Kinderzeichnung aus dem Mittelalter geht viral

Eine Sammlung von Zeichnungen eines Siebenjährigen gehen auf Twitter viral und begeistern Zehntausende von Nutzern. Der Grund: Die Kritzeleien stammen aus dem 13. Jahrhundert.

Ein kleiner Junge erträumte sich im 13. Jahrhundert eine Zukunft als Ritter - seine Zeichnungen davon sind bis heute überliefert (Symbolbild: Getty Images)
Ein kleiner Junge erträumte sich im 13. Jahrhundert eine Zukunft als Ritter - seine Zeichnungen davon sind bis heute überliefert (Symbolbild: Getty Images)

Einblicke in das alltägliche Leben im Mittelalter können aus unterschiedlichsten Quellen stammen - manchmal auch aus Kinderhand. Eine echte Rarität sind die Zeichnungen des kleinen Onfim, der im Russland des 13. Jahrhunderts gelebt hat und offenbar davon träumte, ein tapferer Ritter zu werden.

Das zumindest deuten seine Zeichnungen auf Birkenrinde an, die aus der Zeit um 1220 überliefert sind, als Onfim nach Schätzungen von Experten etwa sieben Jahre alt gewesen sein muss. 17 dieser Kritzeleien sind erhalten geblieben, und dank Twitter hat dieses Nischenprodukt der mittelalterlichen Kunst in der digitalen Welt neue Berühmtheit erlangt. Der Twitter-Account "Weird Medieval Guys" (deutsch: seltsame Typen aus dem Mittelalter) teilte einige der Zeichnungen in einem Post, der prompt viral ging und Onfim einem neuen Publikum näherbrachte.

"Ich bin eine wilde Bestie"

Mehr als 20.000 Mal wurde der Post gelikt und mehr als 3000 Mal geteilt. Dass die Zeichnungen derart viel Aufmerksamkeit erlangen, ist kaum verwunderlich, geben sie doch einen seltenen Einblick in den Alltag einer längst vergangenen Zeit, der nicht von berühmten Künstlern oder Mönchen stammt, sondern von einem ganz normalen Jungen, der Männer mit Schwertern und Pferde in eine Birkenrinde ritzte.

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In weiteren Posts übersetzte der Twitter-Nutzer die Anmerkungen des kleinen Onfim aus dem Alt-Ostslawischen. Zu einer Zeichnung eines Ritters zu Pferde hatte dieser seinen eigenen Namen geschrieben und träumte damit wohl von eigenen Heldentaten. Eine weitere Zeichnung hatte er offenbar für einen Freund oder Schulkameraden namens Danilo angefertigt, den er im Text grüßte und ihm mitteilte: "Ich bin eine wilde Bestie."

Dass die Zeichnungen überhaupt erhalten sind, grenzt an ein Wunder, denn nicht nur ist Birkenrinde ein empfindliches Material, sie genoss zudem nicht den Luxus von offiziellen Manuskripten oder Kunstwerken, in geschütztem Umfeld aufbewahrt worden zu sein. Onfim, von dem indes auch vereinzelte Schulaufgaben überliefert sind, ist offenbar besonders sorgsam mit seinen Zeichnungen umgegangen.

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