"

teleschau: Neben "The Voice Kids" sind Sie seit zwei Jahren auch bei "The Voice Senior". Wie würden Sie den Unterschied zwischen den beiden Formaten beschreiben?

Sasha: Das ist natürlich ein Riesenunterschied, aber es gibt auch einige Parallelen. Der größte Unterschied ist das Alter. Die Senioren haben mindestens ein Leben gelebt. Viele wollen den Wettbewerb einfach noch mal als Möglichkeit mitnehmen, sich einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie gehen nicht unbedingt mit dem Gedanken rein, das Ding zu gewinnen. Als Coach habe ich von den Senioren viel dazugelernt, weil jeder von ihnen seine eigene Geschichte erzählt: Das sind teilweise Menschen, die seit 40, 50 Jahren Musiker sind. Aber es gibt auch solche, die noch nie auf einer großen Bühne standen, weil sie sich nicht getraut haben. Bei den Kids ist es natürlich umgekehrt: Da sind recht viele Interessierte, die wie ein Schwamm alles aufsaugen und Informationen mitnehmen und verarbeiten. Aber sie haben mir auch diese Unbedarftheit zurückgegeben, mit der ich als Jugendlicher oder Kind selbst an Musik herangegangen bin. Dafür bin ich sehr dankbar.

teleschau: Mit "If You Believe" hatten Sie damals Ihren großen Durchbruch. Wie hat dieser Erfolg Ihr Leben verändert?

Sasha: Es war extrem. Ich habe sehr lange darauf hingearbeitet und hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass es nicht mehr klappt. Damals hatte ich schon ein bestimmtes Alter erreicht und dachte: "Mit Mitte 20 ist es schon ein bisschen spät für einen Popstar." Ich hatte sogar schon damit angefangen, mich an der Uni einzuschreiben. Und dann kam das alles so Knall auf Fall und hat auf einmal funktioniert. Da habe ich mich einfach gefreut. Aber ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass es dann gleich ein internationaler Erfolg wird.

teleschau: Erinnern Sie sich heute auch wehmütig, daran zurück?

Sasha: Nö, überhaupt nicht. Ich habe das alles geil gefunden und mitgenommen. Die fünf Jahre sind relativ schnell vorbeigegangen, weil ich in der Zeit einfach so krass unterwegs war überall auf der Welt. Irgendwann habe ich dann gesagt: Gebt mir mal ein Jahr Pause, Leute. Ich muss mal eben gucken, wo ich überhaupt stehe und was hier gerade passiert ist.

"Nur mit Talent klappt die Karriere nicht"

teleschau: Was würden Sie jungen Menschen raten, die eine Musikkarriere anstreben?

Sasha: In der heutigen Zeit kann ich nicht in jeder Hinsicht den richtigen Ratschlag geben. Man darf auf keinen Fall glauben, dass das von allein passiert. Nur mit Talent klappt die Karriere nicht. Man muss auch extrem fleißig sein und bereit sein, alles andere dafür aufzugeben. Dann kann man es, glaub' ich, schaffen. Außerdem braucht es Leidenschaft und Selbstreflexion. Man sollte immer mal wieder innehalten und schauen: Wo steh ich und wo bin ich im Vergleich zu anderen? Wenn man das gut kann, hat man gute Chancen, es weit zu bringen.

teleschau: Jetzt haben Sie gerade gesagt, dass Sie in der heutigen Zeit nicht unbedingt Tipps geben können. Hat sich das Musikbusiness in den letzten Jahren so stark verändert?

Sasha: Ja, das Musikbusiness hat sich verändert, das Musik machen auch ein Stück weit. Aber am Ende muss man gute Songs schreiben und für sich seinen Platz finden. Und ich glaube, das ändert sich nie.